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Das mechanische Herz

Das mechanische Herz

Titel: Das mechanische Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dru Pagliassotti
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lag, glitzerte zerbrochenes Glas.
    Langsam krochen die Minuten dahin. Auf einmal sah Taya im Haus ein Licht aufflackern. Erregt richtete sie sich auf, kniff die Augen zusammen, versuchte zu erkennen, ob es noch ein zweites Mal auftauchte.
    Ein Schuss hallte durch das Gebäude. Sofort sprang sie auf und stieß mit Lars zusammen, der sie gerade noch auffing, ehe sie hinfallen konnte. Die beiden rannten auf die Straße hinaus, als eine Frau schrie.
    Nun war in den Fenstern ganz deutlich Lampenlicht zu erkennen, so, als sei drinnen im Haus eine Barriere umgefallen.
    „Stehenbleiben!“ Cristofs Stimme im Innern des Gebäudes.
    „Komm!“ Taya kletterte über Schutthaufen, achtete nicht auf den Schmerz, der durch ihr Bein zuckte.
    „Warte, warte!“ Lars konnte sie gerade noch bei den Schwanzfedern packen, als sie sich anschickte, sich an einem Fenstersims hinaufzuhangeln. „Was hast du vor?“
    „Jemand könnte verletzt sein!“
    „Emelie!“ Das war Victor, auch im Innern der Raffinerie. „Bleib stehen!“
    Lars schob Taya beiseite, stemmte seinen dicken Leib durch das Fenster. Taya wartete ab, bis er sicher auf der anderen Seite gelandet war, ehe auch sie auf die Brüstung kletterte, wo der große Mann sie am Metallkiel packte und zu sich herunterzog. Sie stieß einen leisen Schrei aus, als einer ihrer Flügel den Fensterrahmen streifte und die gesamte Rüstung anfing, heftig zu vibrieren.
    „Du bist leichter, als du aussiehst!“, entschuldigte sich Lars, indem er sie auf dem Boden absetzte.
    „Ondium.“ Sie sah sich um, versuchte, sich einen Überblick zu verschaffen. Da war das Licht wieder. Nordwestlich. Erregt stieß sie Lars an. „Da!“
    Die beiden standen in einem ausgedehnten, offenen Raum voller Gerätschaften, die den Lichtschein teilweise dämpften. Trotzdem wurde schnell klar, dass er aus einem provisorischen Lager kam, das sich jemand an der einen Raumseite eingerichtet hatte. Lars stürmte los. Taya folgte langsam humpelnd und immer wieder leise fluchend, wenn eine der Maschinen im Raum plötzlich aus der Dunkelheit auftauchte und sie zwang, in letzter Sekunde taumelnd auszuweichen.
    Ein zweiter Schuss knallte, dicht gefolgt von einem dritten. Laute Stimmen riefen etwas auf Alzanisch.
    „Waffen weg.“
    „Ich sehe nur einen. Wo ist der zweite hin?“
    „Schmeiß mir die Munition rüber!“
    Taya zuckte zusammen, zauderte, versuchte, wieder Fuß zu fassen und lief gegen eine Metalleiter. Verwundert sah sie auf. Die Leiter führte zu einem Laufsteg, der in geraumer Höhe einmal um den gesamten Raum führte.
    Irgendwo schlug eine Tür. „Vic?“ Das war Isobels Stimme. Rasch dachte Taya nach. Wenn der Steg da oben wirklich einmal um den ganzen Raum führte, konnte sie von dort aus das Feuergefecht beobachten und ihren Freunden Anweisungen geben. Andererseits wurde sie da oben leicht zur Zielscheibe für eine verirrte Kugel. Keine gute Idee, wie ihre schmerzende Wade ihr versicherte.
    Dann hörte sie über sich Gepolter und gleichzeitig vibrierte das Eisen in ihrer Hand: oben auf dem Laufsteg lief jemand. Kurz entschlossen packte Taya den Handlauf der Treppe und stieg hoch, halb kletternd, halb, indem sie sich mit den Armen hochzog.
    „Lars! In Deckung!“, schrie Cristof, als ein weiterer Schuss durch das Gebäude hallte. Taya hangelte sich auf den Laufsteg. Dort stand jemand über das Geländer gebeugt und zielte mit dem Gewehrlauf nach unten.
    „Warte!“, schrie sie voller Panik. „Halt!“ Sie wechselte die Sprache, sprach den Schützen auf Alzanisch an. „Du musst dich ergeben, das Gebäude ist umstellt.“
    Verdutzt drehte sich der Mann um und ließ den Gewehrlauf sinken. Taya sprang auf ihn zu.
    Kaum hatte er erkannt, wen er vor sich hatte, als der Alzaner das Gewehr auch schon wieder hochriss. Aber Taya hatte getrieben vom Mut der Verzweiflung und unter kräftiger Mithilfe des Ondiums einen solchen Schwung entwickelt, dass sie sich auf ihn stürzen konnte, ehe er in der Lage war, den Abzug zu betätigen. Sie packte den Gewehrlauf, drückte ihn beiseite und rammte dem Mann die metallgeschützte rechte Schulter gegen die Brust. Der Alzaner stolperte rückwärts – und seine Waffe ging los, bäumte sich zwischen den beiden Kontrahenten auf.
    Endlich gelang es Taya, dem Mann das Gewehr aus der Hand zu reißen. Der versuchte, ihr den Ellbogen in die Rippen zu stoßen, traf aber statt dessen den Kiel ihrer Flugausrüstung, schrie auf und ließ ein alzanisches Wort hören, das Taya beim

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