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Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman

Titel: Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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aus Holz, und Jacks Schuhe haben Lederabsätze!«
    Er hielt inne und keuchte fast vor Aufregung, während er Greys Gesicht mit großen Augen nach einem Zeichen der Zustimmung absuchte.
    »Ich verstehe«, sagte Grey langsam. Der Junge hatte
ihn immer noch am Arm gepackt. Er legte seine Hand auf die des Jungen und drückte sacht zu. »Es freut mich, das zu hören, Tom. Wirklich.«
    Byrd sah ihn noch einen weiteren Moment suchend an, dann fand er offenbar, was er gesucht hatte, denn er holte tief Luft und ließ Greys Ärmel mit einem zaghaften Kopfnicken los.
    Kurz darauf erreichten sie die Bow Street, und Grey winkte eine Droschke herbei. Er war froh, das Gespräch abbrechen zu können. Denn obwohl er sich sicher war, dass Tom in Bezug auf die Schuhe seines Bruders die Wahrheit sagte, änderte dies nichts an der einen Tatsache: Jack Byrds Verschwinden war nach wie vor der Hauptgrund für die Annahme, dass O’Connells Tod kein Unfall gewesen war.
     
    Harry Quarry aß an seinem Schreibtisch zu Mittag und erledigte dabei Büroarbeiten, schob aber Teller und Papiere beiseite, um sich Greys Schilderung von Sergeant O’Connells dramatischem Abgang anzuhören.
    »›Wie könnt Ihr es wagen, Euch an meiner Person zu vergreifen, Ihr?‹ Das hat sie wirklich gesagt?« Er wischte sich keuchend die Tränen der Belustigung aus den Augenwinkeln. »Himmel, Johnny, Euer Tag war um Längen unterhaltsamer als meiner!«
    »Ihr könnt mit dem persönlichen Teil der Ermittlungen gern jederzeit selbst fortfahren«, versicherte ihm Grey und beugte sich vor, um ein Radieschen aus den verwüsteten Überresten von Quarrys Mahlzeit zu picken. Er hatte seit dem Frühstück nichts mehr gegessen und war dem Verhungern nahe. »Mich wird das nicht stören.«

    »Nein, nein«, beruhigte ihn Quarry. »Würde mir im Traum nicht einfallen, Euch um diese Gelegenheit zu bringen. Was haltet Ihr davon, dass Scanlon und die Witwe so aufgetaucht sind, um O’Connell zu beerdigen?«
    Grey zuckte mit den Achseln und kaute auf dem Radieschen herum, während er sich die getrockneten Schlammspritzer von den Rockschößen strich.
    »Er hatte gerade O’Connells Witwe geheiratet, nur ein paar Tage nach dem Tod des Sergeant. Ich vermute, dass er Verdächtigungen zuvorkommen wollte. Hat wohl angenommen, dass die Leute ihn kaum verdächtigen würden, den Mann umgebracht zu haben, wenn er die Dreistigkeit besaß, mit frommer Miene betend bei seinem Begräbnis zu erscheinen, komplett mit Priester und Beiwerk.«
    »Mm.« Quarry nickte und ergriff eine gebutterte Spargelstange, die er sich ganz in den Mund steckte. »Unseieschu?«
    »Scanlons Schuhe? Ich hatte keine Gelegenheit, einen Blick darauf zu werfen, solange diese beiden Harpyien versuchten, sich gegenseitig umzubringen. Aber Stubbs hat sich seine Hände angesehen, als wir in der Apotheke waren. Wenn Scanlon O’Connell auf dem Gewissen hat, hat jemand anders die Schwerstarbeit erledigt.«
    »Glaubt Ihr, er hat es getan?«
    »Das weiß Gott. Habt Ihr vor, das Törtchen da zu essen?«
    »Ja«, sagte Quarry und biss hinein. Nachdem er das Törtchen mit zwei Bissen verspeist hatte, lehnte er sich zurück und blinzelte den Teller an, weil er hoffte, noch etwas Essbares darauf zu entdecken.

    »Euer neuer Leibdiener sagt also, dass sein Bruder es nicht getan haben kann? Nun, das ist doch klar, oder?«
    »Vielleicht - aber das Gleiche gilt auch für Scanlon; für den Mord an O’Connell war mehr als ein Mann nötig. Soweit wir wissen, war Jack Byrd ganz auf sich gestellt - und ich kann mir nicht vorstellen, dass ein simpler Hausdiener allein zu dem in der Lage ist, was man Tim O’Connell angetan hat.«
    Da er nichts Substanzielleres mehr finden konnte, brach Quarry einen abgenagten Hühnerknochen entzwei und saugte das Knochenmark heraus.
    »Also«, fasste er zusammen, während er sich die Finger ableckte, »es läuft darauf hinaus, dass O’Connell von zwei oder mehr Männern umgebracht worden ist, woraufhin ihm jemand das Gesicht zertreten und ihn dann ein Weilchen liegen gelassen hat. Einige Zeit später hat ihn jemand - vielleicht derselbe Jemand wie der Mörder, vielleicht jemand anders - mitgenommen und ihn am Puddle Dock in den Fluss geworfen.«
    »Genau so. Ich habe den verantwortlichen Konstabler gebeten, seine Berichte durchzusehen, um festzustellen, ob in der Todesnacht irgendwo eine Prügelei gemeldet worden ist. Ansonsten -« Grey rieb sich die Stirn, um gegen die Erschöpfung anzukämpfen. »Ich glaube,

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