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Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman

Titel: Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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roten Rock trug und den dieser Austausch von Freundlichkeiten eher zu amüsieren als zu bestürzen schien. Hinter beiden Frauen war die Gasse mit einer Reihe weiterer Leute bevölkert; wahrscheinlich Trauergäste, die bei Sergeant O’Connells Beerdigung helfen wollten.
    »Nimm deine verdorbenen Freunde mit und mach dich davon! Er war mein Ehemann, nicht deiner!«
    »Oh, und was für eine wunderbare Frau du ihm gewesen bist! Hast dich nicht einmal genug um ihn gesorgt, um ihm den Dreck aus dem Gesicht zu waschen, als sie ihn aus dem Graben gezogen haben! Ich war’s, die ihn anständig zurechtgemacht hat, und ich werd ihn auch begraben, dankeschön! Ehefrau! Ha!«
    Tom Byrd stand mit offenem Mund unter dem Dachvorsprung des Schuppens und beobachtete das Geschehen. Er blickte mit großen Augen zu Grey auf.
    »Und ich war’s, die für seinen Sarg bezahlt hat - meinst
du, den lasse ich dich mitnehmen? Am Ende gibst du die Leiche noch zum Abdecker und verkaufst die Kiste, du gieriges Stück! Nimmt einer Frau den Mann weg, damit sie ihm das Mark aus den Knochen saugen kann -«
    »Halt die Klappe!«
    »Selber!«, bellte die Witwe O’Connell und holte zu einem wilden Schlag nach der anderen Frau aus, die geschickt auswich. Grey, der plötzliche Bewegung unter den Trauernden auf beiden Seiten sah, schob sich zwischen die beiden Frauen.
    »Madam«, begann er und ergriff Mrs. O’Connell entschlossen am Arm. »Ihr dürft -« Seine Ermahnung wurde durch einen raschen Ellbogenhieb in seine Magengrube unterbrochen, der ihn völlig unvorbereitet traf. Er stolperte einen Schritt rückwärts und trat versehentlich auf den Zeh ihres Begleiters, der auf einem Bein hin und her hüpfte und dabei kurze Flüche in einer Sprache ausstieß, von der Grey vermutete, dass es Irisch war, da es keine Form des Französischen war.
    Diese gingen jedoch rapide in den Gotteslästerungen unter, die sich die beiden Damen - wenn das denn der richtige Begriff war, dachte Grey grimmig - in einer zusammenhanglosen Salve von Beleidigungen an den Kopf warfen.
    Das Pistolenschussgeräusch einer Ohrfeige erscholl, und dann explodierte die Gasse in schrillem Kreischen, als die beiden Frauen mit Krallenfingern und Fußtritten übereinander herfielen. Grey griff nach dem Ärmel der anderen Frau, der ihm jedoch entrissen wurde, und er wurde heftig gegen eine Mauer gestoßen. Jemand stellte ihm ein Bein, und er stürzte. Er schleuderte gegen die
Wand des Schuppens und prallte wieder von ihr ab, bevor er sich aufrappeln konnte.
    Grey gewann stolpernd das Gleichgewicht zurück und landete auf den Fußballen. Er zog sein Schwert in einem großen Bogen, der das Metall singen ließ. Der helle Klang durchschnitt das Lärmen in der Gasse wie ein Messer, das durch Butter fährt, trennte die Kampfhähne und ließ die Frauen stolpernd auseinander fahren. In dem Augenblick der Stille, der nun folgte, trat Grey bestimmt zwischen die Frauen und funkelte sie abwechselnd an.
    Als er sicher war, dass er die Schlacht zumindest vorübergehend aufgehalten hatte, wandte er sich an die unbekannte Frau. Sie war eine stabil gebaute Person mit schwarzen Locken, die extrem streitlustig wirkte.
    »Darf ich mich nach Eurem Namen erkundigen, Madam? Und danach, was Ihr hier wollt?«
    »Sie ist eine Schlampe, wie sie im Buche steht, was sonst?« Mrs. O’Connells Stimme erklang hinter ihm, brüchig vor Verachtung, aber kontrolliert. Er schnitt die wütende Antwort der anderen Frau mit einer gebieterischen Bewegung seines Schwertes ab und blickte gereizt hinter sich.
    »Ich habe die Dame selbst gefragt - wenn Ihr gestattet, Mrs. O’Connell.«
    »Mrs. Scanlon - wenn Ihr gestattet, Mylord.« Die Stimme des Apothekers war mehr als höflich, hatte aber einen Unterton, der beinahe selbstzufrieden klang.
    »Verzeihung?« Überrascht drehte er sich vollständig um, sodass er Scanlon und der Witwe gegenüberstand. Die andere Frau war offensichtlich genauso schockiert, denn außer einem lauten »Was?« sagte sie nichts.

    Scanlon hielt Francine O’Connell am Arm; er ergriff sie etwas fester und verbeugte sich vor Grey.
    »Ich habe die Ehre, Euch meine Frau vorzustellen, Sir«, sagte er würdevoll. »Sind gestern Abend getraut worden, per Ausnahmeerlaubnis, und Vater Doyle hat uns persönlich die Ehre erwiesen.« Er nickte dem Iren an seiner Seite zu, der das Nicken erwiderte, dabei jedoch Greys Schwertspitze argwöhnisch im Auge behielt.
    »Du konntest wohl nicht einmal warten, bis der arme alte Tim

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