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Das mechanische Herz

Das mechanische Herz

Titel: Das mechanische Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dru Pagliassotti
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einiges zu besprechen hatten. „Kyle ist einer der Gründe für das rasche Einlenken des Rates. Jetzt, da sich Alister in Haft befindet, gehört er zu den wichtigsten Programmierern der Stadt.“
    „Welches sind die anderen Gründe?“
    „Der Prototyp ist extrem kostbar, und sie wollen Alisters Informationen über das Spionagenetzwerk.“
    Das war längst nicht alles, das spürte Taya genau. Cristof mochte ihr nicht in die Augen sehen. „Unterlassungslüge!“ , schoss es ihr durch den Kopf.
    „ Was noch?“, bohrte sie weiter.
    Er zog die Schultern hoch.
    „Ich habe mich bereit erklärt, ihnen sämtliches Arbeitsmaterial auszuhändigen, das Alister bei sich zu Hause aufbewahrte. Ich hätte die Sachen auch an eine Tageszeitung geben können, zusammen mit der Aussicht auf ein Exklusivinterview.“
    „Das hättest du getan? Das glaube ich nie im Leben!“
    „Ich habe außerdem zugesagt, der Kasse des Rates zu spenden, was von Alisters Erbe übrig ist. Ich will das Geld sowieso nicht haben.“
    Taya runzelte die Stirn – er mochte ihr immer noch nicht in die Augen schauen.
    „Was noch, Cris?“
    Seufzend nahm er die Brille ab, kniff sich in den Nasenrücken.
    „Sie wollen, dass ich mich wieder wie ein Erhabener anziehe. Aber es wird nicht so schlimm sein wie früher.“
    Erschüttert starrte Taya ihn an.
    „Ihr habt gesagt, das würdet Ihr nicht tun!“
    „Werde doch nicht gleich so hitzig, Lass mich doch erst erklären!“
    „Ihr habt versprochen, dass Ihr nie wieder zurückgeht.“ Siedendheiß fielen Taya Gwens Ermahnungen ein. „Ihr habt gesagt, Ihr tragt nie wieder eine Maske!“
    Hilflos sah er sie an, die Brille baumelte in den Fingern der rechten Hand. Wie verletzlich er ohne das Glas und das Silber zwischen seinen Augen und ihrem Blick aussah!
    „Ich hatte die Wahl das dir gegebene Versprechen zu halten oder meinen Bruder zu retten“, sagte er leise. „Ich habe mein Bestes getan, beidem gerecht zu werden. Kannst du mir noch ein wenig länger vertrauen? Ich weiß nicht genau, ob die Abmachung, zu der ich mich bereit erklärt habe, deine Zustimmung findet, aber ...“
    „Erhabener? Ikarierin?“ Das war Scarios. Cristof warf Taya einen langen Blick zu, ehe er die Brille wieder aufsetzte.
    „Nicht alle Gerüchte über Erhabene entsprechen den Tatsachen“, verkündete er steif.
    Taya zögerte, ehe sie langsam nickte. Da hatte er natürlich recht.
    „Aber nachher sagt Ihr mir alles!“, mahnte sie. Cristof rückte die Brille zurecht, während Taya an ihm vorbeihumpelte. Dann nahm er ihre zweite Krücke auf und trug sie ihr nach.
    Taya war überrascht, als sie Alister im Vorzimmer vorfand, wo er seinen Besuch in seine öffentlichen Roben gehüllt auf einem Stuhl sitzend erwartete, das Gesicht hinter der ausdruckslosen Ebenholzmaske eines Erhabenen verborgen. Die über und über mit Juwelen und Stickereien verzierten Roben hingen schwer an ihm herab, auf dem Schoß so drapiert, dass man seine Hände nicht sah. Die Säume lagen in dichtem Faltenwurf auf dem Boden, über den Füßen. Alisters Maske unterschied sich in nichts von allen anderen Erhabenenmasken, die Taya in ihrem Leben schon zu Gesicht bekommen hatte: ein glattes Ebenholzrund mit Schlitzen für die Augen und auf den Wangen schimmernde Wellen, eine Einlegearbeit aus Gold.
    Noch nie hatte Taya Alister in Robe und Maske vor sich gesehen – aber immerhin begegnete sie ihm heute auch zum ersten Mal in Gegenwart von Fremden. Weder Amcathra noch Scarios war es gestattet, einen Erhabenen ohne Maske zu Gesicht zu bekommen.
    „Alister!“ Cristof tat einen eiligen Schritt auf den Bruder zu, besann sich dann aber und ließ den Blick sinken. „Ich habe mit dem Rat gesprochen, die Dekaturen sind bereit, dein Strafmaß auf die Strafe zu reduzieren, die auch Neuillan bekam. Im Gegenzug erwarten sie von dir Beistand.“ Mühsam riss er den Blick vom Boden los und streckte beide Hände mit den Handflächen nach oben vor sich aus. „Die notwendigen Papiere befinden sich in Händen des Hauptmanns. Wenn du auf diese Absprache eingehst, verwirkst du das Recht auf einen Prozess. Du gibst deine Schuld zu und akzeptierst deine Strafe: Verbannung aus der Stadt und deiner Kaste. Von heute an.“
    Eine sehr lange Minute lang regte sich die Gestalt in dem Stuhl nicht, und Taya fragte sich, ob dort überhaupt ein Mensch saß. Hatte Alister es fertiggebracht zu fliehen? Saß vor ihnen eine Puppe? Dann endlich hob der Erhabene die Arme, die immer noch bis über

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