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Das mechanische Herz

Das mechanische Herz

Titel: Das mechanische Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dru Pagliassotti
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sagte Amcathra mit einer Spur Bedauern in der Stimme. „Dann wird jeder Demikaner mit bloßem Fingerzucken töten können, und die Ehre eines Kriegers spielt keine Rolle mehr.“
    „Ondinium handelt nicht mit Waffen.“
    „Nicht alle Länder lassen diese Vorsicht walten. Wenn unsere Ältesten klug sind, dann lassen sie sich vom Rat von Ondinium beraten, ehe Demikus ausländische Waffen ins Land lässt.“
    „Aber das kommt für eure Ältesten doch nicht in Frage, oder? Sich im Oporphyrturm Rat zu holen? Ich dachte immer, für einen Demikaner ist Ondinium mit der Hölle gleichzusetzen.“ In demikanischen Legenden über die Hölle wimmelte es nur so von schwarzen Himmeln und fliegenden Geistern.
    „Ondinium mag die Hölle sein, aber es ist eine wohlgeordnete Hölle. In Demikus wird nichts mehr wohlgeordnet sein, wenn dort erst einmal Gewehre auftauchen.“

Kapitel 6

    D er Tag vor der großen Feier verging wie im Fluge. Alister schickte erneut Nachricht, er könne Taya nun zu seinem großen Bedauern vor dem Ball doch nicht noch einmal sehen, und versicherte, er freue sich schon sehr auf den Abend und bitte sie vorsorglich schon einmal, ihm einen Tanz zu reservieren. Am Tag des Balls selbst nahmen Taya und Cassi den halben Tag frei, damit in Jayces Laden und unter seiner fachkundigen Anleitung letzte Hand an Kleid und Aufmachung des Ehrengastes gelegt werden konnte.
    „Gut, gut!“, murmelte Jayce, als er die beiden Frauen kurz nach Mittag in Begleitung einer Friseurin aus der Kaste der Famulaten auftauchen sah. „Wir nähen noch, aber ich bin froh, dass ihr so früh gekommen seid.“
    „Hast du irgendwelche bestimmten Pläne für Tayas Frisur?“ Cassi bugsierte ihre Freundin resolut auf einen Stuhl und befahl ihr sitzen zu bleiben.
    „Nichts, wozu ein bestimmter Stil erforderlich wäre.“
    „Gut.“
    „Schlecht!“, fand die Friseurin. „Seht euch an, wie kurz das Haar ist. Was soll ich denn damit anstellen?“
    „Sieh einfach zu, dass es klasse aussieht!“ Cassi machte sich daran, ihren Neffen mit Fragen über das Kleid zu löchern, während die Friseurin mit genervtem Blick die Finger durch Tayas kurze Locken gleiten ließ.
    „Wenigstens ist die Farbe interessant“, meinte sie schließlich. „Mit diesem Rotbraun arbeite ich selten. Du bist Mareaux?“
    „Väterlicherseits“, antwortete Taya. „Er ist aber von Geburt an Bürger“, fügte sie hinzu. Manchen Leuten aus Ondinium war das wichtig.
    „Gut, dass du seine helle Haut geerbt hast.“ Die Friseurin hielt ihre kupferfarbene Hand neben Tayas Haar. „Es könnte schlimmer sein.“
    „Wie ich mich freue, kein komplettes Desaster abzugeben!“, bemerkte Taya trocken.
    „Aber es könnte auch besser sein!“, warf Jayce von der Seite her ein. „Grünliche Augen wären viel besser. Oder himmelblaue. Zu Himmelblau würde mir viel einfallen. Aber rotes Haar zu pechschwarzen Augen? Die Herrin bewahre uns vor Mischlingen – und dann deine Figur!“
    Taya sackte in sich zusammen. Gut, dann war sie also doch ein komplettes Desaster.
    Als der Abend endlich herbeirückte, verstand Taya, warum die edlen Helden auf der Bühne immer Masken trugen. Man hatte sie gepiekst, an ihr herumgezwickt, sie mit Nadeln gestochen, eingeschnürt und, fand sie wenigstens, mehr als einmal fast ums Leben gebracht. Wenn sie das nächste Mal jemanden rettete, würde sie sich hinterher heimlich vom Acker machen, ohne irgend jemandem ihren Namen anzuvertrauen. Dann brauchte sie sich jedenfalls nicht für ein Dankesfest zu ihren Ehren elegant anziehen zu lassen!
    „Ich kann das nicht!“, verkündete sie verzagt, als man ihr endlich eine Pause gönnte und Cassi eine Schale Suppe vor sie hinstellte. „Ich sage unter Garantie etwas Dummes, und das Ganze wird grauenhaft.“
    „Stell dich nicht so an. Du bist der Ehrengast.“ Cassi tätschelte ihr Knie. „Die Erhabene Octavus verdankt dir ihr Leben, wenn du also nicht gerade auf den Bankettisch kotzt, kannst du tun, was du willst, so schnell wird sie schon nicht eingeschnappt sein.“
    „Na prima.“ Taya beäugte ihre Suppe. „Soll ich die deswegen essen? Damit ich nicht aufs Tischtuch kotze?“
    „Nein. Die sollst du essen, weil du hinterher, wenn wir dich ins Korsett geschnürt haben, ganz bestimmt nichts mehr runterkriegst. Es ist auch viel damenhafter, nur an den Speisen zu nippen.“
    „Damenhafter!“, stöhnte Taya. „Ich glaube nicht, dass ich damenhaft hinkriege!“
    „Du wirst damenhaft hinkriegen“,

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