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Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman

Titel: Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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ist.«
    Caswell hustete und setzte sich ein wenig gerader hin.
Das Lächeln war immer noch da, doch das Funkeln in den schwarzen Augen hatte etwas zugenommen.
    »Ja?«, sagte er. Grey konnte das Flüstern von Stahl, der aus einer Scheide gezogen wurde, beinahe hören. Das Vorgeplänkel war vorbei; mochte das Duell beginnen.
    »Der Ehrenwerte Mr. Trevelyan«, sagte er und kreuzte seine Klinge mit Caswells. »Er kommt regelmäßig hierher; das weiß ich bereits. Ich möchte wissen, mit wem er sich trifft.«
    Caswell kniff tatsächlich die Augen zu, da er mit einem solch unmittelbaren Angriff nicht gerechnet hatte, doch er gewann mit einem geschickten Ausfallschritt wieder an Boden.
    »Trevelyan? Ich kenne niemanden, der so heißt.«
    »Oh, Ihr kennt ihn. Ob er diesen Namen hier benutzt, spielt keine Rolle; Ihr wisst alles von Interesse über jeden Eurer Besucher. Mit Sicherheit kennt Ihr ihre wirklichen Nachnamen.«
    »Schmeichler«, sagte Caswell noch einmal, obwohl er diesmal weniger belustigt aussah.
    »Die Herren in der Bibliothek waren nicht sehr zurückhaltend«, sagte Grey, um seinen Vorteil wieder zu erlangen. »Wenn ich sie außerhalb Eures Hauses aufsuche, könnte ich mir vorstellen, dass mir der eine oder andere erzählt, was ich wissen möchte.«
    Caswell lachte so herzhaft, dass er eine kleine Hustenattacke auslöste.
    »Nein, das werden sie nicht«, keuchte Caswell und tastete nach einem frischen Taschentuch. Er betupfte sich die Augen und den vertrockneten Mund, der sich erneut zu einem Lächeln verzogen hatte. »Sicher würden Euch
ein oder zwei von ihnen alles Mögliche erzählen, wovon sie glauben, dass Ihr es gern hören würdet, wenn es nur den Verschluss Eurer Hose löst. Aber das werden sie Euch nicht erzählen.«
    »Nicht?« Grey gab sich gleichgültig und nippte an seinem Wein. »Hinter Trevelyans Treiben muss mehr stecken, als ich dachte, wenn es so wichtig ist, dass Ihr Eure Mitglieder bedroht, um seine Geheimnisse zu bewahren.«
    »Oh, wo denkt Ihr hin, wo denkt Ihr hin?« Caswell wedelte mit seiner Knochenhand. »Drohungen? Ich? Ihr wisst, dass das nicht stimmt, mein lieber Junge. Wenn ich zu Drohungen greifen würde, wäre ich schon lange mit eingeschlagenem Schädel im Fleetkanal gelandet.«
    Ein alarmiertes Kribbeln durchfuhr Grey bei dieser Bemerkung, obwohl er sein Gesicht mit aller Kraft von jedem Ausdruck frei hielt. War dies eine bloße Übertreibung oder eine Warnung? Caswells verwitterte Züge verrieten nicht das Geringste, obwohl seine glitzernden Augen Grey genau beobachteten, um vielleicht einen Hinweis auf seine Absichten zu erhaschen.
    Er atmete tief durch, um seinen rasenden Herzschlag zu verlangsamen, und trank noch einen Schluck Wein. Es war gut möglich, dass es nicht mehr als ein Zufall gewesen war, eine unglückliche Wortwahl; der Fleet war schließlich nicht weit - und Caswell hatte tatsächlich Recht; seine Kunden waren Männer von großem Reichtum und Einfluss, und wenn er sich auf Drohungen oder Erpressung verlegt hätte, hätte man ihn längst irgendwie in aller Stille aus dem Verkehr gezogen.
    Doch Informationen waren etwas anderes. George hatte einmal zu ihm gesagt, dass Informationen Caswells
wichtigstes Handelsgut waren - und der Profit, den das »Lavender House« abwarf, reichte wohl kaum aus, um die großzügige Ausstattung von Caswells Privaträumen zu finanzieren. Jeder kennt Dickie Caswell , hatte George gesagt und sich träge auf dem Bett in einem der Zimmer im ersten Stock geräkelt. Und Dickie kennt jeden - und weiß alles. Was auch immer du wissen möchtest - für Geld.
    » Euer Takt und Eure Diskretion ehren Euch«, sagte Grey, der Bodenhalt für einen neuen Angriff suchte. »Aber warum sagt Ihr, dass sie es mir nicht erzählen werden?«
    »Nun, weil es nicht stimmt«, erwiderte Caswell prompt. »Sie haben nie einen Mann namens Trevelyan hier gesehen - wie sollten sie Euch etwas über ihn erzählen?«
    »Einen Mann nicht, nein. Ich gehe eher davon aus, dass sie ihn als Frau gesehen haben.«
    Er erlebte eine Sekunde des Jubels, als er sah, dass sich Caswells violette Tränensäcke noch mehr verdunkelten, während ihm die Farbe aus den Wangen wich. Das erste Blut; er hatte seinen Gegner angeritzt.
    »In einem grünen Samtkleid«, fügte er hinzu, um seinen Vorteil auszunutzen. »Ich habe Euch doch gesagt - ich weiß, dass er hierher kommt; das steht gar nicht infrage.«
    »Ihr irrt Euch völlig«, sagte Caswell, doch sein Husten brach an die Oberfläche

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