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Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben

Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben

Titel: Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Meadows
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nicht jeder Zutritt haben sollte. Normalerweise müsstest du ihn auch berühren, aber ich vermute, du bist nicht in der Datenbank, daher würde es nichts bringen.« Er drückte die Hand auf eine kleine Scanfläche neben dem Tor. Es piepte, ein Teil des Tores schwang auf, gleichzeitig ergoss sich ein gelbes Licht über den Boden, und Schritte hallten von den Wänden wider.
    Ein schlanker Mann, vielleicht in den Dreißigern, erschien. »Hallo, Sam. Ich wäre früher hier gewesen, aber Darce hat gerade Minn zur Welt gebracht – der diesmal ein Mädchen ist –, und eine ganze Gruppe von uns musste Merton daran hindern, Rache an ihm zu nehmen, solange er noch so klein ist. An ihr. Das ist noch etwas gewöhnungsbedürftig. Minn war seit zehn Generationen kein Mädchen mehr.«
    Sam ging mit Zottel voraus, und ich folgte ihm.

    »Apropos gewöhnen.« Der Fremde blickte zu Sam und dann zu mir. Er trug weite Hosen und ein schweres, braunes Hemd mit Knöpfen. Der Nachmittag war so warm, dass man keinen Mantel brauchte. »Ana, richtig?«
    Als ob es daran Zweifel gäbe. Er hatte es gewusst, weil ich den Seelenscanner nicht berührt hatte, und dann hatte er angefangen zu schwatzen, so dass ich mich ausgeschlossen fühlte. Ich hob das Kinn, als läge mir eine brillante Erwiderung auf der Zunge oder als würde Sam vielleicht etwas sagen, aber nichts davon geschah. Der Fremde und ich sahen einander nur an, und aus dem Starren wurde langsam ein wütendes Funkeln.
    Zottel brach das Schweigen mit einem langen Schnauben.
    Der Wachposten wandte sich wieder an Sam. »Redet immer noch nicht, hm? Traurig.« Er zog sich an einen hölzernen Schreibtisch zurück, der an die Stadtmauer geschoben war. Ein flacher, flackernder Bildschirm befand sich in der Mitte – er war leer –, und um ihn herum lagen ordentlich ein paar Stapel Papier. Der Mann knipste die Lampe an und stützte sich auf den Schreibtisch.
    Sam nahm Zottel die Taschen ab und ächzte beim Sprechen, davon abgesehen war sein Ton freundlich. »Eigentlich«, sagte er, »glaube ich, dass sie darauf gewartet hat, dass du ihr sagst, wie du heißt.«
    »Eigentlich ist mir das egal.« Ich nahm Sam eine Tasche ab und legte sie mir unter minimaler Benutzung meiner Hände über die Schulter. Der eine Verband löste sich, wo ich ihn nachlässig neu gebunden hatte. »Aber ich spreche durchaus, und das schon seit geraumer Zeit.«
    Sam wandte den Kopf ab, als wolle er sein Grinsen verbergen.
    »Na dann, freut mich zu hören. Ich bin Corin.« Der Wachposten
streckte eine Hand aus, die ich nicht nahm, sondern ich hielt nur meine Verbände hoch. »Was ist mit deinen Händen passiert?«
    »Verbrannt.«
    »Sie hat mich vor einer Sylphe gerettet.« Sam erwähnte nicht, dass er mich ebenfalls vor einer Sylphe gerettet hatte und davor aus dem See, oder dass er sich fast drei Wochen lang um mich gekümmert hatte. Es war nett von ihm, dass er es so klingen ließ, als wäre ich mutig.
    Corin stieß einen Pfiff aus. »Beeindruckend, aber du hast doch gewusst, dass er zurückkommen würde, oder?«
    Irgendwann, klar, aber nicht rechtzeitig, um mich vor allen zu retten, die mich so behandelten wie Corin. Ich hievte eine weitere Tasche auf meine Schulter und sagte zu Sam: »Es wird bald Zeit fürs Abendessen.«
    Er hatte wenig Grund, meinen Verbündeten zu spielen, wenn man bedachte, dass er Corin seit fünftausend Jahren kannte und meine »Rettung« seiner Person nur eine Kleinigkeit gewesen war, aber aus irgendeinem Grund tat er es, und ich hätte ihn dafür umarmen können. »Du hast Recht. Es war ein langer Marsch von der Grenze. Können wir ein andermal erzählen, Corin? Ana und ich müssen noch auspacken.«
    Der Wachposten schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, nein. Ich meine, du kannst gehen, Sam«, er deutete mit dem Kinn auf die offene Tür am Ende des lang gestreckten Raumes, »aber Ana hat keine Freigabe.«
    »Was?« Sams Ton war plötzlich nicht mehr so freundlich.
    Die zusätzliche Tasche grub sich schmerzhaft in meine Schulter. »Ich dachte, man braucht nur seinen Namen in ein Buch zu schreiben oder so etwas. Was meinst du mit Freigabe?«
    »Für das Betreten der Stadt. Du bist keine Bürgerin.«

    »Ich bin hier geboren.« Das wusste doch jeder. Li hatte mir erzählt, wie sie alle gekommen waren, um die Seelenlose zu begaffen, und das war einer der Gründe, warum sie mich fortgebracht hatte. Nicht nur, um ihre Schande zu verbergen, sondern, wie sie betonte, um mich zu beschützen.
    »Du

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