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Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben

Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben

Titel: Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Meadows
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den riesigen Krater betreten hatten: Der Boden war an manchen Stellen dünn und würde aufreißen und mich in sengend heißen Schlamm stürzen lassen, bevor ich wegspringen konnte.
    Da er nichts dazu sagte, wenn ich nur einigermaßen dumme
Sachen anstellte, wie beispielsweise auf eine alte Felsmauer zu klettern, um einen besseren Blick auf unsere Umgebung zu bekommen, hatte ich die Warnung vor dem Boden ernst genommen.
    »Also, hast du dich verraten gefühlt? Von Janan, meine ich.« Ich drängte auf die Mauer zu, als wäre ich die ganze Zeit über auf dem Weg dorthin gewesen.
    »Ein bisschen schon. Ich wollte glauben, dass unser Dasein einen Sinn hat.«
    »Das Gefühl kenne ich.« Die Mauer zeigte keine Risse oder Farbflecken, und sie war so hart wie Marmor, als ich einen Verband abnahm, um zu fühlen, ob sie wirklich so glatt war, wie sie aussah. Der sonnengewärmte Stein war reibungsarm unter meiner empfindlichen Handfläche.
    »Warte«, sagte Sam, als ich die Hand zurückziehen wollte. Er stand beunruhigend nahe. »Nur einen Moment.« Dann legte er seine Hand auf meinen Handrücken und verschränkte vorsichtig seine Finger mit meinen. »Fühlst du es?« Mehr ein Hauch als ein Flüstern.
    Was sollte ich fühlen? Seine Berührung? Die Wärme seines Körpers? Ich spürte sie überall.
    Dann wusste ich, was er meinte. Die Steinmauer pulsierte wie Blut, das durch eine Ader floss.
    Ich zuckte zurück, weg von Sam, weg von der Mauer. Nicht Sonnenlicht hatte den Stein gewärmt, die Hitze kam von innen. »Wie hat die Mauer das gemacht?« Ich verspürte den Drang, die Hand an meiner Hose abzuwischen, aber die neue Haut war zu zart, um sie aufs Spiel zu setzen. Stattdessen wickelte ich wieder den Verband darum, nachlässig und so, dass er mir wahrscheinlich das Blut in meinen Fingern abschnüren würde.
    Sams Blick folgte meinen Händen. »Sie hat das immer gemacht. Wieso?«

    »Ich mag nicht, wie es sich anfühlt.« Ich trat zurück, nicht, dass ich gewusst hätte, wohin ich gehen würde. Einfach nur weg.
    Er folgte meinem nicht gerade unauffälligen Rückzug und sah zwischen mir und dem Geysir hinter mir hin und her. »Warum?«
    Ich blieb stehen und befahl mir zu atmen, als der Boden hohl unter meinen Schritten dröhnte, er war zu dünn, um sicher darauf zu stehen. Nach Wochen war ich endlich in Heart, und jetzt wollte ich wegrennen? Nein. Ich war hierhergekommen, um herauszufinden, warum ich geboren worden war, und ich würde mich nicht von einer dummen Mauer vertreiben lassen.
    Sam streckte mir die Hände entgegen und warf immer noch besorgte Blicke auf den Boden. »Komm. Wir sind fast zu Hause.«
    Seinem Zuhause. Stimmt. Wo ich bleiben würde, bis der Rat beschloss, was mit mir geschehen sollte. »In Ordnung.« Ich nahm die Hände nicht, die er mir anbot.
    Sam musterte mich noch einen Moment, dann nickte er. »Es wird nicht lange dauern. Ich kann das Tor öffnen, aber ich vermute, sie werden deinen Eintritt registrieren wollen.« Er lächelte entschuldigend, also beklagte ich mich nicht über die Ungerechtigkeit. Diesmal nicht.
    »Warum haltet ihr sie geschlossen?«
    Er ging zwischen mir und der Mauer, als wir zu Zottel zurückkehrten, der mit dem Schweif peitschte und sehnsüchtig zu dem Torbogen blickte. »Hauptsächlich aus Tradition. Wir haben in den letzten Jahrhunderten kein Problem mehr mit Riesen oder Trollen gehabt, aber es gab Jahre, in denen wir uns verbarrikadieren mussten. Kentauren, Drachen – alle möglichen Kreaturen haben angegriffen, ganz zu schweigen von den
Sylphen. Jetzt ist die Grenze des Reiches besser geschützt, aber dass sie es seit einer Weile nicht mehr versucht haben, heißt nicht, dass sie es nie wieder tun werden. Wir werden nicht unvorbereitet sein.«
    In einigen der Bücher bei Li waren Zeichnungen von Schlachten gewesen, meist unter großzügiger Verwendung von roter Tinte. Wenn ich in zahllosen Kriegen gegen die anderen Bewohner des Planeten gestorben wäre, würde ich meine Türen auch geschlossen halten.
    Der Torbogen war hoch und breit und tief genug, dass zehn Menschen nebeneinanderstehen konnten. Immer noch verängstigt von dem Pulsieren der Mauer schlang ich die Arme um mich und blieb in der Mitte.
    Jenseits der eisernen Gitterstäbe führte der Durchgang in einen breiten Raum. »Wachstation«, erklärte Sam. »Und dies ist ein Seelenscanner, damit der Rat weiß, wer kommt und wer geht. Ein paar davon sind in Waffenkammern aufgestellt und an Orten, zu denen ihrer Meinung nach

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