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Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman

Titel: Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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durch und verlieh den Worten einen zittrigen Klang.
    »Gebt auf, Dickie«, sagte Grey mit einem etwas unverschämten Schwung seines Rapiers. Er lehnte sich ein wenig zurück und blickte geduldig über den Rand seines Glases hinweg.

    »Ich sage, ich weiß Bescheid; Ihr werdet mich kaum davon überzeugen, dass es nicht so ist. Mir fehlen nur einige wenige kleine Details.«
    »Aber -«
    »Ihr braucht Euch nicht zu sorgen, dass man Euch Vorwürfe machen wird. Wenn ich die wichtigsten Informationen über Trevelyan aus einer anderen Quelle habe - was in der Tat der Fall ist -, warum sollte ich dann nicht alles von dieser Quelle erfahren haben?«
    Caswell hatte den Mund geöffnet, um etwas zu sagen, runzelte stattdessen jedoch die Stirn und spitzte nachdenklich die Lippen.
    »Zudem braucht Ihr nicht zu fürchten, dass ich Mr. Trevelyan schaden will. Er steht schließlich kurz davor, ein Mitglied meiner Familie zu werden - vielleicht ist Euch bekannt, dass er mit meiner Cousine verlobt ist?«
    Caswell nickte kaum merklich. Sein Mund war so fest zugekniffen, dass er größte Ähnlichkeit mit dem Anus eines Hundes hatte, was Grey ausgesprochen widerlich fand. Dennoch, es spielte wohl kaum eine Rolle, wie der teuflische alte Kerl aussah, solange er mit den nötigen Details herausrückte.
    »Ihr versteht sicherlich, dass meine Bemühungen in dieser Angelegenheit einzig dem Schutz meiner Familie dienen.« Grey wandte den Blick ab und richtete ihn auf eine Silberschale auf dem Tisch, die mit Treibhausfrüchten gefüllt war, dann wieder auf Caswell. Zeit, ihm den Rest zu geben.
    »Nun denn«, sagte er und breitete mit einer eleganten Geste die Hände aus. »Bleibt nur noch der Preis zu entscheiden, nicht wahr?«

    Caswell röchelte aus tiefster Kehle und spuckte dicken Schleim in ein frisches Taschentuch, das er dann zusammenballte und seinen Vorgängern ins Feuer nachwarf. Grey dachte zynisch, dass er eine ganze Menge Geld allein dazu benötigen musste, sich mit Leinentüchern einzudecken.
    »Der Preis.« Caswell trank einen großen Schluck Wein, dann stellte er das Glas ab und leckte sich die Lippen. »Was habt Ihr denn anzubieten? Immer vorausgesetzt natürlich, dass ich etwas zu verkaufen habe.«
    Keine vorgetäuschte Ahnungslosigkeit mehr. Das Duell war vorbei. Grey konnte einen kurzen Seufzer nicht unterdrücken und stellte überrascht fest, dass nicht nur seine Handflächen feucht waren, sondern dass er unter seinem Hemd in Schweiß gebadet war, obwohl es in dem Zimmer nicht warm war.
    »Ich habe Geld -«, begann er, doch Caswell unterbrach ihn.
    »Geld bekomme ich von Trevelyan. Viel Geld. Was könnt Ihr mir denn sonst noch anbieten?«
    Die kleinen, schwarzen Augen waren starr auf ihn geheftet, und er sah, wie sich Caswells Zungenspitze kaum sichtbar ins Freie stahl, um einen Tropfen Wein aus dem Mundwinkel zu lecken.
    Grundgütiger! Er saß einen Moment völlig verblüfft da, gefangen von diesen Augen, dann senkte er den Blick, als sei ihm plötzlich eingefallen, dass er ja auch Wein hatte. Er hob sein Glas und senkte die Wimpern, um seine Augen zu verbergen.
    Zur Verteidigung von König, Vaterland und Familie hätte er nötigenfalls Nessie ohne Zögern seine Tugend
geopfert. Lautete die Frage jedoch, ob Olivia einen Mann mit Syphilis heiratete und die halbe britische Armee im Krieg ausgelöscht wurde oder ob er eine »persönliche Befragung« durch Richard Caswell über sich ergehen ließ, so war er der Meinung, dass Olivia und der König ihre Schäfchen selbst ins Trockene bringen konnten.
    Er stellte sein Glas hin und hoffte, dass sich dieser Schluss nicht in seinem Gesicht widerspiegelte.
    »Ich habe noch etwas anderes als Geld«, sagte er und sah Caswell direkt ins Gesicht. »Wollt Ihr wissen, wie George Everett wirklich gestorben ist?«
    Wenn es ein Aufflackern der Enttäuschung in den schwarzen Marmoraugen gab, so erlosch es augenblicklich unter einer Woge des Interesses. Caswell versuchte zwar, dies zu verbergen, doch er konnte das Aufglitzern der mit Habsucht vermischten Neugier nicht verbergen.
    »Ich habe gehört, dass es ein Jagdunfall war und er sich irgendwo auf dem Land das Genick gebrochen hat. Wo war das noch? Wyvern?«
    »Francis Dashwoods Anwesen - die Abtei von Medmenham. Es war nicht das Genick, und es war auch kein Unfall. Er wurde absichtlich getötet - ein Schwertstich ins Herz. Ich bin dabei gewesen.«
    Diese letzten vier Worte fielen in die Stille wie Kiesel in einen See; er konnte spüren, wie

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