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Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben

Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben

Titel: Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Meadows
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erinnern, dass es verschiedene Formen von Musik gab. Er korrigierte meine Verwendung des Wortes »Lied«, als ich damit alles beschrieb. Lieder hatten Worte, beharrte er.
    Als wir die Südallee fast erreicht hatten, trieben Stimmen, Hufgeklapper und Pfiffe mit einer Brise heran. Ich hüpfte und hielt meine Mütze fest. »Ich kann es hören!«
    Er lachte nur. »Ich denke nicht, dass ich dich jemals so aufgeregt gesehen habe.«
    »Ich habe mein Leben lang die Kleider einer anderen Frau getragen. Lis Kleider, das, was Cris zurückgelassen hat, und jetzt deine Sachen. Wenn ich etwas Eigenes habe, wird es so aussehen, als …« Als sei ich eine echte Person, nicht nur die Seelenlose. Aber ich wollte nicht, dass er sich schlecht fühlte,
weil er nicht wie von Zauberhand neue Kleider für mich heraufbeschwor.
    »Ein Wettrennen bis zur Allee?« Sie war nur dreißig Meter entfernt, und es war kein ernst gemeinter Wettbewerb, aber er versuchte, die Stimmung unbeschwert zu halten, deswegen hielt ich mich nicht mit der Zustimmung auf, sondern rannte los, so schnell ich konnte. Er holte mich mühelos ein, aber er ließ mich gewinnen.
    Der Markt kam in Sicht, überschattet von Tempel und Rathaus. Hunderte bunter Zelte füllten den Platz, fröhlich wie ein Garten. Die Stimmen von Tausenden von Menschen wurden zu einem dumpfen Brüllen, das lauter wurde, als wir näher kamen. Sie schlenderten in leuchtenden Farben umher, einige mit Einkaufstaschen, andere mit Armen voller Töpfereien, Holzdinger und Kleider. Unzählige Düfte bestürmten meine Nase: gekochtes Huhn, frisches Brot und würzigere Dinge, die ich nicht benennen konnte.
    Sam zog seinen SAK hervor. Licht blitzte auf, und ich blinzelte gegen Sterne an. »Damit ich dich für immer so festhalten kann.« Er zeigte mir den Bildschirm, der ein Foto von mir enthielt, auf dem ich wie ein Idiot grinste.
    »Ich sehe bescheuert aus.«
    »Du siehst hinreißend aus.«
    Ich verdrehte die Augen, während er den SAK wieder in die Tasche steckte. »Nachher mache ich ein Foto von dir, wenn du nicht damit rechnest.«
    »Das ist gemein. Ich hasse es, fotografiert zu werden.«
    Ich legte Spott in meinen Tonfall. »Du wirst sicher hinreißend aussehen.«
    Musikfetzen wehten uns mit dem Wind entgegen. Ich drehte mich und machte einen der Tanzschritte, die Stef uns an diesem Morgen beigebracht hatte, und Sam klatschte. »Gut gemacht.«
    »Ich mag Tanzstunden.«
    »Sie sind erträglich.« Er lächelte, und ich stellte mir vor, dass er unsere morgendliche Routine insgeheim genauso mochte wie ich. Tanzstunden, Hausarbeit und Musik. Immer Musik.
    »Meine Lieblingsstunden sind immer noch die bei dir«, erwiderte ich, was mir ein selten aufrichtiges Lächeln eintrug. Es war jedoch wirklich schwer, sich auf Mathe zu konzentrieren, wenn er seine Klavierübungen machte, nachdem ich an der Reihe gewesen war und eigentlich lernen sollte.
    In den zwei Wochen, seit wir uns dem Rat gestellt hatten – und dann einander im Flur –, hatten wir es geschafft, einen Ort zu finden, an dem unsere Beziehung freundlich und angenehm war. Nicht wie vor unserem Eintreffen in der Stadt, aber so würde es nie wieder sein. Dafür sorgten die Regeln des Rates.
    Trotzdem, Glück war mir bis jetzt fremd gewesen. Ich wollte, dass dies niemals aufhörte.
    »Sam!« Stef winkte uns zu sich herüber, als wir uns dem Rand des Marktes näherten. Sie musterte mich. »Die Kleider laufen, daher nehme ich an, dass Ana irgendwo da in ihnen steckt.«
    Ich streckte ihr die Zunge raus, während wir uns ins Getümmel stürzten. Leute hielten Schmuckstücke und Kleider, Gläser mit eingemachtem Obst und Körbe feil. Wir blieben stehen, um uns alles anzusehen. Sam und Stef musste das zu Tode langweilen, selbst als Sarit und Whit sich uns anschlossen, aber sie ertrugen meine unersättliche Schaulust zwei Stunden lang. Neben praktischen Hosen und Oberteilen wählte ich schließlich einen weichen Wollpullover in einem Cremeton aus, außerdem einen dunkelblauen Rock, der mir bis zu den Knöcheln reichte. Schließlich bekam ich auch Schuhe und Stiefel, da mir Lis abgelegte Sachen zu groß waren. Sams Kleider aus der Zeit, als er ein junges Mädchen gewesen war, passten besser, aber sie waren alt.

    Mit all diesen Dingen und einem Haufen Unterwäsche fühlte ich mich … echt. Und als etwas Besonderes. Wie damals, als Sam zum ersten Mal mein Lied gespielt hatte. Meinen Walzer, hatte er mich korrigiert.
    »Wohin jetzt?« Whit nippte an seiner

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