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Das mechanische Herz

Das mechanische Herz

Titel: Das mechanische Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dru Pagliassotti
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geben, wenn Gefahr im Verzug war.
    Was natürlich im Grunde eine blöde Frage war, denn sie hätte es nie fertiggebracht, ruhig auf dem Dach zu hocken, fernab vom Geschehen, voller Sorge um Cristof. Da wäre sie verrückt geworden. Cassi hatte das ohne große Erklärung verstanden – der Herrin sei Dank.
    Pyke kam herüber, als Taya gerade die Flügel über dem Kopf einrasten ließ. Er reichte ihr die Hand und half ihr beim Aufstehen.
    „Alles in Ordnung?“
    „Prima“, ächzte sie, sehr bemüht, das verletzte Bein nicht zu belasten. Pyke stützte sie kommentarlos, während die beiden zu der beim Haus wartenden Gruppe hinübergingen.
    „Von oben ist mir nichts Außergewöhnliches aufgefallen!“, flüsterte sie, sobald sie die anderen erreicht hatte.
    „Gesehen haben wir hier unten auch nichts, dafür haben der Erhabene und ich etwas Merkwürdiges gerochen“, sagte Victor, ebenfalls leise. „Er findet, es roch nach Ammoniak. Ich finde eher, es war Methanol.“
    „Was besagt das?“
    „Das kann ich nicht sagen. Auf jeden Fall ist es ein komischer Geruch in einer Raffinerie, die seit fast einer Woche nicht mehr arbeitet.“
    Misstrauisch geworden musterte Taya die rußverschmierten Wände mit ganz neuen Augen.
    „Victor und ich gehen rein und sehen uns um“, sagte Cristof. „Ihr teilt euch auf und schlagt sofort Alarm, wenn jemand aus dem Haus gerannt kommt. Nicht schießen, nur rufen. Pyke, kannst du in der Luft bleiben und die Verfolgung aufnehmen, wenn jemand das Gebäude verlässt?“
    „Sicher.“
    „Dann meint Ihr also, es könnte jemand drin sein?“, erkundigte sich Isobel.
    „Chemische Dämpfe verflüchtigen sich rasch, es macht mir Sorgen, dass wir etwas riechen.“ Cristof untersuchte seine Schusswaffe. „Eigentlich sollte ich wohl jemanden von euch zur nächsten Tertiuswache schicken, aber der Hauptmann hat eine Menge anderer Sachen um die Ohren, ich möchte ungern falschen Alarm schlagen.“
    „Wenn Ihr jemanden schickt, dann Cassi“, sagte Pyke. „Taya sollte am Boden bleiben.“
    Taya wollte Einwände erheben, aber Pyke hinderte sie daran, indem er ihr eine Hand auf die Schulter legte.
    „He, ich habe dich gerade landen sehen. Noch mehr Erschütterungen kann dein Bein nicht vertragen. Möchtest du den Rest deines Lebens Bodendienst schieben wie Paolo?“
    Taya dachte an den verkrüppelten Nachtwächter. Natürlich wollte sie ihr Leben nicht verbringen wie er! Die Wunde pochte wieder einmal heftig, sie hatte den üblen Verdacht, dass die Wundnaht an ein oder zwei Stellen aufgegangen war.
    „Gut, ich bleibe am Boden. Es sei denn, es geht nicht anders“, lenkte sie ein. Pyke tätschelte ihr lobend die Schulter.
    „Wieso hört sie auf dich?“, wollte Cristof wissen.
    „Weil sie mich mag!“, antwortete Pyke mit selbstzufriedenem Lächeln.
    Taya warf beiden Männern einen angewiderten Blick zu.
    Stirnrunzelnd setzte der Erhabene seine Brille ab, um sie mit einem Taschentuch gründlich zu putzen. „Gut. Es gibt drei Türen: die große Doppeltür vorne und zwei kleinere hinten. Gregor kann die Vordertür bewachen, und Isobel, du stehst hinten Wache, die Türen dort kann man gleichzeitig im Auge behalten. Die Westseite hat Cassilta im Blick, also möchte ich, dass du, Lars, an die Ostseite gehst. Taya, du bleibst bei Lars. Ihr seid beide unbewaffnet, also geht in Deckung, wenn ihr jemanden seht, und schlagt laut Alarm.“
    „Verstanden.“ Lars nickte. Widerwillig tat Taya es ihm nach. Viel lieber wäre sie mit Cristof und Victor gegangen, wusste jedoch, dass sie mit ihrem verletzten Bein nur bedingt eine Hilfe war.
    Die Gruppe löste sich auf.
    Taya und Lars fanden eine Türöffnung, zu der ein paar verrußte Stufen führten, von denen aus sie im Sitzen einen Großteil der östlichen Mauer überwachen konnten. Lars kauerte sich auf die unterste Stufe, Taya auf eine der oberen. Die Spitzen ihrer Schwingen stießen an den oberen Türrahmen.
    „Alles in Ordnung?“, fragte Lars, als Taya sich vorbeugte, um ihr verletztes Bein anzusehen.
    „Ich glaube, die Wunde blutet wieder.“ Ungeduldig zupfte sie an den Bändern, mit denen sie das zerschnittene Hosenbein festgebunden hatte. „Diese Verletzung geht mir so auf die Nerven!“
    „Du solltest dich wirklich schonen.“
    „Nein, noch geht das nicht.“
    „Kann ich verstehen.“
    Sie warteten, die Augen unverwandt auf das dunkle Gebäude gerichtet. Die leeren Fenster klafften wie Wunden in den Wänden, im Schutt, der auf der Straße

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