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Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman

Titel: Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Gesicht.
    »Ich weiß nicht, Mylord. Jack hat nichts davon erzählt, wie seine Aufgabe ausgesehen hat, nur dass es ein besonderer
Auftrag von Mr. Joseph war und dass er deswegen eine Zeit lang nicht im Haus sein würde.«
    »Aber jetzt wisst Ihr es doch? Was seine Aufgabe war und warum?«
    Ein Ausdruck des Argwohns huschte durch die Augen des Jungen.
    »Nein, Mylord. Mr. Trevelyan hat nur gesagt, dass ich Euch helfen soll. Er hat nicht ausgeführt, wobei.«
    »Ich verstehe.« Grey fragte sich, wie viel er von der Situation offen legen sollte. Es war vor allem der besorgte Ausdruck in Tom Byrds Gesicht, der ihn zu der Entscheidung bewog, den Jungen vollständig einzuweihen. Das hieß, vollständig bis auf die präzise Natur der Unterschlagungen, deren man O’Connell verdächtigte, und Greys eigene Schlüsse in Bezug auf die Rolle, die Jack Byrd bei der Sache spielte.
    »Dann glaubt Ihr also nicht, dass der tote - Sergeant O’Connell, meine ich -, Ihr glaubt nicht, dass er zufällig erschlagen worden ist, Mylord?« Byrd ließ nicht länger den Kopf hängen; seine Wangen sahen nicht mehr so klamm aus, und er ging jetzt schnellen Schrittes, fasziniert von den Details in Greys Bericht.
    »Nun, seht Ihr Tom, das kann ich noch nicht mit Gewissheit sagen. Ich hatte gehofft, dass wir vielleicht eine bestimmte Verletzung an der Leiche entdecken würden, an der deutlich werden würde, dass jemand Sergeant O’Connell mit Absicht ermordet hatte, und ich habe nichts dergleichen gefunden. Andererseits …«
    »Andererseits hatte der Mann, der ihm ins Gesicht getreten hat, nicht besonders viel für ihn übrig«, ergänzte Tom schlau. » Das war kein Zufall, Mylord.«

    »Nein, das war es nicht«, pflichtete Grey ihm trocken bei. »Es ist nach dem Tod geschehen, nicht in der Wut des Augenblicks.«
    Toms Augen wurden ganz rund.
    »Woher wisst Ihr das? Mylord«, fügte er hastig hinzu.
    »Habt Ihr Euch den Abdruck des Absatzes einmal genau angesehen? Ein paar der Nagelköpfe hatten die Haut durchdrungen - und doch gab es kein Extravasat.«
    Tom sah ihn mit einer Mischung aus Verwirrung und Argwohn an, denn offenbar hatte er den Verdacht, dass Grey das Wort spontan erfunden hatte, und zwar einzig und allein in der Absicht, ihn zu quälen, doch er sagte nur: »Oh?«
    »Oh, in der Tat.« Grey war etwas zerknirscht, weil er unfreiwillig eine Schwachstelle in Toms Vokabular aufgezeigt hatte, wollte den wunden Punkt jedoch nicht noch vertiefen, indem er sich entschuldigte.
    »Tote bluten nicht, wisst Ihr - es sei denn, sie hätten eine schwere Verletzung wie den Verlust einer Gliedmaße und werden kurz darauf gefunden. Dann tropft es natürlich, aber das Blut verdickt sich beim Abkühlen, und -« Als er sah, dass Toms Gesicht seinen bleichen Farbton wieder annahm, hustete er und versuchte es auf einem anderen Weg.
    »Ihr denkt sicher, dass die Nagelspuren geblutet haben, das Blut aber weggewischt worden ist.«
    »Oh. Äh … ja«, sagte Tom schwach.
    »Möglich«, räumte Grey ein, »aber nicht wahrscheinlich. Kopfverletzungen bluten ausgesprochen heftig - wie das sprichwörtliche angestochene Schwein.«
    »Jeder, der das sagt, hat noch nie ein angestochenes
Schwein gesehen«, sagte Tom, der sich tapfer zusammenriss. »Ich schon. Das Blut strömt in wahren Fluten. Genug, um ein Fass damit zu füllen - oder zwei!«
    Grey nickte und stellte fest, dass es eindeutig nicht der Gedanke an Blut an sich war, der den Jungen beunruhigte.
    »So ist es. Ich habe sehr genau hingesehen und habe kein Blut in den Haaren der Leiche oder auf ihrer Gesichtshaut gefunden - obwohl sie ansonsten nur sehr oberflächlich gewaschen worden zu sein schien. Daher, nein, ich bin mir ziemlich sicher, dass dieser Abdruck entstanden ist, als der Sergeant schon einige Zeit nicht mehr geatmet hat.«
    »Nun, es war aber nicht Jack, der ihn hinterlassen hat.«
    Grey sah ihn verblüfft an. Aha, jetzt wusste er, was den Jungen beunruhigte; abgesehen von der simplen Sorge über das Verschwinden seines Bruders fürchtete Tom offenbar, dass Jack Byrd einen Mord auf dem Gewissen haben könnte - oder man ihn zumindest verdächtigen könnte.
    »Das habe ich auch nicht gemeint«, erwiderte er vorsichtig.
    »Aber ich weiß, dass er es nicht war! Ich kann es beweisen, Mylord!« Ganz außer sich von seiner leidenschaftlichen Rede, packte ihn Byrd am Ärmel.
    »Jacks Schuhe haben quadratische Absätze, Mylord! Wer auch immer den toten Kerl getreten hat, hatte runde! Außerdem waren sie

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