Das Meer Der Tausend Seelen
die Berge und weg von allem, was wir je gekannt haben.
Catcher klettert als Erster hinunter und streckt die Hand zu mir hoch. Ich zögere einen Moment, greife nach Ciras Superhelden und Elias’ Metallscheibe an meinem Herzen. Dann springe ich von der Mauer und mache mich auf den Weg in die Dunkle Stadt.
Epilog
C atcher und ich wandern den ganzen Nachmittag in angenehmem Schweigen, das Lärmen der Horde tritt immer weiter in den Hintergrund. Wir sind beide erschöpft, und als die Sonne hinter den Bäumen versinkt, erreichen wir den Gipfel. Einen Moment lang frage ich mich, ob wir wohl den Leuchtturm oder das Funkeln des Meeres in der Ferne sehen werden, aber ich weiß, dass wir dafür zu weit von Vista entfernt sind, zu tief im Wald.
Während die Dunkelheit um sich greift, rasen mir tausend Erinnerungen durch den Kopf: Ich bin ein Kind, das die Treppen vom Leuchtturm hochläuft, bis ganz nach oben, und meine Mutter bringt mir bei, wie man die Lampe anzündet … Sie drückt mich an sich im Sturm … sie zeigt mir, wie man Brotteig knetet, sie lehrt mich die Namen der Sterne.
Aber ein Bild bringt alles zum Stillstand: sie, wie sie am Meer steht. Ihre Zehen bohren sich in den Sand, sie schaut zum Horizont.
Für mich wird meine Mutter immer so sein. Unerschütterlich am Rand der Welt. Ich drücke meine Füße in den Sand, höre das Rauschen der Bäume über mir, das klingt wie die Wellen am Strand. Ich bin jetzt auch so.
Ich schaue hinaus in die Dunkelheit. Irgendwo da draußen, irgendwo weit hinter uns am Pfad befindet sich mein Dorf. Dahinter liegen Vista und der Leuchtturm, der sich weiterdrehen wird, die Wellen und die Achterbahn – und jenseits davon liegt die Dunkle Stadt.
Eine ganze Welt ist da, die am Abgrund lebt, die sich an mehr als das Überleben klammert. Sie leben und glauben, sie stellen infrage und hoffen.
Ich drücke die Hände ins Gras, spüre, wie die Halme Handflächen und Finger kitzeln. Elias hatte recht. Überleben reicht nicht. Es muss mehr geben.
Für meine Mutter hat es mehr gegeben. Sie hat die Grenzen überschritten. Sie hat sich vom Ozean verlocken lassen. Sie ist an der Küste entlanggewandert. Sie hat die Laterne im Leuchtturm für alle anderen da draußen brennen lassen, damit sie sehen und finden konnten.
Ich lege den Kopf in den Nacken und beobachte die schimmernden Sterne, halte den Atem an und warte. Dann sehe ich ihn, den Satelliten, der als Punkt zwischen allen Sternen hindurchfliegt. Ich strecke die Hand aus und folge seiner Bahn mit dem Finger, möchte die Zeit davor berühren. Ob Elias auf der anderen Seite des Tales es wohl ebenso macht, ob er dieselben Erinnerungen berührt und an mich denkt?
Ich schließe die Augen und denke daran, wie es ist, ihn neben mir zu spüren … wie er mir mit dem Daumen über die Handknöchel streicht, wenn er meine Hand hält, wie mein Name klingt, wenn er ihn ausspricht. Und ich denke an das Versprechen, das wir einander gegeben haben, uns wiederzufinden, den Glauben daran, dass wir wieder zusammen sein werden – dass dies hier uns nicht auseinanderhalten kann. Nicht mehr.
Ich verstehe jetzt, dass wir nie das Leben von vor der Rückkehr führen werden. Diese Zeit ist unwiederbringlich verloren. Die Satelliten werden vom Himmel fallen, die Ruinen werden zu Staub zerfallen, und die Achterbahn wird schließlich einstürzen. Wir werden alle sterben, und die Mudo werden weiter hungern.
So ist unsere Welt beschaffen.
Vielleicht ist die Zeit aber reif zu lernen, dass wir nicht in den Grenzen leben müssen, die wir errichtet haben. Vielleicht müssen wir lernen, diese Grenzen zu erweitern, etwas von dem zurückzufordern, was verloren gegangen ist – und eine neue Welt erbauen.
Der Überlebenskampf der letzten Menschen
auf Erden geht weiter in:
Danksagung
I ch bin den Menschen, die mich während der Entstehung dieses Buches angefeuert, mich mit Anregungen, Ratschlägen, Recherchen unterstützt und überhaupt zu mir gehalten haben, so unglaublich dankbar. Ein Dankeschön reicht nicht aus, um auszudrücken, wie sehr ich eure Großzügigkeit und Liebe und all meine Leser da draußen zu schätzen weiß.
Als Agent tut Jim McCarthy mehr für mich, als ich verlangen könnte, und es ist immer wieder beglückend, mit ihm arbeiten zu dürfen. Meine Lektorin Krista Marino beweist in jedem Stadium der Arbeit endlose Geduld und Brillanz, sie ist einfach umwerfend. Meine Pressefrau Kelly Galvin arbeitet unermüdlich und findet trotzdem ab und zu
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