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Das Meer Der Tausend Seelen

Das Meer Der Tausend Seelen

Titel: Das Meer Der Tausend Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Ryan , Catrin Frischer
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Stöhnens.
    Mein Magen verkrampft sich, als ich den Grund erkenne. Die Mudo kommen nicht von der Stelle, weil sie alle Halsbänder tragen, Ketten und Leinen halten sie fest. Und die Leute in den weißen Gewändern sind nicht besorgt, weil die Mudo keine Zähne sowie keine Unterkiefer haben. Sie können nicht beißen.
    Das heißt, sie können niemanden anstecken. Ihre Gesichter sind verzerrt, sie sehen weniger menschlich und mehr wie Tiere aus, aber trotz meiner Abscheu habe ich mich vorgebeugt, um sie mir näher anzuschauen. Die Lebenden laufen zwischen ihnen herum, als wären sie gar nicht da, als wären sie harmlos – und nicht der Inbegriff des Todes.
    Plötzlich hört der Gesang auf, alles wird von einer Stille durchdrungen, die nur von dem hohlen Stöhnen gestört wird. Ich fürchte, jede Bewegung könnte mich verraten, weshalb ich unter der Wölbung des Bogens stehen bleibe. Ich betrachte ihre Gesichter, versuche Elias zu finden und frage mich, ob der Mann, der mich gerettet hat, hier sein könnte.
    Letzte Nacht in meinen Träumen war sein Gesicht so lebendig, so einzigartig. Aber jetzt, bei so vielen Männern, Frauen, Jungen und Mädchen mit weißen Gewändern und geschorenen Köpfen sind sich alle so ähnlich. Im Mondschein verschwimmen ihre Konturen.
    Die Mudo zerren an ihren Fesseln, ziehen, damit sie näher an das lebendige Fleisch herankommen. Mehr als ein Dutzend von ihnen muss da unten versammelt sein, ihr Stöhnen klingt krächzend und nasal. Und doch scheint den Leuten, die sie führen, völlig gleichgültig zu sein, wie der Tod nach ihnen greift.
    Plötzlich ist klar, wer diese Leute sind. In der Schule haben wir etwas über Sekten und eine verrückte religiöse Vereinigung namens Soulers gelernt, die Mudo verehren. Sie führen sie an Leinen herum wie Haustiere. Ich hatte sie mir als durchgedrehte Irre mit langen, strähnigen Haaren vorgestellt, die halb nackt herumliefen. Bestimmt nicht so: ordentlich und gesittet und nahezu normal.
    Nicht wie Elias. Er hat die Mudo letzte Nacht getötet, ich habe gesehen, wie er sein Messer in jeden einzelnen ihrer Schädel gestoßen hat. Das hätte er doch nicht getan, wenn er sie verehren würde, oder?
    Aber warum sollte er sich sonst so kleiden wie sie? Warum sollte er sich zur selben Zeit wie sie in den Ruinen aufhalten? Was, wenn er an das glaubt, was sie tun? Fragen stürmen auf mich ein, bis ein Gedanke einschlägt: Elias weiß, wo Catcher ist. Und wenn er nun nur darauf wartet, dass Catcher zum Mudo wird? Wenn er Catcher zu einem der Kieferlosen machen will?
    Ich gerate in Panik. Ich muss weg von denen. Ich muss Catcher finden und ihn warnen.
    Aber genau da fängt jemand mit einer hellen, schrillen Stimme an zu sprechen. Eine Frau kommt den Pfad hinauf, der direkt auf mein Versteck zu führt. Ich schließe die Augen, halte die Luft an. Alles in meinem Körper schreit danach, loszurennen, aber ich habe furchtbare Angst, dass sie mich dann sehen. Ich linse unter den Augenlidern hervor. Ungefähr sechs Meter vor mir bleibt sie stehen und dreht sich wieder zur Bühne um, alle Augen sind auf sie gerichtet.
    Nur ein Mensch müsste über sie hinwegschauen, in die Schatten des Bogens … und er würde mich sehen. Ich atme kaum, versuche sogar, mein Herz am Schlagen zu hindern, damit der Puls an meinem Hals mich nicht verraten kann.
    Die Frau redet von Gott und dem Versprechen der Wiederauferstehung, ihre Worte durchschneiden die Luft. Ein Junge von etwa zwölf oder dreizehn tritt aus der Menge, sein Körper ist mager und schlaksig. Sein Gewand ist weißer als das der anderen und sitzt ein wenig stramm an den Schultern. Er nestelt an dem roten Band, das um jedes seiner Handgelenke gewickelt ist, er ballt und entspannt und windet die Hände, als ob er keine Kontrolle über sie hätte.
    Zwei Männer lösen sich aus der Gruppe der Soulers und gehen zum hinteren Teil der Bühne. Als sie wieder auftauchen, hält jeder von ihnen einen Pfahl, der mit einem Halsband verbunden ist, das einer Mudo-Frau umgelegt wurde. Ihr Mund geht auf und zu, ihre intakten Kiefer schnappen nach der Luft, und ihre Zähne schimmern im Mondschein. Ich schlucke. Die hier ist nicht so harmlos wie die anderen. Die hier kann beißen und anstecken. Tränen trüben meinen Blick, ich drücke meine Wange an die Steine.
    Sie halten die Mudo-Frau fest, Ketten schneiden in ihren Hals und graben sich tief in ihre tote Haut, sobald sie sich gegen ihre Fesseln wehrt.
    Die anderen Soulers im Kreis knien

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