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Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman

Titel: Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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einem Himmelbett. Das Zimmer war sauber und leer; Grey holte Luft, roch aber nichts außer Wachs und Bodenpolitur und dem schwachen Hauch längst erloschener Feuer. Der Kamin war frisch gefegt und ein Feuer vorbereitet, doch es war kalt im Zimmer; hier war eindeutig in letzter Zeit niemand gewesen.
    Grey strich durch das Zimmer, doch es gab keine Spur von seinen Benutzern.
    »Kommt er jedesmal mit derselben Person?«, fragte er.
Die Tatsache, dass Trevelyan die Suite gemietet hatte, sprach für eine langfristige Affäre.
    »Ja, ich glaube schon.« Caswells Stimme hatte einen seltsamen Unterton, der ihn den Mann scharf anblicken ließ.
    »Ihr glaubt es? Ihr habt diese Person noch nie zu Gesicht bekommen?«
    »Nein - er nimmt es sehr genau, unser Mr. Trevelyan.« Caswells Stimme war ironisch. »Er trifft stets zuerst ein, zieht sich um und geht dann vor die Tür, um zu warten. Er geht mit der Person ins Haus und sogleich die Treppe hinauf; alle Bediensteten haben Anweisungen, sich anderswo aufzuhalten.«
    Das war eine Enttäuschung. Er hatte auf einen Namen gehofft. Dennoch bewog ihn sein Hang zur Gründlichkeit, sich erneut an Caswell zu wenden und noch einmal nachzubohren.
    »Ich bin mir sicher, dass Eure Bediensteten Euren Anweisungen aufs Wort folgen«, sagte er. »Aber Ihr, Dickie! Ihr erwartet doch wohl nicht, dass ich glaube, dass irgendjemand Euer Haus betritt, ohne dass Ihr alles Wissenswerte über ihn herausfindet. Soweit ich weiß, kanntet Ihr bis jetzt nur meinen Vornamen - und doch wisst Ihr offensichtlich, wer ich bin, wenn Ihr von Trevelyans Verlobung mit meiner Cousine wisst.«
    »Oh, ja - Mylord.« Caswell hatte die Lippen scherzhaft gespitzt. Jetzt, da der Handel abgemacht war, genoss er seine Enthüllungen genauso wie zuvor seine Zurückhaltung.
    »Ihr habt Recht, aber nur zum Teil. Ich kenne den Namen von Trevelyans Inamorata tatsächlich nicht; er ist
sehr vorsichtig. Allerdings weiß ich etwas sehr Wichtiges über sie.«
    »Und zwar?«
    »Dass es tatsächlich eine Inamorata ist - kein Inamorato .«
    Grey starrte ihn einen Moment an, während er diese Botschaft entschlüsselte.
    »Was? Trevelyan trifft sich mit einer Frau ? Einer echten Frau? Hier ?«
    Caswell neigte den Kopf, die Hände vor dem Bauch gefaltet wie ein Butler.
    »Woher wisst Ihr das?«, wollte Grey wissen. »Seid Ihr sicher?«
    Der Kerzenschein tanzte wie Gelächter in Caswells kleinen, schwarzen Augen.
    »Habt Ihr schon einmal eine Frau gerochen? Aus der Nähe, meine ich?« Caswell schüttelte den Kopf, sodass die losen Hautfalten an seinem Hals wackelten. »Ganz zu schweigen von einem Zimmer, in dem es jemand stundenlang mit einer dieser Kreaturen getrieben hat? Natürlich bin ich sicher.«
    »Natürlich seid Ihr das«, murmelte Grey, abgestoßen von der Vorstellung, dass Caswell in den verlassenen Zimmern seines Hauses wie eine Ratte zwischen den Laken und Kissen herumschnüffelte und Information wie Krümel aus dem Durcheinander pickte, das sorglose Liebe hinterlassen hatte.
    »Sie hat dunkles Haar«, war Caswells nächste hilfreiche Feststellung. »Fast schwarz. Eure Cousine ist meines Wissens blond?«
    Grey machte sich nicht die Mühe, darauf zu antworten.
»Und?«, fragte er knapp.
    Caswell spitzte nachdenklich die Lippen.
    »Sie ist stark geschminkt - aber ich kann natürlich nicht sagen, ob das ihre Gewohnheit oder ob es Teil der Verkleidung ist, die sie anlegt, wenn sie hierher kommt.«
    Grey nickte, denn er verstand. Jene Männer, die sich gern als Frauen verkleideten, schminkten sich im Allgemeinen wie französische Adelsfrauen; eine Frau, die hoffte, dafür gehalten zu werden, würde natürlich das Gleiche tun.
    »Und?«
    »Sie benutzt einen teuren Duft. Zibet, Vetiver und Orange, wenn ich mich nicht irre.« Caswell blickte zur Decke und überlegte. »Oh, ja - sie hat einen Vorliebe für diesen deutschen Wein, den ich Euch zu trinken gegeben habe.«
    »Ihr habt gesagt, Ihr lagert ihn für ein Mitglied. Trevelyan, nehme ich an? Woher wisst Ihr, dass er ihn nicht allein trinkt?«
    Caswells behaarte Nasenlöcher bebten vor Belustigung.
    »Ein Mann, der so viel tränke, wie in diese Suite hinaufgebracht wird, wäre tagelang außer Gefecht gesetzt. Und den Spuren nach zu schließen -«, er nickte andeutungsweise zum Bett, »- ist unser Mr. Trevelyan alles andere als einsatzunfähig.«
    »Sie kommt in einer Sänfte?«, fragte Grey, ohne diese Anspielung zu beachten.
    »Ja. Allerdings jedesmal mit anderen Trägern; wenn sie

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