Das mechanische Herz
Stuhl und spielte Karten mit seiner Bewachung, einer Liktorin.
„Entschuldigung?“, meldete sich Taya von der Tür aus. „Darf ich hereinkommen?“
Die Liktorin legte stirnrunzelnd ihre Karten ab, während sich der Demikaner mit offener Neugier Tayas Krücken ansah.
„Die kleine Kriegerin hat einen Gegner gefunden, der ihr gewachsen war?“, fragte er nicht unfreundlich auf Demikanisch.
„Der Mann, der mich angeschossen hat, ist tot“, antwortete Taya in derselben Sprache. Glücklich war sie mit der Antwort nicht, wusste aber, dass sie den Mann damit beeindrucken konnte. Wie erwartet reagierte er denn auch mit einem anerkennenden Lachen.
„Gut! So soll es jedem ergehen, der mit einem Gewehr auf seine Beute zielt.“
„Es geht dir besser. Ich bin froh, das zu sehen“, fuhr Taya fort.
„Es scheint, dass mein Geist dich am dunklen Tag nicht heimsuchen wird.“
„Entschuldigt bitte!“, mischte sich die Liktorin sauer ein. „Aber wer bist du überhaupt?“
„Ich bin Taya Ikara.“ Taya wechselte wieder zur eigenen Sprache. „Dieser Mann hat es mir zu verdanken, dass er im Siechenhaus liegt. Ich wollte mich nach seinem Befinden erkundigen.“
„Taya Ikara.“ Der Ton der Liktorin war eisig. „Dann hat dieser Mann ja Glück gehabt.“
„Ja.“ Seufzend wandte sich Taya, erneut auf Demikanisch, an den Patienten. „Die beiden Alzaner, mit denen du gearbeitet hast – sprachen sie irgendwann mal davon, eins der metallenen Hirne unserer Stadt stehlen zu wollen?“ „Metallenes Hirn“ – einen besseren Begriff für analytische Maschinen kannte die demikanische Sprache nicht.
„Sie sprachen von vielen Dingen, die sie stehlen wollten. Deine Flügel, Lochkarten ...“ Hier verwendete der Gefangene das ondinische Wort, allerdings mit einem solch schweren Akzent, dass man es kaum verstehen konnte. „Menschen, Metallhirne, Waffen. Ich hätte es besser wissen müssen und mich nicht mit Aasvögeln zusammentun dürfen.“
„Haben sie mit anderen über ihre Pläne gesprochen?“
„Mit anderen Alzanern.“ Der Demikaner zuckte die Achseln. „Hast du nach der Taverne mit der roten Tür Ausschau gehalten?“
Taya kaute an ihrer Lippe. War Amcathra diesem Tip nachgegangen? Nach dem Attentat auf die Drahtfähre waren alle anderen, weniger dringlichen Fälle erst einmal auf Eis gelegt worden, um sich ganz den Rettungs- und Aufklärungsarbeiten widmen zu können. Gut möglich, dass die Sache mit der Taverne untergegangen war.
„Du solltest gehen, Ikarierin!“ Die Liktorin warf Taya feindselige Blicke zu. „Es sei denn, du hast die offizielle Erlaubnis, mit diesem Gefangenen zu reden.“
„Kannst du mir noch irgend etwas über die beiden sagen?“, erkundigte sich Taya rasch auf Demikanisch.
„Sie wollten bestimmte Waffen, und ich glaube, sie hatten jemanden gefunden, der ihnen welche verkaufen wollte. Sprengkörper. Darüber schienen sie sehr froh.“ Der Demikaner zuckte die Achseln. „Sprengkörper sind nicht besser als Gewehre. Eine feige Art zu töten.“
Die Liktorin war aufgestanden, eine Hand an der Pistole an ihrem Gürtel. Taya entfernte sich rasch rückwärts hüpfend.
„Das finde ich auch“, sagte sie auf Demikanisch, ehe sie in der eigenen Sprache hinzufügte: „Ich gehe ja schon, ich bin schon weg.“
„Worum ging es in eurem Gespräch?“, erkundigte sich die Frau misstrauisch.
„Geister, Aasvögel und Gewehre.“ Taya musterte die Waffe der Frau vielsagend. „Demikaner finden, nur Feiglinge bedienen sich einer Feuerwaffe.“
„Ich schere mich einen Dreck darum, was Demikaner denken.“
„Warum solltest du auch.“ Taya nickte dem Gefangenen zu, ehe sie aus der Tür humpelte, die ganze Zeit den Blick der Liktorin im Nacken spürend.
Gregor half ihr zurück in die Kutsche.
„Kennst du in Schlackenseite eine Kneipe mit einer roten Tür?“, fragte sie, indem sie die Krücken neben sich auf den Sitz legte. Gregor lehnte sich an die Kutschentür. Nachdenklich runzelte er die Stirn.
„Schlackenseite, sagst du? Da unten fragt selten mal jemand nach einer Droschke, obwohl manche der Straßen breit genug wären. Da willst du doch wohl nicht hin, oder?“
„Eigentlich schon.“ Taya seufzte. „Kennst du jemanden, der sich in Schlackenseite auskennt?“
„Nein.“ Gregor zuckte die Achseln. „Wer seine Zeit in Schlackenseite verbringt, den will ich nicht zu meinen Freunden zählen. In Schlackenseite treiben sich Betrüger, Diebe und Halsabschneider herum.“
„Aber
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