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Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman

Titel: Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Sie sah sich übertrieben genau im Zimmer um. Er ignorierte das und zog sich das Hemd über den Kopf.
    »Warum denn?«
    Er meinte, den Hauch eines Lächelns in ihren Augen aufglitzern zu sehen, obwohl sich keine Spur davon auf ihren Lippen fand.

    »So viel wie Ihr getrunken hattet, wusste ich, dass Ihr bald zum Pinkeln aufwachen und Euch dann womöglich davonmachen würdet. Bliebt Ihr aber die ganze Nacht, war klar, dass Magda mir keinen anderen Kunden bringen würde.« Sie zuckte mit den Achseln, und das Hemd glitt ihr von einer ihrer hageren Schultern. »So gut hab’ ich seit Monaten nicht mehr geschlafen.«
    »Ich bin höchst zufrieden, Euch von Nutzen gewesen zu sein, Madam«, sagte Grey trocken und zog sich seine Hose an. »Und wie lauten wohl die Kosten für eine ganze Nacht in Eurer charmanten Gesellschaft?«
    »Zwei Pfund«, sagte sie prompt. »Ihr könnte mich jetzt bezahlen, wenn Ihr möchtet.«
    Er warf ihr einen zynischen Blick zu, eine Hand an seiner Börse.
    »Zwei Pfund? Wohl eher zehn Shilling. Versucht es noch einmal.«
    »Zehn Shilling?« Sie versuchte, eine beleidigte Miene aufzusetzen, doch es gelang ihr nicht, womit sie ihm bestätigte, dass seine Schätzung nicht weit verfehlt gewesen war. »Nun … dann eben ein Pfund und sechs. Oder vielleicht zehn…« Sie betrachtete ihn spekulativ, und ihre kleine rosa Zunge fuhr heraus, um ihre Oberlippe zu berühren, »… wenn ich für Euch herausfinden kann, wohin er geht?«
    »Wohin wer geht?«
    »Der Mann aus Cornwall, nach dem Ihr Euch erkundigt habt - Trevelyan.«
    Greys Kopfschmerzen schienen plötzlich nachzulassen. Er starrte sie einen Moment an, dann griff er in seine Börse. Er zog drei Pfundnoten heraus und warf sie ihr in den Schoß.

    »Sagt mir, was Ihr wisst.«
    Agnes schloss die Oberschenkel, die Hände dazwischen geklemmt, dicht bei ihrem Geld, und ihre Augen glitzerten vor Vergnügen.
    »Was ich weiß, ist, dass er hierher kommt, aye, etwa zwei-, dreimal im Monat, aber er geht nie mit einer von den Mädchen - also konnte ich nicht herausfinden, wie es um seinen Schwanz bestellt ist.« Ihre Miene war entschuldigend.
    Grey, der gerade seine Strümpfe befestigte, hielt überrascht inne.
    »Was tut er denn dann?«
    »Nun, er geht in Mrs. Magdas Zimmer, wie es all die reichen Leute tun - und kurze Zeit später kommt eine Frau heraus, die eins von Mags Kleidern und eine große Spitzenhaube trägt… aber es ist nicht unsere Mag. Sie ist ungefähr genauso groß, aye, hat aber weder Busen noch Hintern - und ganz schmale Schultern, wo doch Mags so fleischig ist wie ein gut gemästeter Bulle.«
    Sie zog eine ihrer perfekten Augenbrauen hoch, offenbar amüsiert über seine Miene.
    »Und dann geht diese… Dame … zur Hintertür hinaus in die Gasse, wo eine Sänfte auf sie wartet. Dabei habe ich sie auch schon gesehen«, sagte sie mit einer ironischen Betonung auf dem Pronomen. »Obwohl ich damals nicht wusste, wer es war.«
    »Und kommt… sie… zurück?«, fragte Grey mit der gleichen Betonung.
    »Aye, das tut sie. Sie bricht nach Anbruch der Dunkelheit auf und kommt kurz vor der Dämmerung zurück. Letzte Woche habe ich die Sänftenträger in der Gasse gehört,
und weil ich zufällig allein war -«, sie verzog kurz das Gesicht, »bin ich aufgestanden und habe aus dem Fenster geschaut, um zu sehen, wer es war. Ich konnte nicht mehr als die Oberseite ihrer Haube und ein Stück grünen Rock sehen - aber wer es auch immer gewesen ist, ihre Schritte waren rasch und lang wie die eines Mannes.«
    Dann hielt sie inne und machte ein erwartungsvolles Gesicht. Grey fuhr sich mit der Hand durch das zerzauste Haar. Sein Haarband hatte sich gelöst, während er schlief, und war nirgendwo in Sicht.
    »Aber Ihr glaubt, Ihr könnt herausfinden, wohin diese… Person… geht?«
    Sie nickte selbstsicher.
    »Oh, aye. Ich habe zwar das Gesicht der Dame nicht gesehen, aber einen der Sänftenträger hab’ ich deutlich erkannt. Zufällig ist er ein großer Kerl namens Rab, oben aus der Gegend von Fife. Er hat nicht oft Geld für eine Hure, aber wenn er es hat, fragt er nach mir. Heimweh, versteht Ihr?«
    »Ja, ich verstehe.« Grey strich sich das Haar aus dem Gesicht, dann griff er erneut in seine Geldbörse. Sie spreizte die Beine genau rechtzeitig wieder und fing die Hand voll Silber zielsicher mit ihrem Rock auf.
    »Seht zu, dass Rab bald Geld für Euch hat«, meinte Grey. »Aye?«
    Es klopfte an der Tür, welche sich öffnete und den Blick auf Harry Quarry

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