Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)
begehrst, kann ich nicht länger auf das Eheversprechen warten, wenn wir zusammen im Bett liegen.«
»Verstehe, du möchtest, dass ich einen anständigen Mann aus dir mache«, neckte ich ihn.
»Ich weiß, dass es dir sehr plötzlich erscheint, Liebling. Außerdem ist mir klar, dass noch eine Menge anderer Punkte ins Spiel kommen. Wer ich bin und alles, was damit zusammenhängt …«
»Offen gestanden, ist das meine geringste Sorge.«
Er runzelte die Stirn. »Worum sorgst du dich dann?«
»Dass du dich in die Ehe stürzen willst, ohne mich richtig zu kennen. Deine wahnwitzige Schwärmerei …«
»Wahnwitzige Schwärmerei.« Er zog mich an sich. »Wirklich, Kate, ich wusste von Anfang an, dass wir einfach zusammenpassen. Spürst du es nicht auch? Als ob zwischen uns das absolute Gleichgewicht herrschen würde. Und außer besagter wahnwitziger Schwärmerei, Kate, ist da auch noch die Sehnsucht, dich ins Bett zu schleppen und dafür zu sorgen, dass du wieder diese wundervollen raubtierartigen Schreie ausstößt …«
»Aber Julian …«
»Spürst du es nicht auch? Vielleicht drücke ich mich ja ungeschickt aus, aber du weißt doch sicher, was ich meine? Dass wir einander einfach verstehen und deshalb zueinander gehören?«
»Ich spüre es.«
»Gott sei Dank. Die Erkenntnis, dass ich mir das alles nur eingebildet habe, wäre schrecklich für mich. Hier, ich habe etwas für dich.« Er holte eine Schatulle aus der Tasche.
»Wann«, fragte ich vorwurfsvoll, »hattest du Zeit, einen Ring zu kaufen?«
»In der Lyme Street im Zentrum des Ortes gibt es einen wunderbaren Juwelier, der mit jedem in Manhattan mithalten kann.«
»Bin offenbar ein Glückspilz.«
»Also habe ich angerufen, meine Vorstellungen beschrieben und einige Stücke für mich bereitlegen lassen.« Er öffnete die Schatulle. »Wenn er dir nicht gefällt, können wir ihn morgen natürlich umtauschen. Ich habe versucht etwas Schlichtes und Elegantes zu finden, das deinen Geschmack trifft.«
Ich hatte schon einen zehnkarätigen Klunker befürchtet, doch es war nur ein schmales Band aus in Platin gefassten Diamanten. Die drei viereckigen Steine in der Mitte waren ein wenig größer als die anderen. »Oh«, hauchte ich, »er ist traumhaft.«
»Gott sei Dank. Du ahnst ja gar nicht …« Er nahm den Ring aus der Schatulle, steckte ihn mir sanft an den zitternden Finger und schloss die Hand darum. »Ich wusste, dass du nichts Protziges haben möchtest. Aber wenigstens sind die Steine lupenrein …«
»Hör auf. Er ist phantastisch.« Als ich die Hand hob, um Julians Wange zu streicheln, fing sich das Licht mit einem für mich noch ungewohnten Funkeln in den Diamanten. »Du wundervoller Mann, du hättest den ganzen Laden für mich aufkaufen können …«
»Das hätte ich am liebsten getan.«
»… und stattdessen hast du mir etwas geschenkt, das mir gefällt. Der Ring ist genau richtig, und ich liebe dich. Und ich werde dich heiraten, Julian. Natürlich. Allerdings unter einer Bedingung«, fügte ich hinzu, als sich seine Lippen nur noch einen Atemzug entfernt von meinen befanden.
Er hielt inne und stöhnte auf. »Ich hätte es wissen müssen. Es hat zu gut geklappt.«
»Es ist nicht viel. Nur sechs Monate. Wir warten sechs Monate, bevor wir ein Datum festlegen.«
»Sechs Monate? Bevor wir ein Datum festlegen?«
»Weil alles so schnell geht. Ich brauche ein halbes Jahr, um mein Leben zu ordnen. Auch in beruflicher Hinsicht, damit ich mich nicht selbst verliere, indem ich deine Frau werde. Die Frau von Julian Laurence zu sein ist etwas völlig anderes als nur privat Kate Ashford.« Der Name kam mir wie selbstverständlich über die Lippen und klang so schön, als hätte ich ihn schon einmal gehört.
Er sah mich eine Weile eindringlich an. »Gut. Ich verstehe deinen Einwand.«
»Außerdem brauche ich diese sechs Monate, um herauszufinden, ob du mich wirklich heiraten willst. Wenn sich deine Gefühle bis Weihnachten nicht geändert haben, machen wir Pläne. Und falls doch«, fuhr ich fort, »werde ich in der Lage sein, dich zu durchschauen, Julian Ashford. Also musst du dann nicht edelmütig vorgeben, mich noch zu lieben. Dann blasen wir die Sache ab.«
»Und bis dahin wirst du den Ring tragen? Wir sind richtig verlobt?«
»Ja, wenn du das möchtest.«
»Wenn ich das möchte«, murmelte er und umfasste meinen Hinterkopf. »Wunderschöne Kate, geliebte Kate. Schau dich nur an, wie tapfer und treu du bist. Dein unbeschreibliches Vertrauen.
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