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Das mechanische Herz

Das mechanische Herz

Titel: Das mechanische Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dru Pagliassotti
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bezahlbarer und solider.“
    Cristof hatte dem bärtigen Programmierer einen strengen Blick zugeworfen. „Wer sind denn deine Freunde? Die sogenannten Freiheitskämpfer?“
    „Nein. Die sind mir zu einseitig, ich verschreibe mich nicht einer einzigen Sache. Ich finde nur, dass man manchmal das Gesetz in die eigenen Hände nehmen muss, will man sicherstellen, dass der Gerechtigkeit Genüge getan wird.“
    „Kein Chronometer läuft besser, wenn jedes Zahnrad tut, was es will.“
    „Das Leben ist nicht so einfach wie ein Uhrwerk, Erhabener. Das sollte uns beiden doch klar sein.“
    „Weshalb bist du so sicher, dass ich dich nicht an die Behörden übergebe?“
    „Weil Ihr in letzter Zeit selbst ein paar Regeln gebrochen habt.“
    Darauf hatte Cristof nichts weiter gesagt, lediglich verärgert geschnauft und nachgesehen, ob seine Waffe geladen war. Als Victor Lars die vierte Schusswaffe geben wollte, hatte der sich entschieden geweigert.
    „Danke, aber ich kann mir nicht vorstellen, auf jemanden zu schießen!“ Lars hatte seine Waffe Gregor weitergereicht. „Nimm du sie, du kannst uns Rückendeckung geben.“
    Verdutzt, aber kommentarlos hatte der Kutscher die Waffe entgegengenommen.
    „Was willst du machen, wenn dich jemand mit einer Waffe bedroht?“, hatte Victor von Lars wissen wollen. „Du magst ja bei jeder Kneipenschlägerei gut wegkommen, aber wenn die Kugeln fliegen, nützen dir die Schinken herzlich wenig, die du als Fäuste bezeichnest.“
    „Aber so ein winziges Gewehr soll mit etwas nützen?“ Lars hatte verdrießlich den Mund verzogen. „Das sehe ich anders. Bewaffnet oder nicht, ich bin so groß, mich treffen sie immer, wenn geschossen wird.“
    „Es geht darum, den Gegner einzuschüchtern. Er soll Angst vor dir und deiner Knarre bekommen und gar nicht erst anfangen zu schießen.“
    Lars war hart geblieben. „Was, wenn ich so tue, als sei ich harmlos, und gleich die Hände hochnehme?“
    Niemand hatte den Ikariern Waffen angeboten, noch hatten sie selbst danach gefragt. Das Tragen einer Feuerwaffe verstieß gegen eine der wichtigsten Regeln für das Verhalten der gefiederten Boten der Stadt. Ein Ikarier setzte seine Flügel aufs Spiel, wenn er sich bewaffnete – selbst Pyke hatte nichts gesagt, sondern die Gewehre nur sehnsüchtig angestarrt.
    Nun sah Taya von ihrem Ansitz aus zu, wie Gregor aufs Dach seines Wagens kletterte, wo er sich niederließ, das Gewehr neben sich abgelegt. Er hatte die Kutsche zur rückwärtigen Seite des Gebäudes gelenkt und parkte nun auf dem Viehhändlerweg, einer breiten Straße, die zu einem der breitesten Tore in der Stadtmauer Ondiniums führte. Den Kutscher schien die Aussicht auf ein nächtliches Abenteuer ebenso zu erregen wie die Programmierer, auch wenn Cristof allen versichert hatte, es erwarte sie höchstwahrscheinlich nichts Aufregenderes als ein Haufen Schutt und, wenn sie großes Glück hatten, eine halbe kupferne Lochkarte.
    Die Gruppe hatte sich geteilt, wobei Cristof, wie Taya von oben sah, Lars als Partner gewählt hatte, während Isobel sich an Victor hielt. Die beiden Grüppchen machten sich zu einem Rundgang um das Werk auf, das eine nach links, das andere nach rechts.
    Taya gab ihnen einen Vorsprung, ehe sie sich vom Dach abstieß und zu einem leisen, langsamen Rundflug über das Gebäude aufbrach. Pyke tat es ihr gleich, während Cassi als Späherin und Signalgeberin hoch auf ihrem Ansitz verharrte und nach allen Seiten hin Ausschau hielt.
    Victor und Cristof schienen eine ähnliche Ausbildung genossen zu haben: Dicht an die Mauer gedrückt schlichen sie im Schatten der Fabrik von einem Fenster zum anderen, achteten darauf, dass ihre jeweiligen Partner es ihnen gleichtaten. Bei den Fensterlöchern schnellten sie hoch, die Schusswaffe im Anschlag, warfen einen schnellen Blick ins Haus, duckten sich und schlichen gebückt weiter. Als alle vier ihre Strecken abgegangen waren und an der hinteren Gebäudewand wieder aufeinandertrafen, kauerten sie sich hin, um zu beraten.
    Kurz darauf trat Isobel aus dem Dunkel und winkte. Taya kippte die Flügel zum Zeichen, dass sie sie gesehen hatte, und sah sich nach Pyke um. Der hatte Isobel wohl ebenfalls beobachtet und befand sich bereits auf dem Weg hinunter zur Straße.
    Sie landeten: Pyke auf den Beinen, Taya auf den Knien, was sehr weh tat. Sie fing an, sich zu fragen, warum ihn aller Welt sie sich darum gerissen hatte, Patrouille zu fliegen, statt oben die Aufpasserin zu spielen und Signale zu

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