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Das mechanische Herz

Das mechanische Herz

Titel: Das mechanische Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dru Pagliassotti
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Tisch.
    „Mein Bruder und meine Kaste gehen dich nichts an, Ikarierin!“
    Taya zuckte zusammen. Hastig glitt sie vom Stuhl und ließ sich auf ein Knie fallen, die rechte Hand an die Stirn gedrückt.
    „Es tut mir so leid, Erhabener!“ Wie hatte sie nur vergessen können, wie man sich in Gegenwart eines Erhabenen benahm? Selbst wenn es sich um einen Erhabenen im Exil handelte?
    Welche Diplomatin beging so einen Fauxpas?
    „Steh auf!“ Cristofs Stimme klang gepresst.
    Als sie ihm einen vorsichtigen Blick zuwarf, wurde ihr ganz flau im Magen: Sein Gesicht war kreidebleich vor Zorn. „Es tut mir so leid, Erhabener!“, wiederholte sie.
    „Verdammt, Ikarierin, steh auf!“
    Hastig und unbeholfen stand sie auf, sah ihn an und begegnete seinem wütend funkelnden Blick, der sie sofort zu Boden blicken ließ. Noch einmal wollte sie ihn auf keinen Fall verärgern.
    „Siehst du!“, meinte er bitter. „Genau das ist mir an meiner Kaste so zuwider. Du bist tapfer genug, dich mit dem Messer gegen einen Demikaner zu wehren, der doppelt so groß und so stark ist wie du, aber ein Erhabener braucht nur die Stimme zu erheben, und schon liegst du auf den Knien.“
    „Ich entschuldige mich!“, stammelte Taya nun schon zum dritten Mal. „Ich hätte das alles nicht sagen dürfen!“
    „Sieh mich an, wenn du mit mir redest. Du bist keine Sklavin.“
    Zitternd sah sie auf.
    Cristof hatte etwas sagen wollen, überlegte es sich aber anders und schloss mit einem unwilligen Laut den Mund. Wieder war in der Werkstatt außer dem Ticken und Surren der Uhrwerke nichts zu hören. Stumm starrten die Ikarierin und der Erhabene einander an.
    „Wie heißt du?“, brach Cristof endlich das Schweigen.
    „Taya Ikara, Erhabener.“
    „Ikarier stehen außerhalb der Kastenhierarchie. Wenn dich das nächste Mal ein Erhabener anschreit, bleib stehen und antworte ihm wie einem Gleichen.“
    „Das kann ich nicht, Erhabener Forlore.“
    „Warum nicht?“ Cristofs Stimme klang scharf.
    „Weil es respektlos wäre. Ein Erhabener könnte mir die Flügel wegnehmen, wenn er es wollte.“ Taya erbebte beim bloßen Gedanken daran. „Es tut mir leid, dass ich Euch erzürnt habe.“
    „Ich werde dir deine Flügel nicht nehmen. Ich bin ja auch kaum noch ein Erhabener.“
    „Ihr tragt das Kastenzeichen.“
    Stirnrunzelnd berührte er seine kupferhäutige Wange.
    „Findest du, ich bin ein Feigling, weil ich es trage? Sollte ich es mir wegbrennen oder mit Tinte übermalen lassen?“
    „Nein!“ Taya spürte, dass sie sich hier erneut auf gefährlichem Terrain befand. Dieser Mann war eine einzige Prüfung in diplomatischem Verhalten! Sie griff nach ihrer Flugausrüstung, zog sie zu sich heran und band sie los. Je schneller sie hier herauskam, desto besser. „Ich denke, Ihr wärt ein Narr, Eure Kaste aufzugeben. Die Herrin hat Euch nicht ohne Grund eine erhabene Wiedergeburt zuteil werden lassen, und es wäre eine Sünde, damit leichtfertig umzugehen.“
    Als Cristof daraufhin gar nichts mehr sagte, schlüpfte Taya in ihre Flugausrüstung und fing an, die Schnallen zu schließen.
    „Bist du gern Ikarierin?“, erkundigte sich ihr Gastgeber.
    „Ja, Erhabener.“ Energisch zog Taya die Gurte fest. Natürlich würde die Wunde auf dem Weg zum Horst schmerzen, aber sie wollte jetzt wirklich so schnell wie möglich verschwinden.
    „Dann wäre es doch albern, nähme der Rat dir aufgrund der Laune eines einzelnen wütenden Erhabenen die Flügel weg. Die Stadt hat auch so schon kaum genug Ikarier. Wenn dir wirklich klar wäre, wie wichtig du für Ondinium bist, dann würdest du dich nicht so rasch von irgendwelchen Respektspersonen einschüchtern lassen.“
    Statt zu antworten, beschäftigte sich Taya angelegentlich mit ihrer Ausrüstung.
    „Ich muss das draußen fertig machen!“, befand sie schließlich, indem sie die Arme nur kurz in die Flügelhalterung schob, um sie einrasten zu lassen, so dass sie eng am Körper anlagen. Ohne länger zu warten, floh sie aus dem seltsamen kleinen Laden voll summender, tickender Geräte – nur um zu ihrem großen Kummer feststellen zu müssen, dass Cristof ihr auf dem Fuße folgte.
    Draußen lag die Straße im hellen Licht der Gaslaternen wie ein schwarzweißes Gemälde da. Taya entriegelte die Flügel, breitete sie aus, prüfte die Scharniere und Gelenke, vergewisserte sich, dass sich die Federn korrekt öffneten und schlossen. Alles schien gut zu funktionieren.
    „Kehr jetzt auf direktem Weg in deinen Horst zurück

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