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Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman

Titel: Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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bis Maria mir ihre Pistole gezeigt und mir erzählt hat, woran sie gedacht hatte.«
    »Ihr habt nur daran gedacht, wie man die Tatsache benutzen
könnte, um die Dame von ihrem Mann zu trennen?«, sagte Grey, der die Schärfe in seiner Stimme genau hörte.
    »Nein«, sagte Trevelyan, der sich nicht angegriffen zu fühlen schien. »Obwohl das mein Ziel gewesen war, seit ich ihr zum ersten Mal begegnete; ich habe nicht daran gedacht, es aufzugeben. Ich habe versucht, sie zu sehen, nachdem sie mich fortgeschickt hatte, aber sie wollte mich nicht empfangen.«
    Stattdessen hatte Trevelyan sich auf die Suche nach möglichen Heilmitteln gemacht.
    »Jack Byrd wusste von dem Problem; er war es, der mir gesagt hat, dass Finbar Scanlon sich mit solchen Dingen auszukennen schien. Er war nämlich noch einmal zu der Apotheke zurückgekehrt, um sich nach Mrs. O’Connells Befinden zu erkundigen, und hatte Bekanntschaft mit Scanlon geschlossen.«
    »Und dort seid Ihr Sergeant O’Connell begegnet, der nach Hause zurückkehrte?«, fragte Grey, dem plötzlich die Erleuchtung kam. Trevelyan wusste ja bereits von O’Connells Unterschlagung und hatte mit Sicherheit nicht nur Jack Byrd zu seiner Verfügung. Er musste bestens gerüstet gewesen sein, dachte Grey, den Sergeant ermorden zu lassen und die Papiere an sich zu bringen, um sie für seine eigenen Zwecke in Bezug auf Mayrhofer zu benutzen. Und da diese Zwecke nun erfüllt waren, konnte er die Papiere natürlich zurückgeben, als sei nichts gewesen, ohne sich darum zu kümmern, welcher Schaden in der Zwischenzeit angerichtet worden war!
    Er spürte, wie ihm bei diesem Gedanken das Blut zu Kopfe stieg - doch Trevelyan starrte ihn verständnislos an.
    »Nein«, sagte er. »Ich bin O’Connell nur das eine Mal persönlich begegnet. Brutaler Kerl«, fügte er nachdenklich hinzu.
    »Und Ihr habt ihn nicht umbringen lassen?«, wollte Grey wissen. Seine Skepsis war ihm deutlich anzuhören.
    »Nein, warum sollte ich das?« Trevelyan sah ihn stirnrunzelnd an; dann glättete sich sein Gesicht.
    »Ihr habt gedacht, ich hätte ihn erledigen lassen, um an die Papiere zu gelangen?« Trevelyans Mund zuckte; er schien irgendetwas an dieser Vorstellung komisch zu finden. »Mein Gott, John, Ihr habt wirklich eine furchtbar schlechte Meinung von meinem Charakter!«
    »Ihr haltet das für ungerechtfertigt, oder?«, erkundigte sich Grey beißend.
    »Nein, das wohl nicht«, räumte Trevelyan ein und rieb sich die Nase. Er hatte sich seit einiger Zeit nicht mehr rasieren lassen, und die winzigen Wassertropfen, die auf seinen Bartstoppeln kondensierten, verliehen ihm ein versilbertes Aussehen.
    »Dennoch, nein«, wiederholte er. »Ich habe Euch doch gesagt, dass ich niemanden umgebracht habe - und ich hatte auch nichts mit O’Connells Tod zu tun. Das ist Mr. Scanlons Geschichte, und er wird sie Euch sicher erzählen, sobald er Muße dazu hat.«
    Als könne er sich nicht davon losreißen, sah Trevelyan zu der Tür hinüber, die zum Unterdeck führte, dann wandte er den Blick ab.
    »Möchtet Ihr bei ihr sein?«, fragte Grey leise. »Geht, wenn Ihr möchtet. Ich kann warten.«
    Trevelyan schüttelte den Kopf, ohne ihn anzusehen.
    »Ich kann ihr nicht helfen«, sagte er. »Und ich kann es
kaum ertragen, ihre Qualen mit anzusehen. Scanlon wird mich holen, wenn - wenn ich gebraucht werde.«
    Er blickte defensiv auf, als spürte er eine unausgesprochene Anklage in Greys Verhalten.
    »Ich bin das letzte Mal bei ihr geblieben, als das Fieber kam. Sie hat mich fortgeschickt und gesagt, es bereite ihr Kummer, mich so außer mir zu sehen. Sie zieht es vor, allein zu sein, wenn … die Dinge außer Kontrolle geraten.«
    »Ach, wirklich. Genau, wie sie es gemacht hat, nachdem sie von ihrem Arzt die Wahrheit gehört hatte, habt Ihr gesagt.«
    Trevelyan holte tief Luft und richtete sich auf, als rüste er sich für eine unangenehme Aufgabe.
    »Ja«, sagte er trostlos. »Da auch.«
    Sie war eine Woche lang allein geblieben. Selbst die Dienstboten hatten sich auf ihre Bitte hin von ihr fern gehalten. Niemand wusste, wie lange sie an jenem letzten Tag in ihrem weiß verhangenen Boudoir allein dagesessen hatte. Es war schon lange dunkel, als ihr Mann schließlich zurückgekehrt war. Er war ziemlich betrunken gewesen, aber immer noch so weit bei Verstand, dass er ihre Anklage verstand, ihre Forderung, die Wahrheit über ihr Kind zu erfahren.
    »Sie sagte, er hätte gelacht«, sagte Trevelyan. Sein Tonfall war distanziert, als

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