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Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman

Titel: Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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ihr Auftreffen in der Luft des Zimmers Wellen warf. Caswell saß reglos da und atmete kaum, während er die Möglichkeiten abwägte.
    »Dashwood«, flüsterte er. »Der Hellfire Club?«
    Grey nickte. »Ich kann Euch sagen, wer dort gewesen ist - und was in dieser Nacht in Medmenham geschehen ist. Alles .«

    Caswell zitterte geradezu vor Aufregung, und seine schwarzen Augen waren feucht.
    George hatte Recht gehabt. Caswell gehörte zu den Menschen, die Geheimnisse liebten, Information horteten, sie gar für sich behielten um der schieren Freude willen, Dinge zu wissen, die sonst niemand wusste. Und wenn die Zeit kam, in der man solche Dinge gewinnbringend verkaufen konnte…
    »Sind wir im Geschäft, Dickie?«
    Diese Worte brachten Caswell wieder ein Stück weit zu sich. Er holte tief Luft, hustete zweimal und schob dann kopfnickend seinen Stuhl zurück.
    »Das sind wir, Schätzchen. Dann kommt mit.«
     
    Die oberen Stockwerke beherbergten größtenteils private Zimmer; Grey konnte nicht sagen, ob sich viel verändert hatte - bei seinen vergangenen Besuchen im »Lavender House« war er nicht imstande gewesen, viel mitzubekommen.
    Heute Abend war alles anders; ihm entging nicht das Geringste.
    Es war merkwürdig, dachte er, während er Caswell durch einen der oberen Flure folgte. Die Atmosphäre dieses Hauses war ganz anders als die des Bordells, obwohl beide Etablissements dem gleichen Zweck dienten. Er konnte unten Musik hören und in einigen der Zimmer, an denen sie vorbeikamen, erklangen intime Geräusche - und doch war es ganz und gar nicht das Gleiche.
    Magdas Haus war viel weniger subtil gewesen, und alles darin diente der Provokation lüsterner Absichten. Das gab es in keinem Haus für Männer, in dem er je gewesen
war - es gab selten irgendwelche Dekorationsgegenstände oder auch nur viele Möbel, abgesehen von den einfachen Betten. Manchmal gab es nicht einmal die; viele Häuser waren nicht mehr als Wirtshäuser mit einem Hinterzimmer neben dem Schankraum, in das sich Männer zum Zeitvertreib zurückziehen konnten, oft unter dem Applaus und den Anfeuerungsrufen der Zuschauer in der Wirtschaft.
    Er war überzeugt, dass selbst die ärmlichsten Bordelle Türen hatten. Lag es daran, dass Frauen auf der Zurückgezogenheit beharrten?, fragte er sich. Und doch bezweifelte er, dass es viele Huren gab, die sich von den Gegenständen stimulieren ließen, die Madga zur Freude ihrer Kunden zur Verfügung stellte. Ob es wirklich einen Unterschied gab zwischen Männern, die von Frauen angezogen wurden, und solchen, die die Berührung ihres eigenen Geschlechts vorzogen? Oder waren es die Frauen - war es für sie vielleicht wichtig, das Geschäft zu beschönigen?
    Was die Erotik anging, so vibrierte das Haus förmlich vor Sexualität. Überall Männerstimmen und Männergerüche; am Ende des Korridors umarmten sich zwei Liebende, verschlungen an eine Wand gelehnt, und seine Haut kribbelte und zuckte; er konnte einfach nicht aufhören zu schwitzen.
    Caswell führte ihn zu einer Treppe, vorbei an dem Paar - einer von ihnen war Goldlöckchen Neil, das Flittchen, der zerzaust aufblickte und ihm mit geschwollenem Mund ein laszives Lächeln schenkte, bevor er sich wieder seinem Begleiter zuwandte - der nicht der braunhaarige Junge war. Er zwang sich, nicht zurückzublicken, als sie die Treppe hochzusteigen begannen.

    In der oberen Etage des Hauses war es ruhiger. Auch das Mobiliar schien luxuriöser zu sein; ein breiter Orientteppich lief über die gesamte Länge des Flurs, und geschmackvolle Bilder über kleinen Tischchen mit Blumenvasen zierten die Wände.
    »Wir haben hier oben einige Zimmersuiten; manchmal kommt ein Gentleman aus der Provinz, um ein paar Tage oder eine Woche zu bleiben …«
    »Ganz die kleine Zweitwohnung. Ich verstehe. Und Trevelyan benutzt dann und wann eine dieser Suiten?«
    »Oh, nein.« Caswell blieb vor einer lackierten Tür stehen und schüttelte seinen Schlüsselbund, bis sich ein großer Schlüssel löste. »Diese Suite unterhält er dauerhaft.«
    Die Tür schwang auf. Dahinter lag Dunkelheit, in der man das Fenster an der gegenüberliegenden Wand als blasses Rechteck erkannte. Es hatte sich bewölkt, und Grey konnte den Mond sehen, der jetzt hoch und klein am Himmel stand und sich in den nebligen Wolkenschichten fast verlor.
    Caswell hatte einen brennenden Docht mitgebracht; er hielt ihn an eine Kerze neben der Tür, und die Flamme wuchs und warf ihr flackerndes Licht auf ein großes Zimmer mit

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