Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben

Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben

Titel: Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Meadows
Vom Netzwerk:
der türlose Tempel leer war. »Drachen kamen von allen Seiten. Bevor ich irgendetwas tun konnte, hatten sie mich getötet.«
    »Was ist mit der Mauer?«
    »Welche Mauer?« Er atmete tief ein, schüttelte sich und küsste mich auf die Schläfe. »Du versuchst, mich abzulenken. Gut gemacht.«
    Meine Haut kribbelte, wo sein Mund sie berührt hatte.
»Aber … ach, vergiss es.« Vielleicht war die Mauer eine Frage für später. Ich konnte es in der Bibliothek nachschlagen.
    »Ich denke, wir sollten nachsehen, wie viel Zeit wir noch für deinen Unterricht haben.«
    »Bist du sicher, dass du dazu noch Lust hast?« Ich rappelte mich von seinem Schoß hoch und stand auf. So gerne ich ihm so nahe war, es war nicht fair, dass er weiter meinen Kopf küssen konnte, wenn ich mir nicht sicher war, ob es das war, was wir jetzt taten. Bibliothekszeit, Mittagessen, Kopf küssen. Heute war wahrscheinlich eine Traumaausnahme, aber trotzdem.
    Er nahm meine Hände, als ich anbot, ihm aufzuhelfen, aber er ließ mich sein Gewicht nicht halten. »Musikstunden würden dringend benötigte Normalität wiederherstellen, und ich würde gern hören, was du gespielt hast.«
    Ich trat einen Schritt zurück und zuckte die Achseln. »Ich will nicht, dass du … du weißt schon.« Mein Magen fuhr Achterbahn. Es war leichter gewesen zu spielen, als er nicht dabei gewesen war.
    »Ich komme schon klar.« Er strich mit dem Handrücken über meine Wange.
    Ich ignorierte seine Berührung, ging zur Tür und zwang mich zu einem unbeschwerten Tonfall. »Na gut. Aber nicht lachen. Ich habe nicht eine Million Jahre Übung im Komponieren im Kopf.«
    Er lachte spöttisch. »So alt bin ich nun auch wieder nicht.«
    »Und das Klavier war noch nicht einmal erfunden. Ja, ich weiß. Leg eine andere Platte auf, Sam.« Ich rang mir ein Lächeln ab. Er wollte Normalität? Konnte er haben.
    Er heuchelte Schock, während er mir nach unten folgte. Dort ergriff er wieder meine Hand und blieb stehen, und er drehte mich zu sich herum, als würden wir tanzen. »Mir ist gerade ein Name für deinen Walzer eingefallen.«

    Ich wartete.
    »Das heißt, wenn er dir gefällt. Wir können ihn immer noch ändern.« Seine Stimme zitterte, wahrscheinlich weil es so ein schrecklicher Morgen gewesen war, aber ich vermutete, dass er meine Zustimmung wollte. »Ana Incarnata.«
    Mein Herz fühlte sich so an, als wollte es gleich aus meinen Rippen springen.
    Bei all den unfairen Kopfküssen und der Art, wie wir uns in der Küche nicht geküsst hatten, und seiner widerstrebenden Einwilligung, jeden Morgen mit mir zu tanzen – plötzlich schien es, als würde er mich besser kennen als irgendjemand sonst auf der Welt. Besser, als mich jemals jemand kennen würde.
    Er hatte meine tiefste Not gesehen, so tief begraben, dass sie mir kaum bewusst gewesen war.
    Es ließ sich nicht sagen, ob ich nach meinem Tod wiedergeboren werden würde, aber der Walzer begann und endete mit meinen vier Noten. Er hatte die Musik um die Dinge herum aufgebaut, die ihn an mich erinnerten. Und nun dieser Name. Mein Name.
    Einhundert oder eintausend Jahre nach meinem Tod konnte jemand meinen Walzer spielen, selbst Li, die mir mein Dasein immer übel genommen hatte, und sie würden sich an mich erinnern.
    Dank Sam war ich unsterblich.

KAPITEL 19
Messer
    Obwohl ich keine Zeit hatte, mich in der Offenbarung meiner Unsterblichkeit zu sonnen, kam ich mir vor, als glühte ich ein wenig, während ich auf das Klavier zuging.
    Vielleicht war das Schlimmste vorbei. Vielleicht konnten wir wirklich zur Normalität zurückkehren, was bedeutete, dass ich ihm von den Schritten erzählen musste, aber für den Moment unterdrückte ich diesen Impuls. Er musste wissen, dass mir jemand gefolgt war, aber das konnte ich ihm später erzählen, wenn wir nicht gerade über seine vielen Tode gesprochen hatten und er mich nicht gerade durch seine Musik unsterblich gemacht hatte.
    Ich nahm meinen Platz am Klavier ein und fühlte mich etwas unbehaglich bei der Art, wie er mir über die Schulter sah.
    »Wärm dich wieder auf.«
    Ich war nicht so dumm, Einwände zu erheben, und streifte mir nur die fingerlosen Handschuhe über. Tonleitern und Arpeggios flogen unter meinen Fingern dahin, während Sam daneben auf einem Hocker saß und ein nachdenkliches Gesicht machte. »Was?«, fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf, als sei er aus einer Trance gerissen worden, und griff nach einem Notizbuch und einem Bleistift. »Spiel, was du dir ausgedacht

Weitere Kostenlose Bücher