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Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben

Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben

Titel: Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Meadows
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»Ihr seid also alle herumgelaufen, und eines Tages habt ihr zufällig Heart entdeckt?«
    »Mehr oder weniger. Wir haben eine Weile um die Stadt gestritten, bevor wir begriffen, wie riesig sie ist. Es ist mehr als genug Platz für alle da.«
    »Ist euch das nicht komisch vorgekommen? Dass eine Stadt auf euch gewartet hat, komplett mit einem Tempel in der Mitte?« Ich zuckte ängstlich zusammen, aber Li war nicht hier, um mich wegen meiner Neugier zu schlagen. Entweder bemerkte Sam sie nicht, oder er konnte sich gut verstellen.
    »Das hätte es, aber wir waren so unglaublich dankbar für die Zuflucht, dass wir nicht darüber nachgedacht haben. Als wir es dann taten, hatten wir durch unser Leben längst jede etwaige Spur einer früheren Zivilisation zerstört. Man sucht noch immer nach Hinweisen, aber in Heart ist fast nichts.«
    »Fast.«
    »Nun, da ist der Tempel, und dort haben wir die Schrift entdeckt.«
    »Aber die Bücher sagten …«
    »Dass Deborl das System erfunden hat? Das ist nicht ganz falsch, aber auch nicht richtig. Er hat es entziffert. Er hatte schon immer einen guten Sinn für Muster. Es gibt Worte, die um den Tempel herum eingemeißelt sind, die von Janan erzählen, einem großen Wesen, das uns erschaffen und uns Seelen
und ewiges Leben gegeben hat. Und Heart. Es sollte uns beschützen.«
    Ich sah den Tempel an, der aus der Mitte der Stadt hervorragte. »Nichts davon hat in Lis Büchern gestanden.«
    »Deborl hat sich die Freiheit genommen, einige Stellen zu bearbeiten.« Er legte den Kopf in den Nacken und folgte meinem Blick, aber inzwischen versperrte die Mauer den Blick auf den Horizont fast vollständig. »Jedenfalls hat Janan sich uns nie offenbart oder uns in schwierigen Zeiten geholfen.«
    »Wie in Dürre und Hunger oder einigen der anderen Jahre?«
    Er nickte. »Genau. Das Jahr der Dunkelheit wurde nach einer Sonnenfinsternis in der frühen Zeit benannt. Es schien, als wäre die Sonne ganz erloschen. Und Janan war nicht da, um uns zu helfen, als wir uns fürchteten.«
    Bis vor Kurzem war nie jemand da gewesen, um mir zu helfen, wenn ich Angst hatte, daher kam mir der Verrat nicht so schlimm vor. Aber vielleicht war es anders, wenn jemand etwas versprach und das Versprechen dann nicht hielt.
    »Der Tempel hat noch nicht einmal eine Tür. Ein paar Leute glauben fest an Janan und daran, dass er eines Tages zurückkehren wird, um uns vor den Schrecken dieser Welt zu retten, aber die meisten von uns haben vor langer Zeit entschieden, dass er nicht real ist.«
    »Aber wenn das, was auf dem Tempel geschrieben steht, wahr ist – Seelen zu haben, wiedergeboren zu werden –, bedeutet das nicht, dass er auch real ist?«
    »Vielleicht war er es vor langer Zeit. Einige Geschichten sagen, er habe seine Existenz geopfert, um uns zu erschaffen, und das sei der Grund, warum es keine Tür gibt.« Der Himmel verschwand, als wir zu einem Stück Ödland kamen, das sich bis zur Stadtmauer erstreckte. Dampfwölkchen quollen aus
einem nahen Loch im Boden. Ein Geysir? »Als es Zeit wurde, neue Geschichtsbücher zu verfassen, wurden einige Dinge ausgelassen, weil die Leute sie nicht für real oder wichtig hielten, und das ist der Grund dafür, warum du nie etwas von Janan gehört hast.«
    »Aber du hast seinen Namen gesagt. Benutzt du ihn als Fluch?«
    Er verzog das Gesicht. »Einige Leute fühlten sich verraten, als Janan uns nie vor den Angriffen der Greifen oder Kentauren rettete. Es sind schließlich fünftausend Jahre gewesen.«
    Nach so langer Zeit würde ich es wahrscheinlich auch aufgeben, auf jemanden zu warten.
    »Es begann als ein einfacher Ausdruck des Missfallens, keine Verwünschung, aber es verbreitete sich und wurde zu einer Gewohnheit, die einige von uns nicht ablegen können.«
    »Das wird den Leuten, die immer noch an ihn glauben, wahrscheinlich nicht gefallen.«
    Sam kicherte. »Nein, wohl weniger. Wenn du dich mit dem Rat gutstellen willst, dann versuch, meine schlechten Angewohnheiten nicht zu übernehmen. Meuric glaubt wirklich. «
    Wir hatten inzwischen einen der Geysire erreicht, den ich mir näher ansehen wollte. Meine Stiefel knirschten auf dem Boden, einer seltsamen Mischung aus Asche und Kieseln. Schwefeliger Dampf kitzelte mir in der Nase, aber er wehte zum Wald hinüber und hinterließ eine weiße Schicht auf den Ästen. Ich trat näher an den Geysir heran – ich wollte hineinschauen –, aber Sam tippte mir auf die Schulter und erinnerte mich stumm an seine Warnungen, als wir

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