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Das mechanische Herz

Das mechanische Herz

Titel: Das mechanische Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dru Pagliassotti
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sich ganz darauf konzentrieren, nicht den Anschluss an ihn zu verlieren.
    Das Siechenhaus, ein kleines, nichtöffentliches Gebäude, lag in einer Seitengasse versteckt. Taya erkannte gleich beim Eintreten, dass es unter militärischer Kontrolle stand: Die Fenster waren vergittert, und vor jeder Tür hielt ein Liktor Wache. Einer davon schloss ihnen eine Tür auf, und schon standen sie im Krankenzimmer des Demikaners.
    „Das ist er“, sagte Amcathra. Taya hatte das Antlitz ihres Angreifers im Lampenlicht sofort erkannt. Besorgt trat sie ein paar Schritte vor. Der Mann sah sehr blass aus; er atmete unregelmäßig.
    „Was hat er?“, fragte sie.
    „Eine Infektion.“
    „Oha, Herrin!“ Taya wurde es ganz kalt. „Vom ...“
    „Die Messerwunde war tief, und er hat sie nicht umgehend versorgen lassen.“
    „Wird er sterben?“
    „Das kann ich nicht sagen. Ich bin aber sicher, dass die Ärzte tun, was sie können.“
    Der verwundete Demikaner schlug die Augen auf und sah Taya direkt an. Sie zuckte zurück und spürte, wie Amcathra sie am Arm packte und beiseite zog, ehe er an das Bett des Verhafteten trat, der derselben Abstammung war wie er.
    „Diese Ikarierin hat dich eindeutig als den Mann identifiziert, der sie überfallen hat“, herrschte er ihn auf Demikanisch an. „Kannst du mich verstehen?“
    Der Verwundete holte mühsam Luft.
    „Ich verstehe.“
    „Du warst mit zwei Alzanern zusammen.“
    „Sie haben mich im Stich gelassen, auf dass ich sterbe.“
    „Natürlich!“ Amcathra schnaubte verdrießlich. „Was erwartest du von den Südländern? Ein Krieger soll sich ehrenwerte Gefährten suchen und keine Diebe.“
    „Ich habe Schande über mich gebracht.“ Mit bleichen Lippen rang der Mann nach Luft. „Bitte, sagt meiner Familie nichts davon.“
    „Wer waren deine Partner?“
    „Delfo“, keuchte der Demikaner, „und Miceli. Delfo hatte das Netz, war Anführer.“
    „Wo hast du die beiden kennengelernt?“
    „In einer Gaststätte in Schlackenseite. Rote Tür.“
    „Name?“
    „Den weiß ich nicht.“
    Amcathra nickte.
    „Gut. Ich komme später mit einem Zeichner wieder, dem gibst du eine genauere Beschreibung der beiden. Ruh dich aus und werde gesund. Wenn du Glück hast und lange genug lebst, kannst du deine Ehre eventuell wiederherstellen.“
    Der Mann schloss die Augen. Er nickte. Taya, die neben Amcathra getreten war, berührte ihn sanft an der Hand.
    „Du hast gut gekämpft“, sagte sie auf Demikanisch.
    Der Mann musste sich sichtlich anstrengen, um noch einmal die Augen zu öffnen.
    „Du auch“, erwiderte er mühsam. „Aber die Handfeuerwaffe. Die Waffe eines Kriegers ist das nicht.“
    „Das wird sich bald ändern“, verkündete Amcathra, indem er Taya beiseite zog. „Komm“, drängte er, wieder auf Ondinianisch. „Lass ihn ruhen. Ich glaube nicht, dass er dich je wieder belästigen wird.“
    Taya wartete, bis sie das Krankenzimmer verlassen hatte. „Wird er freikommen, wenn ihr die Alzaner erwischt?“
    „Das hängt vom Richter ab. Vielleicht stirbt er auch an seinen Wunden.“
    Taya verzog das Gesicht. Wie empfindungslos und sachlich sich dieser Liktor gab! „Das hoffe ich nicht.“
    „Niemand macht dich verantwortlich für seinen Tod. Deine Zeugenaussage und die des Erhabenen Forlore beweisen eindeutig, dass du dich nur selbst verteidigt hast.“
    „Forlore? Meinst du Alister? Den Dekatur?“
    „Nein.“
    „Cristof?“
    „Ja. Ich werde ihn morgen bitten, den Mann auch zu identifizieren. Lediglich der Vollständigkeit halber.“
    Taya verzog den Mund. „Ikarier ruft man vom Abendbrottisch, aber Erhabene dürfen bis zum nächsten Morgen warten?“
    „Opfer werden unverzüglich verständigt, zweitrangige Zeugen dürfen bis zum nächsten Tag warten“, stellte Amcathra klar. „Die Zeugenaussage des Erhabenen Forlore ist weniger wichtig als deine.“
    „Verzeihung! Das leuchtet mir ein“, entschuldigte sich Taya hastig.
    „Du darfst deinem Freund berichten, dass wir weder dich noch deinen Angreifer geschlagen oder einer Gehirnwäsche unterzogen haben.“
    Taya lachte. „Ich sagte doch schon: Es tut mir leid! Aber ja, ich werde es ihm sagen.“
    „Es war gütig von dir, den Kampf des Gefangenen zu loben, auch wenn er solche Ehre nicht verdient hat.“
    „Na ja, er hätte mich wahrscheinlich getötet, wenn nicht ... der Erhabene Forlore dazwischengekommen wäre und auf ihn geschossen hätte.“
    „Eines Tages kommen Pistolen und Gewehre auch nach Demikus“,

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