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Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben

Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben

Titel: Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Meadows
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des gebogenen Schnabels, die
Zeichnungen waren nicht richtig. Schwarze Striche unter den Augen, graue Haube und Federn und eine weiße Kehle. Der Würger.
    Er ließ mir keine Chance, ihn weiter zu mustern, sondern zog mich an sich, so dass ich leicht gegen ihn gedrückt wurde. Seine Arme umfingen meine Taille, vorsichtig unter meinen Flügeln. Während wir tanzten, übertönte sein Herzklopfen die Musik. Ich konnte die Anspannung in seinen Armen und seiner Brust spüren, während er versuchte, mich zu halten, versuchte, mich nicht zu zerbrechen. Ich wollte etwas sagen, ihm versichern, dass ich ihm vertraute, doch wenn ich sprach, würde ich den Bann vielleicht brechen.
    Er fühlte sich gut an. Vertraut. Mein Körper wusste, wohin seine Hände wandern würden, bevor er sich bewegte, und an welchen Stellen wir zusammen atmen würden. Er kannte die Musik genauso gut wie ich, nahm die betonten Schläge voraus, ließ die anderen nachklingen.
    Würger waren Singvögel, er sollte es wissen.
    Wir tanzten für eine Ewigkeit, und nicht lange genug. Nun, da ich ihm zugewandt war, konnte ich ihn ebenfalls berühren, statt verlegen durch seine Finger zu gleiten. Ich erforschte seinen Rücken, entdeckte mit den Fingerspitzen Wölbungen seines Rückgrats, Muskeln, eine Stelle unter seinem linken Schulterblatt, die ihn zusammenzucken ließ, als versuche er, nicht zu lachen. Ich kitzelte ihn noch mal und genoss das Gefühl von seiner Brust an meiner.
    Als das Lied endete, löste er sich und trat hinter mich, während wir die Treppe hinaufschauten. Dort steuerten ein Spatz und eine Eidechse – nicht die Eidechse, die mich gefangen hatte – Hand in Hand durch die Bogen. Einer zog, der andere folgte. Durch die Kiefer, die Blumen, den Obsidian, das Silber, den Stein – das Paar schaffte es durch jeden Bogen, selbst
mit den seidenen Augenbinden über ihren Masken. Goldenes Tuch strömte wie ein Banner hinter ihnen her.
    Sie hatten es wirklich geschafft. Sei es, weil sie die Route kannten oder weil ihre wahre Liebe sie den richtigen Weg finden ließ – vielleicht spielte das gar keine Rolle. Sie liebten einander wirklich .
    Gerahmt von den Säulen der Rathausfassade umarmten sich der Spatz und die Eidechse, küssten sich und rissen die Masken und Augenbinden herunter. Alle jubelten, als die Masken in die Menge flogen. Sarit hätte es mir erklärt, aber sie war nicht da.
    Meuric trat wieder ans Mikrofon und begann eine neue Ansprache. Bäh. Meuric. Nein danke.
    Ich drehte mich zu dem Würger um, aber der Schnabel seiner Maske strich mir leicht über den Hals, und warme Lippen berührten mein Ohr. Ein Schauder durchlief mich, aber ich bewegte mich nicht, bis er zurücktrat. Ich nahm seine Hand. »Warte.«
    Er hatte sich richtig angefühlt. Ich wusste, wer er sein musste, selbst wenn die Art, wie wir getanzt hatten, nicht die war, wie … Diese Art von Leidenschaft hob er sich für die Musik auf. Nicht für mich.
    Ein kalter Windhauch ließ mich zittern, während ich seine Hand fester hielt. Näher trat. In seinen Augen suchte.
    Ein Mundwinkel zuckte belustigt nach oben. Ich hatte es gewusst, aber trotzdem, der vertraute Ausdruck verblüffte mich so sehr, dass ich beinahe gar nichts tat.
    Ich küsste ihn.
    Besser gesagt, ich drückte meinen Mund auf seinen und hoffte, dass er nicht weglaufen würde. Das würde mich wahrscheinlich umbringen.
    Drei lange Sekunden, und er verstärkte nur atemlos seinen Griff in meinem Rücken. Dann öffnete er mit einem leisen
Stöhnen den Mund und küsste mich. Es war kein leichter, süßer Kuss, wie ich mir meinen ersten Kuss vorgestellt hatte, sondern frustriert und hungrig. Das war gut, besser als leicht und süß, denn nach allem war ich ebenfalls frustriert und hungrig nach ihm.
    Sein Schnabel kratzte über meine Wange, aber ich ignorierte es, während die Spitze seiner Zunge über meine Lippen tanzte. Alles, was er tat, war wunderbar, doch als er den Kuss vertiefte und das Stöhnen von mir kam, hielt ich die Hände über seine Maske und löste sie, bis sie herunterglitt und an meinem Handgelenk baumelte. Ich brauchte Sam, nicht den Würger.
    Er zuckte zurück, Überraschung und Verlegenheit huschten über sein Gesicht. Ich leckte mir die Lippen und tat so, als wären meine Wangen nicht heiß, als würde mein Inneres nicht schmelzen und als wollte ich nicht alles, was sein Kuss versprochen hatte. »Hi.« Mit zitternder Hand hielt ich ihm die Maske hin.
    Er nahm sie nicht. »Du hast es

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