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Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben

Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben

Titel: Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Meadows
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Stille.
    Ich hatte keine Ahnung, wie ich mich deswegen fühlen sollte.
Es war wie Ertrinken, die Kälte und die schmerzende Lunge und die schweren Glieder, mit Dingen, die gegen einen stießen, und nicht in der Lage zu sein zu erkennen, wo oben war. Ich zog die Hände in die Ärmel. Seine Ärmel.
    »Nein«, antwortete ich, »aber das macht nichts. Auf uns wartet Arbeit.« Ich stand auf und tat so, als sei ich tapfer.

KAPITEL 15
Markt
    Wir schafften es, die Bibliotheksführung zu beenden, und Sam zeigte mir, wie man aus dem Flügel kam, ohne durch endlose Flure des Rathauses wandern zu müssen. Dann bewegten wir uns ungeschickt durch die Menge auf dem Marktplatz und kehrten zu seinem Haus zurück. Unterwegs presste ich meine grobe Bibliothekskarte an mich – und meine grobe Straßenkarte. Ich ging nach oben.
    Über eine Stunde verließ ich mein Zimmer nicht, sondern saß nur auf dem weichen Bett und versuchte, meine Gefühle zu verstehen.
    Vor allem verwirrte es mich, ein Dutzend verschiedene Sams gesehen zu haben. »Er ist immer noch Sam«, sagte ich mir, dem Bettlaken, der Spitze und den Wänden. Allem, was zuhörte und keine Antwort gab. »Er ist der, der er immer war.« Ich hatte von Anfang an gewusst, dass er alt war, dass er frühere Leben gehabt hatte und wahrscheinlich tausend verschiedene Geliebte.
    Es spielte keine Rolle. Konnte keine Rolle spielen.
    Ich musste mich auf die Drohung des Rates konzentrieren, mich ihm wegzunehmen. Was keine Rolle spielte, spielte keine Rolle. Ich konnte nicht zulassen, dass sie mich Li zurückgaben. Ich konnte nicht riskieren, verbannt zu werden.
    Was bedeutete, dass ich alles ernst nehmen musste, dass ich meine Sache besser machen musste, als sie es erwarteten.
Peinlich oder nicht, ich brauchte Sam. Alles andere herauszufinden hatte Zeit.
    Ich wusch mir das Gesicht und ging nach unten, wo Sam auf dem Sofa saß und in ein Notizbuch schrieb. Keine Worte. Musik? Er hob den Blick, als ich mich ans Klavier setzte und ein Paar fingerlose Handschuhe anzog.
    Die Tasten waren kühl und glatt, und als ich eine herunterdrückte, hallte ein klarer Ton durchs Haus. Ich schloss die Augen und lächelte. Kein Wunder, dass Sam es so liebte. Vielleicht war dies etwas, das wir ohne Peinlichkeit gemeinsam haben konnten.
    Ich spielte noch einige Noten und machte mich auf die Suche nach Mustern und Vertrautem. Eine Notenfolge, beinahe wie die, die Sam gespielt hatte, erklang unter meinen Fingern, aber ich machte irgendetwas falsch. Ich spielte es noch zweimal und entdeckte dabei den richtigen Rhythmus, aber nicht den richtigen Ton. Ich probierte die Tasten neben der, von der ich wusste, dass sie falsch war. Auch falsch.
    »Schwarze Taste.« Sams Blick war auf sein Buch gerichtet, aber ich spürte seine Aufmerksamkeit. »Dann hast du es.«
    Ich war nicht überrascht, dass es funktionierte, sondern nur, dass meine Hände es taten. Von Rosendornen gestochen, halb erfroren, verbrannt – und trotzdem machten sie Musik. »Zeigst du mir den Rest?«
    Er legte seinen Bleistift und sein Notizbuch so schnell beiseite, dass ich mich fragte, ob er überhaupt daran gearbeitet hatte. »Nichts würde mich glücklicher machen.«
     
    Am Markttag herrschte eiskaltes Wetter, aber ich packte mich in einen von Sams alten Mänteln dick ein, fand eine passende Mütze dazu, einen Schal und Fausthandschuhe und wartete an der Tür auf ihn, wobei ich auf den Füßen wippte. »Beeil dich!«
    Endlich kam er die Treppe herunter, warm angezogen, aber nicht mit so vielen Schichten. »Du siehst so aus, als erwartest du einen Schneesturm.« Er hielt mir eine Leinentasche hin, die ich mir über den Arm hängte. »Alle werden da sein. Dir könnte warm werden.«
    »Dann werde ich etwas ausziehen. Außerdem habe ich so eine gut gepolsterte Landefläche, falls mich jemand umwirft.«
    »Dafür planst du?« Kalte Luft strömte herein, als er die Tür öffnete. Der Himmel war blau und klar hinter den Baumgerippen, und bis auf die Kälte war es der perfekte Tag für meinen ersten Marktbesuch.
    »Jetzt schon.« Ich hatte nicht vergessen, wie die Leute mich an meinem ersten Morgen in der Stadt angefunkelt hatten, ebenso wenig, wie ich ihre gemurmelten Ansichten vergessen hatte, dass es mir nicht erlaubt sein sollte, in Heart zu bleiben. Ich konnte nicht vergessen, denn es geschah jedes Mal, wenn wir das Haus verließen.
    Während wir uns dem Markt näherten, plauderten wir über das Lied dieser Woche. Etüde. Ich sollte mich daran

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