Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman

Titel: Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
ihn von Kopf bis Fuß, und in seinen Augen glitzerte die Belustigung. »Das kann ich von Euch nicht behaupten. Ihr seht noch genauso frisch und unschuldig aus wie an dem Tag, als ich Euch zum ersten Mal gesehen habe. Wie alt wart Ihr da, achtzehn?« Caswells Augen sahen wie damals aus; klein, schwarz und schlau, permanent blutunterlaufen von Rauch und kurzen Nächten, in tief violette Tränensäcke eingebettet.
    »Ich habe einen gesunden Lebenswandel. Das hält die Haut rein.«
    Caswell lachte, dann begann er zu husten. Mit einer geübten Handbewegung zog er ein zerknittertes Taschentuch aus dem Hosenbund und hielt es sich vor den Mund. Er zog eine seiner schütteren Augenbrauen hoch und zuckte halb mit den Achseln, als wollte er sich für die Verzögerung in ihrer Unterhaltung entschuldigen. Unterdessen erduldete er den Hustenkrampf mit der Gleichgültigkeit alter Gewohnheit.
    Als er schließlich zu Ende gehustet hatte, inspizierte er die frischen Blutflecken auf dem Taschentuch. Da er sie offenbar nicht für schlimmer befand als erwartet, warf er das Tuch ins Feuer.
    »Ich brauche etwas zu trinken«, sagte er heiser. Er erhob sich von seinem Sessel und steuerte auf den großen Mahagonischreibtisch zu, auf dem ein Silbertablett mit einem Dekanter und mehreren Gläsern stand.

    Anders als Magdas Allerheiligstes enthielt Caswells Zimmer nichts, was auf den Charakter des »Lavender Houses« oder seiner Besucher hingedeutet hätte; es hätte einem Bankdirektor gehören können, so nüchtern und elegant war es ausgestattet.
    »Dieses Gesöff da schmeckt Euch doch nicht etwa, oder?« Caswell wies kopfnickend auf das weggestellte Portweinglas. Er füllte ein Paar kristallene Weingläser mit einer tiefroten Flüssigkeit und hielt Grey eines davon hin. »Hier, probiert das.«
    Grey nahm das Glas mit einem surrealen Gefühl entgegen; er hatte hier in diesem Zimmer Wein getrunken, als George ihn zum ersten Mal in das »Lavender House« mitgenommen hatte - bevor sie sich in eines der Zimmer im ersten Stock zurückgezogen hatten. Diesem Gefühl leichter Orientierungslosigkeit folgte ein kleiner Schock, als er den ersten Schluck trank.
    »Das ist sehr gut«, sagte er und hielt das Glas ins Licht des Feuers, als wollte er die Farbe prüfen. »Was ist es?«
    »Die Marke weiß ich nicht«, sagte Caswell und roch beifällig an seinem Wein. »Aus Deutschland, nicht übel. Habt Ihr ihn schon einmal getrunken?«
    Grey schloss die Augen und trank einen tiefen Zug. Er runzelte die Stirn und gab vor, ihn über seine Zunge spülen zu lassen, um ihn einordnen zu können. Nicht, dass er den leisesten Zweifel gehabt hätte. Er hatte einen guten Riecher, was Wein betraf, und sein Geschmackssinn war noch besser - und er hatte genug von diesem Tropfen mit Nessie getrunken, um mehr als sicher zu sein, dass er ihn richtig wiedererkannte.
    »Möglich«, sagte er. Er öffnete die Augen und erwiderte
Caswells durchdringenden Blick mit einem unschuldigen Blinzeln. »Kann mich nicht erinnern. Trotzdem, ein guter Wein. Wo habt ihr ihn aufgetan?«
    »Eines unserer Mitglieder hat eine Vorliebe dafür. Er bringt ihn fassweise mit, und wir lagern ihn für ihn im Keller. Ich mag ihn auch.« Caswell trank noch einen Schluck, dann stellte er sein Glas ab. »Nun … Mylord. Auf welche Weise kann ich Euch zu Diensten sein?« Seine fleischlosen Lippen zogen sich zu einem Lächeln hoch. »Ersucht Ihr um Mitgliedschaft im Lavender Club? Ich bin mir sicher, dass das Komitee Eurem Begehren mit größtmöglicher Gunst entgegenkommen würde.«
    »Handelt es sich um das Komitee, dem ich in der Bibliothek begegnet bin?«, fragte Grey trocken.
    »Teilweise.« Caswell stieß ein kurzes Lachen aus, würgte es aber ab, um nicht einen erneuten Hustenanfall auszulösen. »Allerdings ist es möglich, dass sie darauf bestehen würden, Euch einer Reihe persönlicher Befragungen zu unterziehen, doch dagegen hättet Ihr doch sicherlich keine Einwände?«
    Das Glas in seiner Hand fühlte sich schlüpfrig an. Er hatte einmal mit angesehen, wie sich ein junger Mann in dieser Bibliothek über eine Lederottomane gebeugt einer Reihe persönlicher Befragungen unterzog, zur hemmungslosen Belustigung sämtlicher Anwesenden. Die Ottomane gab es noch; das war ihm aufgefallen.
    »Dieser Vorschlag schmeichelt mir außerordentlich«, sagte er höflich. »Im Augenblick bin ich allerdings zufällig mehr an Information als an Gesellschaft interessiert, so herrlich diese Vorstellung auch

Weitere Kostenlose Bücher