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Das mechanische Herz

Das mechanische Herz

Titel: Das mechanische Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dru Pagliassotti
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Busen ist total in Ordnung, wenn ich das mal so sagen darf.“
    „Wenn man fliegen will, mag er in Ordnung sein. Einem Designer bietet er nicht viele Möglichkeiten. Viel zu klein – so ein Gewand hält nicht von allein.“ Er kaute einen Augenblick nachdenklich auf seinem Bleistift herum, ehe er weiterkritzelte. „Perfekte Brüste – dafür würde ich meine Seele hergeben.“
    „Da sind wir schon zu zweit.“ Taya setzte sich, wobei sie einen unauffälligen Blick auf ihren Busen warf. Bis jetzt hatte noch niemand befunden, er sei zu klein! Na prima, da hatte sie ja gleich noch etwas, worüber sie sich Sorgen machen musste.
    Als Cassi endlich wieder auftauchte und triumphierend etliche Tüten vor Jayce abstellte, hatte Taya schon lange genug. Sie wäre am liebsten gegangen, aber es dauerte noch eine geschlagene Stunde, ehe der Künstler bereit war, sie zu entlassen. Inzwischen war es fast Mittag geworden.
    „Sei unbesorgt!“, versicherte Jayce ihr zum Abschied. „Ich lasse dich nicht im Stich, und du wirst nicht enttäuscht sein, wenn du das Gewand siehst. Cassi? Ich brauche sie drei Stunden vor dem Fest hier im Geschäft. Minimum! Vier wären besser.“
    „Sie wird da sein.“ Cassi grinste. „Sorg dafür, dass die Familie stolz auf dich sein kann, Jayce!“
    Endlich entlassen eilten die beiden Frauen in ein Teelokal in der Nähe der Universität, wo sie vor dem kalten Herbstwind Schutz fanden.
    „Danke!“ Eine halbe Tasse des stärksten Getränks dieses Ladens hatten Tayas Nerven halbwegs wiederhergestellt. „Ich weiß deine Hilfe wirklich zu schätzen.“
    „Lass mal, das ist keine große Sache.“ Cassi lachte. „Mein Onkel ist Schneider, und meine Tante stellt Schmuck her. Das mit der Mode liegt Jayce einfach im Blut, und der Ball ist seine große Chance. Wer kann denn sonst so kurz nach der Prüfung seine Arbeit in Erhabenenkreisen präsentieren?“
    „Er findet mich nicht damenhaft genug, und mein Busen ist zu klein“, gestand Taya, woraufhin Cassi schallend lachte.
    „Jayce jammert gern. Wenn sie dich ins diplomatische Korps aufnehmen, brauchst du jede Menge neuer Gewänder. Du kannst da nicht die ganze Zeit im Fliegeranzug rumlaufen.“
    „Das ist mir heute auch klargeworden.“
    „Gut, vergiss unseren Jungen nicht, wenn er sich beim Ballkleid bewährt. Das könnte ein wirklicher Durchbruch für ihn werden.“
    „Ich werde ihn auf keinen Fall vergessen.“ Taya schlang die Finger um ihre Tasse. „Wenn er dafür sorgt, dass mein Busen größer wirkt, bin ich ihm sowieso zu ewigem Dank verpflichtet.“
    Die beiden Freundinnen saßen noch eine halbe Stunde gemütlich beisammen und tranken ihren Tee, ehe sie die Handschuhe überstreiften und hinaus auf die kalte Straße traten.
    „Ich glaube, ich gehe meine Mutter besuchen, wo wir doch frei haben.“ Cassi warf einen Blick auf die Turmuhr der Hochschule. „Sie war letzte Woche leicht erkältet. Es macht dir nichts aus, oder?“
    „Ist schon gut.“ Taya stopfte die Hände in die Manteltaschen. „Ich habe auch noch ein, zwei Sachen zu erledigen.“
    „Sehen wir uns beim Abendessen?“
    „Sicher.“ Taya winkte der Freundin zum Abschied lächelnd zu, ehe sie kehrtmachte und zum Viertel der Buchhändler hinüberging.
    Sie streifte gern über die Märkte der Stadt. Nicht wegen der Waren, die hier verkauft wurden, sondern weil es hier so viele Ausländer gab. Fröhliche, rothaarige Mareaux saßen Seite an Seite mit schlauen, braunhäutigen Alzanern in den Gasthäusern und tranken; in Felle gehüllte Demikaner mit ihrer schneeweißen Haut verglichen ihre Waffen mit schwarzhäutigen, in farbenfrohe, grobgewebte lange Jacken gehüllten Cabisi; rauhe, bärtige Tiziri waren heftig gestikulierend in ernsthafte Gespräche mit goldhäutigen, völlig unbehaarten Si’sieraten vertieft – all das konnte man auf den Märkten der Stadt bewundern. Taya schlenderte durch die Straßen, hielt Augen und Ohren offen und schnappte hier und da neue Worte auf, um sie ihrem bereits reichhaltigen Fremdsprachenwortschatz hinzuzufügen. Endlich war sie bei den langen Reihen der Stände der Buchhändler und Drucker angekommen.
    Hier gab es kaum Ausländer. Die Kunden, die gedruckte Erzeugnisse kaufen wollten, stammten in der Regel aus Ondinium selbst. Taya achtete jetzt weniger auf die Menschen, sondern mehr auf die ausgehängten Illustrierten und Blättchen, auf der Suche nach den neuesten Nachrichten über den Drahtfährenunfall und die Bombe in der Raffinerie.

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