Das mechanische Herz
doch sicher nicht nur solches Volk!“
„Genügend, dass Außenseiter sich lieber fernhalten sollten. Hübsche junge Mädchen auf Krücken erst recht.“
„Was ist mit dem Eingelegten Ozeanauten?“
„Da droht einem höchstens der Tod durch Langeweile.“ Gregor lachte. „Dann fahren wir also dorthin?“
„Wenn du nichts dagegen hast. Ich werde eine Weile bleiben, und du kannst etwas essen. Ich bezahle.“
„Geht in Ordnung. Blitz und ich können eine kleine Pause vertragen.“ Mit diesen Worten schloss Gregor die Tür und kletterte zurück auf den Kutschbock.
Kapitel 16
M it einer auffälligen und besorgniserregenden Ausnahme hockte Alisters Gruppe geschlossen an einem Tisch im Eingelegten Ozeanauten, als Taya dort ankam. Kyle fehlte immer noch. Die Programmierer stritten halbherzig über irgendein neues Programm, ohne dabei die Kneipentür einen Sekunde lang aus den Augen zu lassen. Taya ließ Gregor bei Blitz zurück und ging hinein. Ihr fiel sofort auf, dass einige andere Gäste die Gruppe misstrauisch beäugten. Möglich, dass Alister seine Gruppe in den Augen der Liktoren hatte reinwaschen können, für den strengen Gerichtshof der öffentlichen Meinung galt das noch lange nicht.
Da Cristof sie darum gebeten hatte, erwähnte Taya nichts von der möglichen Entführung. Ansonsten gab sie ausnahmslos alles weiter, was sie und der Erhabene bislang hatten herausfinden können.
„Schlackenseite?“ Victor kniff die Augen zusammen. „Gefährliche Gegend.“
„Viel ist das nicht“, musste Taya zugeben. „Aber vielleicht lohnt es sich doch, ihm nachzugehen.“
„Gut – gib mir eine halbe Stunde.“ Der bärtige Programmierer war aufgesprungen, blieb aber am Tisch stehen, als Pyke und Cassi in voller Montur das Lokal betraten. Tayas Flugausrüstung und ihren Fliegeranzug hatten sie dabei.
„Ihr habt meine Sachen!“ Taya sprang auf, nur um gleich wieder ächzend auf ihren Stuhl zu sinken. „Aua!“
„Ja.“ Pyke hatte Victor entdeckt – einen Moment starrten die beiden Männer einander verblüfft an, ehe der Ikarier den Blick abwandte und sich darauf konzentrierte, die schwebende Rüstung zwischen den Tischen hindurchzubugsieren. Offenbar verlangte das all seine Aufmerksamkeit. „Ich habe die Ausgabe quittiert, also nimm dich in acht. Wenn wieder etwas kaputtgeht, habe ich meinen Onkel am Hals.“
„Ich mache schon nichts kaputt!“, versprach Taya erleichtert und bedankte sich mit einem kräftigen Händedruck.
„Das möchte ich dir auch geraten haben.“ Pyke grinste sie liebevoll an.
„Pass auf!“ An einem der anderen Tische hatte sich ein Programmierer ducken müssen, um Cassis Fittichen auszuweichen, die ihm gefährlich nah gekommen waren. „Wir sind hier nicht in einer Vogelbar!“
„Noch so ein Spruch, und du kriegst nie wieder einen Brief, Locher!“ Cassi war am Tisch angekommen, wo sie sich auf die Rückenlehne von Tayas Stuhl stützte. „Wir sind ganz offiziell nicht bei der Arbeit!“, eröffnete sie der Freundin.
„Prima. Setzt euch doch.“ Taya stellte alle Anwesenden einander vor, ehe sie aufstand, um sich ihre Rüstung anzusehen. Der Programmierer am Tisch hinter ihnen räumte unwillig seinen Platz, woraufhin Cassi seinen Tisch gleich noch mit einem gezielten Tritt ihrer schweren Stiefel ein ganzes Stück beiseite schob, um sich mehr Platz für die Flügel zu verschaffen.
„Wir kennen uns“, meinte Pyke mit einem Blick auf Victor.
„Taya fragte gerade nach einer Gaststätte in Schlackenseite“, sagte der. „Wenn wir da runter wollen, könnte uns Scuro eine Hilfe sein, dachte ich.“
„Bist du mit ihm befreundet?“
„Wir haben ein paarmal zusammen ein Glas getrunken.“
„Ich würde ihn gern näher kennenlernen. Der Mann hat interessante Sachen auf Lager, gerade zum Thema technologische Kolonisierung.“
„Hast du letzte Woche seine Rede gehört?“
„Die über die Cabisi?“
„Oh Herrin, rette uns vor Verschwörern!“, stöhnte Cassi. „Wenn ihr zwei weiter über diesen gruseligen Kram reden wollt, dann bitte draußen vor der Tür.“
„Ganz meine Meinung! Freut mich, eine verwandte Seele kennenzulernen, die den ganzen Politschrott auch so abartig findet!“ Isobel streckte Cassi die Hand hin. „Wenn Victor erst mal beim Thema Politik ist, dann ist er nicht mehr zu stoppen.“
„Pyke ist genauso.“ Cassi ergriff die ihr gebotene Hand und schüttelte sie herzlich.
„Pyke?“, sagte Taya. „Draußen vor der Tür steht eine Droschke,
Weitere Kostenlose Bücher