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Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman

Titel: Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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darin gewesen wäre. Statt dessen hingen ihre Lider geschwollen über den dunkel geränderten Augen, die sie gar nicht erst geschminkt hatte.
    Lord John beugte sich über ihre Hand und fragte sich dabei erneut, was sie bewogen hatte, heute Abend ihr Haus zu öffnen. Sie war eindeutig sehr verstört.
    »Mylord«, murmelte sie als Erwiderung seiner höflichen Geste. Dann hob sie den Blick, und er war verblüfft. Ihre Augen waren wunderschön, mandelförmig und von klarer, grauer Farbe - und trotz der geröteten Lider klar, durchbohrend und voller Intelligenz.
    »Harry sagt, Ihr wart bei Robert, als er gestorben ist«, sagte sie leise, aber deutlich, während sie ihn mit diesen Augen fixierte. »Und dass Ihr angeboten habt, bei der Suche nach dem Feigling zu helfen, der das getan hat.«

    »So ist es. Mein aufrichtiges Beileid, Mylady.«
    »Ich danke Euch, Sir.« Sie wies kopfnickend auf den Raum, der mit strahlenden Gästen und flammenden Kerzen gefüllt war. »Es wird Euch zweifellos seltsam vorkommen, dass wir uns hier amüsieren, obwohl mein Vetter erst vor so kurzem und auf heimtückische Weise umgekommen ist?« Grey setzte an, den erwarteten Einwand zu äußern, doch sie ließ es nicht zu und redete weiter, bevor er zu Wort kam.
    »Es war der Wunsch meines Mannes. Er sagte, es müsse sein, da wir den Verleumdungen nur Glaubwürdigkeit verliehen, wenn wir nachgäben und uns vor ihnen duckten. Er hat darauf bestanden, ihnen kühn gegenüberzutreten, um nicht selbst von dem Skandal befleckt zu werden.« Sie presste die Lippen fest zusammen und zerdrückte ein Taschentuch mit der Hand, doch in den grauen Augen quoll keine Träne auf.
    »Das war klug von Eurem Mann.« Was für ein Gedanke: Sir Richard Joffrey war ein einflussreicher Parlamentarier mit einem gewieften Politikverstand und vielen mächtigen Bekannten - und genug Geld, um sie zu beeinflussen. Konnte der Mord an Gerald und dieser nachträgliche Versuch, ihn zu diskreditieren, ein Schlag sein, der sich irgendwie gegen Richard richtete?
    Grey zögerte; er hatte Quarry noch nicht von Geralds Anliegen im Club erzählt. »Ich kann mich niemandem anvertrauen«, hatte Gerald gesagt - und damit vermutlich auch seinen angeheirateten Vetter gemeint. Doch Gerald war tot, und Rache, nicht Verschwiegenheit, war jetzt Greys erste Pflicht. Die Musiker machten eine Pause; mit einer Neigung seines Kopfes zog Grey seine
Gesprächspartner wieder in die Zurückgezogenheit des Dschungels.
    »Madame, ich hatte nur die Ehre einer sehr kurzen Bekanntschaft mit Eurem Vetter. Bei unserer Begegnung jedoch …« Mit wenigen Worten machte er seine Zuhörer mit Robert Geralds letzter Bitte vertraut.
    »Wisst Ihr - Harry, Lady Lucinda -, was der Grund für seine Besorgnis hätte sein können?«, fragte Grey und sah vom einen zur anderen. Die Musiker setzten wieder ein, Geigen- und Flötenmelodien erhoben sich über das Raunen der Gespräche.
    »Er hat Euch gebeten, sich auf der ›Change‹ mit ihm zu treffen?« Ein Schatten glitt über Quarrys Gesicht. Wenn die Gropecunt Street der wichtigste Umschlagplatz für weibliche Prostitution war, war die Royal Exchange ihr männliches Gegenstück - zumindest nach Anbruch der Dunkelheit.
    »Das bedeutet gar nichts, Harry«, sagte Lucinda. Ihre Trauer war Interesse gewichen, ihre untersetzte Gestalt gerade aufgerichtet. »Die ›Change‹ ist ein Treffpunkt für Intriganten aller Art. Ich bin mir sicher, dass Roberts Wahl eines Treffpunktes nichts mit… mit diesen skurrilen Anschuldigungen zu tun hat.« Lady Lucinda runzelte die Stirn. »Aber ich weiß von nichts, was meinen Vetter so in Sorge gestürzt haben könnte - du, Harry?«
    »Wenn es so wäre, dann hätte ich es gesagt«, sagte Quarry ärgerlich. »Doch da er es nicht für angebracht hielt, sich mir anzuvertrauen …«
    »Ihr habt Neuigkeiten erwähnt«, unterbrach Grey, um ihn von seiner Bitterkeit abzulenken. »Worum ging es dabei?«

    »Oh.« Quarry hielt inne, und sein Ärger verflog. »Ich konnte mir eine Vorstellung davon verschaffen, worum es bei Bubb-Dodingtons Einladung ging.« Quarry warf einen Blick voll unverblümten Abscheus auf ein Knäuel von Männern, die sich am anderen Ende des Raumes zum Gespräch zusammengefunden hatten. »Und wenn mein Informant Recht hat, dann war sie alles andere als harmlos.«
    »Welcher ist Bubb-Dodington? Ist er hier?«
    »Oh ja.« Lucinda benutzte ihren Fächer als Zeigestock. »Er steht am Kamin - in dem rötlichen Anzug.«
    Grey blinzelte

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