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Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman

Titel: Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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verschwand.
    »Gott lasse ihn verrotten«, sagte Francine O’Connell. Sie spuckte kräftig auf den Boden. » Und sie.«
     
    Es war noch nicht Mittagszeit, und die Wirtshäuser waren großenteils leer. Konstabler Magruder und seine Helfer nahmen die Einladung auf ein Getränk im »Blue Swan« als Belohnung für ihre Hilfe dankend an und kehrten danach zu ihren Pflichten zurück, während Grey einigermaßen zurückgezogen seinen Rock ablegen und sich an die Reparatur seiner Garderobe begeben konnte.
    »Sieht so aus, als könntet Ihr nicht nur mit dem Rasiermesser, sondern auch mit der Nadel gut umgehen, Tom.« Grey lümmelte sich gemütlich auf einer Bank in der verlassenen Gaststube und nährte seine Lebensgeister mit einem zweiten Starkbier. »Ganz zu schweigen davon, dass Ihr schnell denken und laufen könnt. Hättet Ihr Magruder nicht genau rechtzeitig geholt, läge ich jetzt wahrscheinlich da in der Gasse, so kalt wie der Steinbutt von gestern.«
    Tom Byrd saß blinzelnd über dem roten Rock, den er im alles andere als perfekten Licht des Buntglasfensters flickte. Er blickte nicht von seiner Arbeit auf, doch es schien, als breitete sich ein schwaches, zufriedenes Leuchten über seine rundlichen Gesichtszüge.
    »Nun, ich konnte ja sehen, dass Ihr die Lage gut im Griff hattet, Mylord«, sagte er taktvoll, »aber die Iren waren so verflixt viele, ganz zu schweigen von den Franzmännern.«

    »Franzmänner?« Grey hielt sich die Faust vor den Mund, um einen aufsteigenden Rülpser zu unterdrücken. »Was, Ihr glaubt, die Freunde von Miss Stokes waren Franzosen? Warum?«
    Byrd blickte überrascht auf.
    »Na, sie haben sich doch auf Französisch unterhalten - zumindest ein paar von ihnen. Zwei schwarzhaarige Lockenköpfe, sahen so aus, als wären sie mit dieser Miss Stokes verwandt.«
    Nun war Grey überrascht und runzelte konzentriert die Stirn, während er sich an eventuelle französische Bemerkungen im Verlauf des unglücklichen Zusammentreffens zu erinnern versuchte, jedoch ohne Erfolg. Er hatte die beiden dunkelhäutigen Personen bemerkt, die Tom beschrieben hatte und die sich bedrohlich hinter ihrer Schwester? Cousine? - Tom hatte mit Sicherheit Recht; die Ähnlichkeit war unverkennbar - aufgebaut hatten, doch sie hatten eher ausgesehen wie…
    »Oh«, sagte er, denn ihm kam ein Gedanke. »Hat es sich vielleicht so ähnlich angehört wie das hier?« Er rezitierte einen kurzen Vers von Homer, den er mit einem groben englischen Akzent unterlegte, so gut er konnte.
    Toms Gesicht erhellte sich, und er nickte heftig, das Fadenende im Mund.
    »Ich hatte mich schon gefragt, wie sie an den Namen Iphigenia gekommen ist«, sagte Grey lächelnd. »Es ist schließlich nicht sehr wahrscheinlich, dass ihr Vater ein Kenner der Klassiker ist. Es ist Griechisch, Tom«, erläuterte er angesichts des verständnislosen Stirnrunzelns seines jungen Bediensteten. »Wahrscheinlich haben Miss Stokes und ihre Brüder - wenn sie das sind - eine griechische
Mutter oder Großmutter, denn Stokes ist ja wohl auf heimischem Mist gewachsen.«
    »Oh, griechisch«, sagte Tom unsicher, da ihm offenbar die Unterschiede zwischen dieser und anderen Formen des Französischen nicht klar waren. »Natürlich, Mylord.« Er entfernte behutsam ein Stück Faden, das ihm an der Lippe klebte, und schüttelte den Rock aus. »Hier, Mylord; ich würde zwar nicht sagen, dass er so gut wie neu ist, aber Ihr könnt Ihn zumindest tragen, ohne dass das Futter hervorlugt.«
    Grey nickte zum Dank und schob einen vollen Bierkrug in Toms Richtung. Er zog den geflickten Rock vorsichtig an und betrachtete den aufgerissenen Saum. Es war zwar nicht gerade Schneiderqualität, aber die Reparatur sah ganz stabil aus.
    Er fragte sich, ob Iphigenia Stokes wohl eine nähere Betrachtung lohnte; wenn sie tatsächlich Familienbande in Frankreich gehabt hätte, hätte dies sowohl ein Motiv für O’Connells Verrat - wenn er denn ein Verräter gewesen war - als auch einen Abnehmer für die in Calais erschlichene Information liefern können. Aber griechisch … das ließ darauf schließen, dass Vater Stokes vielleicht Seemann gewesen war. Wahrscheinlich eher auf einem Handelsschiff als bei der Marine, wenn er eine Frau aus der Fremde heimgebracht hatte.
    Ja, er war doch der Meinung, dass man einen Blick auf die Familie Stokes werfen sollte. Der Hang zur Seefahrt war erblich, und er hatte zwar unter den gegebenen Umständen nur flüchtig hinsehen können, doch er glaubte, dass ein oder

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