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Das mechanische Herz

Das mechanische Herz

Titel: Das mechanische Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dru Pagliassotti
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Der ist ja kalt! Bleib sitzen, ich hole neuen.“
    „Bitte! Ich komme so schlecht hoch, ich gehe erst mal nirgendwohin.“
    „Spät geworden gestern?“ Pyke lehnte sich zurück.
    „Eigentlich nicht. Aber ...“
    „Warte! Kein Wort von der Hochzeit, bis ich wieder da bin!“, rief Cassilta, die gerade mit drei vollen Teebechern in der Hand quer durch den Speisesaal zurückkam. Schnell bahnte sie sich einen Weg zwischen den Tischen hindurch und setzte sich zu den anderen. „Wie war ’ s? Ich will alles ganz genau wissen.“
    Folgsam erstattete Taya Bericht über die Zeremonie. Pyke hielt es schon nach wenigen Minuten nicht mehr aus, überließ das Gespräch über Kleider, Essen und Babys den beiden Frauen und widmete sich wieder seiner Zeitung. Dass sie um ein Haar Opfer eines Raubüberfalls geworden war, erwähnte Taya lieber nicht, mochte sie sich doch keine Strafpredigt über die Gefahren anhören, denen man sich nachts allein auf den Straßen von Tertius aussetzte.
    „Hast du das Feuer letzte Nacht gesehen?“ Pyke hatte seine Zeitungslektüre beendet und wollte sich wieder an der Unterhaltung beteiligen. „Nicht weit von deiner alten Gegend hat es wüst gebrannt.“
    „Ja, ich habe es gesehen.“ Taya trank einen Schluck von dem heißen, herben Gebräu, bei dem sie stets das Gefühl hatte, es würde ihr irgendwann einmal die Magenwände perforieren. „Ich bin auch noch hinübergeflogen, für den Fall, dass meine Hilfe gebraucht wurde. Aber das Feuer war schnell wieder unter Kontrolle.“ Sie hatte noch in der Nacht den Wachen an der Brandstelle von den Ikarierjägern erzählt. Die Liktoren wollten nach den drei Männern fahnden, sobald sie Zeit dazu fanden.
    „Hier im Wächter steht, die Streifen gehen von einer Bombe aus. Anscheinend sind sie misstrauisch geworden, weil die Raffinerie Punkt zwölf in die Luft ging.“
    „Stimmt.“ Taya erinnerte sich, wie in Cristofs Laden die Uhren geschlagen hatten. „Hat man Bombenteile gefunden?“
    „Als die Zeitung in Druck ging, lag noch nichts vor.“ Pyke blätterte um. „Ich hole uns später das Abendblatt. Vielleicht weiß man bis dahin schon mehr.“
    Pykes tintenverschmierte Finger ließen Taya unwillkürlich an Cristofs dreckige Hände denken. Zuerst war sie davon ausgegangen, der Mann mache sich einfach nicht viel aus Sauberkeit, aber der Zustand seines Ladens, so blitzblank, so aufgeräumt, hatte ihr zu denken gegeben. Auch war er verärgert gewesen, als Blut auf seinen Tisch tropfte.
    Außerdem hatte er sich, kaum in der Werkstatt angelangt, die Hände gewaschen!
    Warum also waren sie anfangs schmutzig gewesen?
    Konnte es sein, dass er gerade von der Raffinerie zurückgekommen war?
    Nein. Das war abwegig. Tausend gesegnete Wiedergeburten brachten keinen Terroristen hervor! Einen Verbannten vielleicht, aber keinen Terroristen.
    „Hallo, Taya!“ In der Tür war eine voll ausgerüstete Ikarierin aufgetaucht, die Fittiche auf dem Rücken gefaltet. Sie wedelte mit einem Brief. „Eine Nachricht für dich.“
    „Hier!“ Taya stand überrascht auf – Post für Ikarier wurde normalerweise in der zentralen Verteilerstelle abgegeben. Neugierig nahm sie den schweren Pergamentumschlag entgegen, der von einer Goldschleife zusammengehalten wurde und mit einem bunten Wachssiegel verschlossen war.
    „Ich komme direkt von der Residenz der Familie Octavus.“ Die Ikarierin grinste Taya breit an. „Man hat mir aufgetragen, den Brief nur dir persönlich zu übergeben. Gut, dass ich dich noch antreffe, ich hatte schon befürchtet, du wärst längst los.“
    „Du bist Ranelle, nicht wahr?“ Taya erinnerte sich an die Kollegin, die während der Ausbildung einige Klassen unter ihr gewesen war.
    „Ja.“ Das Mädchen schien sich zu freuen, dass Taya sie wiedererkannt hatte. „Was du da gestern gemacht hast, war echt Klasse. Alle sprechen davon. Sämtliche Grünschnäbel flehen ihre Lehrer an, heute Rettungsflüge zu üben.“
    „Danke.“ Peinlich berührt drehte Taya den Umschlag in den Händen.
    „Na denn ... ich muss wieder los.“ Ranelle wäre offenkundig gern noch länger geblieben. „Auf Wiedersehen, Taya.“
    „Sicheren Flug.“
    Als Taya sich setzte, spürte sie die interessierten Blicke des gesamten Horstes auf sich gerichtet. Verwirrt legte sie den Brief erst einmal auf den Tisch und sah hilfesuchend ihre Freunde an.
    „Mach ihn einfach auf!“, ermunterte sie die pragmatische Cassi. „Egal, was drinsteht, in ein paar Minuten wissen es

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