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Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)

Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Meer der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatriz Williams
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oberflächliche Geschöpfe, Flitterkram ohne auch nur den Hauch von Originalität.«
    »Verrate mir eines«, begann ich nach einer Weile, »falls dich die Frage nicht stört und ich damit nicht gegen die Abmachung mit dem neuen Kapitel verstoße. Warum nur eine? Du hättest doch jede haben können.«
    »Du überschätzt meine Verführungskräfte, Kate.«
    »Du weichst meiner Frage aus. Nicht, dass du sie beantworten musst.«
    »Ich antworte«, sagte er. »Nun, damals ging man die Dinge nicht so direkt an. Für einen unerfahrenen jungen Burschen, der gerade von der Universität kam, waren willige Frauen nicht so leicht verfügbar. Zumindest solche, die es nicht professionell betrieben. Hast du etwas über meinen Vater gelesen?«
    »Lord Chesterton? Nicht viel. Ich weiß, dass er in der Politik war. Ein wichtiger Mann in der Viktorianischen Zeit.«
    Julian schmunzelte. »Ja, er war ein sehr politischer Mensch. Bei meinen Eltern war es eine Liebesheirat, damals zwar nicht ganz unbekannt, allerdings auch nicht gerade üblich.«
    »Oh«, entfuhr es mir, »da bin ich aber froh für dich.«
    »Ja, wenn man sich manche anderen Familien ansieht, waren wir wirklich glücklich. Und anstatt – anders als die Väter einiger meiner Freunde, wie ich aus sicherer Quelle weiß – mit mir an meinem vierzehnten Geburtstag ins Bordell zu gehen, hat er sich für ein langes Gespräch mit mir Zeit genommen und mich versprechen lassen, eine Frau nur dann zu verführen, wenn ich auch bereit sei, sie zu heiraten. Denn als er meine Mutter mitten in einem schicksalhaften Regenschauer im Juni kennenlernte, habe er sich bei dem Wunsch ertappt, er hätte dasselbe getan.«
    »Oh.« Ich schluckte. »So etwas Schönes habe ich noch nie gehört.«
    »Und deshalb«, fuhr Julian fort, der sich offenbar eine kleine Rede zurechtgelegt hatte, ohne auf meine Bemerkung einzugehen, »habe ich dich gebeten, dich heute hier mit mir zu treffen, Kate.« Er rutschte unter mir weg und setzte mich vorsichtig auf den Stuhl, ehe er vor mir auf ein Knie sank.
    Plötzlich klang seine Stimme ganz weit entfernt, als käme sie vom anderen Ende eines langen, schmalen Tunnels. Nicht in Ohnmacht fallen, befahl ich mir streng.
    Er umfasste meine Finger und sprach langsam und bedächtig. Seine Stimme klang volltönend und verführerisch. »Deshalb bitte ich dich, mein Liebling, mir die große Ehre zu erweisen, nach dieser bescheidenen Hand zu greifen und diesen dankbaren Mann zu deinem Ehemann zu nehmen. Willst du mich heiraten, Kate?«
    Ich musste die Augen schließen, denn der Anblick dieses wunderschönen Mannes, der mir zu Füßen kniete und mir auf diese reizende und kitschige Art und Weise einen Antrag machte, wie es seit etwa hundert Jahren kein Mann mehr bei einer Frau getan hatte, war zu viel für mich. Ich war völlig ratlos und rutschte, ohne nachzudenken, vom Stuhl, bis ich neben ihm kniete. »O Julian«, stieß ich mit glühenden Wangen hervor, »tu das nicht. Steh auf. Knie nicht vor mir. Ich sollte knien.«
    »Sag einfach nur ja, Kate. Wenn du ja sagst, stehe ich wieder auf. Sag ja.«
    »Ja. Ja! Aber du brauchst nicht …«
    Mehr brachte ich nicht heraus, denn inzwischen stand er wieder, zog mich hoch, hob mich in die Luft und drückte mir einen champagnerfeuchten Kuss auf die Lippen.
    »Danke«, flüsterte er und stellte mich auf die Füße. »Du hast mich gerade zum glücklichsten aller Männer gemacht.«

    Später am Abend, ich war noch immer völlig verwirrt, fuhr er mich im Range Rover nach Hause und ging mit mir nach oben in ein Schlafzimmer, das von Rosen und Kerzen nur so strotzte.
    Verdattert blickte ich mich um. »Wann hast du denn das hingekriegt?«
    Er umarmte mich von hinten. »Der Wirt ist ein Freund von mir.«
    »Offenbar warst du dir deiner Sache sehr sicher.«
    »Ich hatte Hoffnungen. Schließlich hattest du dich bis jetzt nicht zu sehr gegen die Vorstellung gesträubt.«
    »Nun, ich habe befürchtet, dass du irgendwann fragen würdest, aber …« Ich drehte mich in seinen Armen um. »Aber du hättest es wirklich nicht zu tun brauchen, Julian. Ich bin bereits der Sünde verfallen.«
    »Das bist du ganz und gar nicht. Jede Sekunde, die ich in den letzten beiden Nächten in deinen Armen verbracht habe, habe ich mich danach gesehnt, das Richtige zu tun. Ich hätte dich nie hierhergeholt, hierhergelockt, wenn ich keine ehrenhaften Absichten gehabt hätte.« Er lächelte. »Immerhin habe ich es meinem Vater geschworen. Solange du mich willst und

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