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Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)

Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Meer der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatriz Williams
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wies mit dem Kopf auf meine linke Hand, die die Haltestange umfasste.
    »So ungefähr«, sagte ich verlegen und wechselte die Hände.
    »Ach du meine Güte. Ist aber kein sehr großer Klunker für einen Milliardär. Du hättest mehr absahnen können.«
    »Nicht mein Stil«, rechtfertigte ich mich.
    Er nickte weise. »Deshalb steht er wahrscheinlich so auf dich.«
    Als der Zug mit einem Ruck an der 79. Straße hielt, stiegen wir aus. Sobald ich wieder Empfang hatte, summte mein Telefon.
    »Möchtest Du heute hier übernachten?«
    Nun, das war ein Angebot. »Moment, Charlie«, sagte ich und setzte mich auf eine Bank, um zu antworten.
    »Natürlich. Wo sonst?«
    »Los, altes Mädchen«, drängte Charlie. »Dem Busfahrer ist es egal, was für eine große Nummer dein Typ ist.«
    Ich folgte ihm die Stufen hinauf zur Bushaltestelle am Broadway, als die nächste Mail eintraf.
    »Hast Du Deinen Schlüssel dabei?«
    Der Bus kam herangebraust, bremste, und wir stiegen ein und setzten uns.
    »Ja. Habe Dir doch gesagt, ich wollte Dich überraschen.«
    »Dann fühle Dich wie zu Hause. Charlie soll bei Dir bleiben, bis ich zurück bin. Wo bist Du jetzt?«
    »Im Bus m79. Fahren gerade durch den Park.«
    »Bitte teile Charlie mit, dass Du nicht mehr mit irgendwelchen verdammten Bussen fahren sollst. Ruf sofort Allegra an und bestelle ein Auto.«
    »Aye, aye, Captain.«
    »Könntest Du bitte ernst bleiben? Sie hat auch um acht einen Tisch im Per Se reserviert. Werde versuchen es selbst zu schaffen. Ansonsten nimm Charlie mit.«
    »Kommst Du heute Nacht nach Hause?«
    »Bin nicht sicher. Muss jetzt wieder rein. Bitte pass auf Dich auf, Liebling. Du hältst mein Leben in Deinen Händen. XX.«
    »Die Liebe ist schon ein hartes Brot, was?«, riss Charlie mich aus meinen Gedanken.
    »Nein, ist sie nicht«, widersprach ich und steckte das Telefon ein. »Sie ist wundervoll. Du solltest es mal ausprobieren.«
    Ein Grinsen spielte um seine Lippen. »Muss zugeben, dass sie positive Auswirkungen auf dich hat. Schau dich nur an, altes Mädchen. Du strahlst ja richtig. Sieht nach vielen rauschenden Liebesnächten aus.«
    »Okay, danke, Charlie. Das genügt.«
    Er prustete. »Stimmt also. Mannomann, der Typ muss es ja echt voll bringen.«

    Als ich durch die Vorhalle rauschte, war Frank gerade am Haustelefon. Er ließ beinahe den Hörer fallen.
    »Moment, bitte«, sagte er zu dem Menschen am anderen Ende der Leitung. »Kate! Ich habe Sie ja eine Ewigkeit nicht gesehen!«
    »Hallo, Frank. Wollte nur ein paar Sachen abholen. Ist Brooke da?«
    »Soweit ich weiß, ist sie nicht weggegangen. Haben Sie Ihren Schlüssel noch?«
    »Na klar, selbstverständlich. Bis später.«
    Er schien noch etwas hinzufügen zu wollen, zuckte aber nur mit den Schultern. »Geben Sie mir Bescheid, falls Sie etwas brauchen«, sagte er und hob den Hörer ans Ohr.
    Im Wohnzimmer fehlte jede Spur von Brooke, doch ihre Zimmertür war fest geschlossen. Vermutlich schlief sie ihren Rausch aus. Ich blickte mich um und dachte an das letzte Mal, als ich hier gestanden hatte, und alles, was seitdem geschehen war. »Wow«, murmelte ich und warf die Schlüssel in den Korb.
    »Hast du was dagegen, wenn ich den Fernseher anschalte?«, fragte Charlie.
    »Mach es dir nur gemütlich. Ich hole rasch meine Sachen«, antwortete ich und ging in mein Zimmer.
    Ich war ziemlich übereilt aufgebrochen. Einige Schubladen standen halb offen. Die Aktenkartons mit meinen Papieren befanden sich noch auf dem Bett. War ich wirklich so achtlos gewesen?
    Ich begutachtete sie stirnrunzelnd. Seltsam. Sie schienen durchsucht worden zu sein.
    Ich ließ den fraglichen Nachmittag Revue passieren. Trotz der Hektik, meiner aufgewühlten Gefühle und im Schatten aller darauffolgenden Ereignisse war ich sicher, dass ich weder meine Unterlagen zum Studentendarlehen noch meine Seminarmitschriften noch meine wenigen alten handgeschriebenen Briefe angesehen hatte. Aber offenbar hatte es jemand getan.
    Rasch verstaute ich die Papiere wieder in den Kartons und schloss die Kommodenschubladen. Am Spiegel darüber klebte ein Zettel mit einer kaum leserlich hingekritzelten Nachricht . »Anruf von Arzt wg. verpasstem Termin.«
    Arzttermin? Wie hatte ich das vergessen können?
    Ach ja, mein Terminkalender war ja in meinem alten BlackBerry abgespeichert. Na gut. Dann würde ich eben einen neuen vereinbaren, schließlich brauchte ich sowieso ein neues Rezept für die Pille.
    Oh, verdammter Mist.
    Meine Hände wurden eiskalt. Ich

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