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Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben

Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben

Titel: Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Meadows
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Mäntel hingen am Eingang, immer noch feucht. Links lagen die Decken, in der Mitte stand eine kleine Solarakkuheizung, und auf der anderen Seite hatte der Junge seine Taschen untergebracht. Es war gerade genug Platz für eine Person, um sich auszustrecken, oder für zwei, die sich gernhatten – oder gegen Unterkühlung kämpften. Er hatte genau gewusst, wie er mir das Leben retten musste, während ich in seiner Lage in Panik geraten wäre. In meiner Lage war ich schon genug in Panik geraten.
    »Setz dich.« Er deutete mit dem Kopf auf die Decken und den Heizer.
    Ich ließ mich nicht anmutig nieder, sondern brach in ein zitterndes Häuflein Elend zusammen. Mein ganzer Körper tat weh. Vor Kälte, von dem Aufprall aufs Wasser. Von den feurigen Schatten, die mich durch den Wald gejagt hatten.
    Wenn er gewusst hätte, dass ich die Seelenlose war, hätte er sich bestimmt nicht hingekniet und mir geholfen, mich aufzusetzen. Er hätte mir keine Decke fest um die Schultern gewickelt und bei der Brandwunde auf meiner Wange die Stirn gerunzelt. Aber er wusste es nicht. Was bedeutete, dass er vielleicht doch keiner von Lis Freunden war.

    »Sylphen?«
    Ich legte die Hand über die Verbrennung. Wenn es so eindeutig war, warum fragte er dann?
    Er ging zu seinen Taschen, füllte einen tragbaren Wasserkocher und schaltete ihn ein. Als vom Boden des Glases Luftblasen aufstiegen, holte er eine kleine Dose hervor. »Trinkst du Tee?«
    Ich zwang mich zu einem Nicken, und als er nicht hinschaute, hielt ich die Hände über den Raumheizer. Heiße Schauer rieselten mir über die Haut, aber die Kälte steckte tiefer, besonders in meinen Füßen. Die Wollsocken – die ihm gehören mussten, weil meine Hände auch noch mit reingepasst hätten – waren feucht vom Schnee.
    Er goss zwei Becher mit kochendem Wasser voll und gab Teeblätter hinein. »Hier.« Einen der Becher hielt er mir hin. »Lass ihn noch eine Minute ziehen.«
    Nichts, was er tat, war bedrohlich. Vielleicht hatte er mich ja aus reiner Herzensgüte gerettet, obwohl er es wahrscheinlich bereuen würde, wenn er erst wüsste, was ich war. Und jetzt kam ich mir dumm vor, weil ich uns beide wieder hinaus in die kalte Nacht gezwungen hatte.
    Ich nahm den Tee. Der Keramikbecher hatte Dellen, weil er schlecht getöpfert worden war, und war außen mit einer Schar Singvögel bemalt. Er war ganz anders als die strengen, zweckmäßigen Sachen bei Li. Ich wärmte mir die Hände daran und atmete den Dampf ein, der nach Kräutern roch. Der Tee verbrühte mir die Zunge, aber ich schloss die Augen und wartete darauf, dass ich aufhörte zu zittern.
    »Ich bin übrigens Sam.«
    »Hi.« Wäre da nicht die Gefahr gewesen, dass meine Eingeweide zu Pfützen schmolzen, ich hätte den ganzen Tee auf einmal hinuntergekippt.

    Sam sah mich neugierig an. »Willst du mir nicht sagen, wer du bist?«
    Ich runzelte die Stirn. Wenn ich mich als die Seelenlose zu erkennen gab, das Ding , das anstelle von jemandem namens Ciana geboren worden war, würde er mir den Tee wegnehmen und mich aus dem Zelt jagen. Dies sei nicht mein Leben, hatte Li mir manchmal gesagt. Sie hatte mir damals Cianas Namen noch nicht genannt, aber ich hatte gewusst, dass ich jemanden ersetzte. Ich hatte sie einmal darüber tratschen hören. Jeder Atemzug, den ich tat, hätte jemandem gehören sollen, den alle seit fünftausend Jahren gekannt hatten. Diese Schuld war erdrückend.
    Ich konnte diesem Jungen nicht sagen, was ich war.
    »Du hättest mir nicht hinterherlaufen müssen. Ich wäre schon zurechtgekommen.«
    Er zog die Brauen zusammen, und eine Falte bildete sich zwischen seinen Augen. »So, wie du im See zurechtgekommen bist?«
    »Das war etwas anderes. Vielleicht wollte ich dort draußen sein.« Dumme Klappe. Er würde es bald wissen, wenn ich meine dumme Klappe nicht halten konnte.
    »Wenn du es sagst.« Er trocknete den Wasserkocher und schob ihn zurück in seine Hülle. »Ich glaube nicht, dass du sterben wolltest. Ich habe meine Feldflaschen gefüllt, als ich dich springen sah. Du hast geschrien, und ich habe dich mit den Armen rudern sehen, als wolltest du schwimmen. Als du eben an den See gekommen bist, hast du dich erschreckt wie eine Maus, die merkt, dass eine Katze im Zimmer ist. Was hast du im Wald gemacht? Wie bist du an die Sylphen geraten?«
    »Ist doch egal.« Ich rutschte näher an das Heizgerät heran.
    »Du willst mir also nicht sagen, wie du heißt.«
    Eine Feststellung, keine Frage. Bald würde er anfangen

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