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Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)

Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Meer der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatriz Williams
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betrachtete lange die Türen der leeren Schränke auf der gegenüberliegenden Wandseite.
    Sie warteten darauf, gefüllt zu werden.
    Der Wagen erschien pünktlich um Viertel vor acht. Es war eine diskrete schwarze Limousine wie die, in der wir nach der Wohltätigkeitsveranstaltung nach Hause gefahren waren, und wie all die schwarzen Autos, die mich in den letzten drei Jahren um drei Uhr morgens von Sterling Bates abgeholt hatten.
    »Es ist auf den Namen Laurence reserviert«, wandte ich mich bei unserer Ankunft an den Restaurantchef.
    »Ja, natürlich, Miss Wilson«, erwiderte er wie aus der Pistole geschossen. »Wenn Sie mir bitte folgen würden.«
    Wir gingen an allen Tischen vorbei und durch einen Türbogen in ein Nebenzimmer. Und dort am Tisch saßen meine Eltern, mein Bruder und Michelle.
    Ich blieb wie angewurzelt stehen. »O mein Gott! Was macht ihr denn hier?«
    Alle umringten mich lachend, umarmten mich und erklärten es mir.
    »Dein reizender junger Mann«, flüsterte Mom mir ins Ohr, wobei sie mich in eine vertraute Wolke aus Joy-Parfum einhüllte. »Er hat uns heute Nachmittag in seiner Privatmaschine eingeflogen!«
    »Was? Privatmaschine? Die NetJets-Beteiligung? Das hat er doch nicht wirklich getan? O nein.«
    »O mein Gott, Kate, das war ja so cool!«, platzte die sonst nicht so leicht aus der Ruhe zu bringende Michelle heraus und packte mich am Arm. »Champagner und alle Schikanen. Wahnsinn.«
    »Aber wann hat er … wann hat er das geplant?«, fragte ich verblüfft, als wir alle wieder saßen.
    »Er hat uns heute Morgen angerufen«, antwortete meine Mutter, »und uns gebeten, nach New York zu kommen und dir Gesellschaft zu leisten, weil er nicht aus seinen Sitzungen wegkönne und nicht wolle, dass du dich langweilst.« Ihre Augen leuchteten.
    »Ich fasse es nicht, Kate«, raunte Michelle mir ins Ohr. »Was hast du mit diesem Typen gemacht? Und wo hast du ihn aufgegabelt?«
    »Hat er Samantha auch eingeladen?«
    »Ja, aber sie konnte nicht. Arbeit. Julian hat ihr angeboten, mit ihrem Chef zu reden, aber das war ihr peinlich.«
    Ich schlug die Hände vors Gesicht. »Könnt ihr mich einen Moment entschuldigen?« Ich stand auf und wartete eine Weile vor der Tür, bis ich mich wieder gefasst hatte, ehe ich mein BlackBerry herausholte, um Julian anzurufen.
    Das Telefon läutete eine Weile, bevor er sich meldete. »Liebling? Entschuldige, ich musste rausgehen, um abzunehmen.«
    »Julian, du … du … Ich bringe kaum ein Wort heraus. Es ist so überwältigend. O mein Gott.«
    »Pst. Haben es alle geschafft?«
    »Das wäre doch nicht nötig gewesen.«
    »Doch. Oben sind genug Gästezimmer, und ich möchte, dass sie alle besetzt sind, bis wir wieder nach Connecticut fahren.«
    Ich zog die Nase hoch. »So etwas Nettes hat noch nie jemand für mich getan.«
    »Liebling, ich habe noch nicht einmal richtig angefangen.« Ich hörte ihn kichern.
    »Und wie läuft es?«
    »Du würdest deinen Ohren nicht trauen. Mehr kann ich nicht verraten. Einen schönen Abend wünsche ich dir. Ich gebe mir Mühe, dich beim Nachhausekommen nicht zu wecken.«
    »Wenn du mich nicht weckst, werde ich dir das nie verzeihen.«
    Er lachte und legte auf.

    »Also, mein Mädchen«, sagte Michelle zwei Tage später und schloss die Tür hinter uns. »Die Stunde der Wahrheit ist da.«
    »Was meinst du mit Wahrheit?« Ich ging die Stufen hinunter zum Bürgersteig und dann nach rechts in Richtung Park Avenue.
    »Du weißt schon. Endlich bin ich mit dir allein. Keine neugierigen Eltern. Und jetzt raus mit der Sprache.«
    Ich stöhnte schicksalsergeben auf. Es war elf Uhr abends. Meine Eltern hatten sich in einem der Gästezimmer schlafen gelegt, und mein Bruder traf sich irgendwo in der Stadt mit einem Freund aus dem College. Julian hatte schon den ganzen Tag Sitzungen. Deshalb hatten Michelle und ich beschlossen, uns kurz in ein Café zu flüchten, anstatt unruhig im Wohnzimmer herumzusitzen und auf ihn zu warten.
    »Ich weiß nicht, was ich sagen oder wo ich anfangen soll.« Wir überquerten die Park Avenue und steuerten auf das nächste Starbucks Ecke Lexington Avenue und 78. Straße zu.
    »Für uns zu Hause war es echt schräg. Oh, Kate geht mit diesem Hedgefonds-Typen. Sie wird in Gawker erwähnt. Sie zieht mit ihm nach Connecticut. Sie ist mit ihm verlobt. Du kennst ihn doch erst seit ein paar Monaten.«
    »Genau genommen seit Dezember.«
    »Du weißt sehr wohl, was ich meine. Versteh mich nicht falsch, er scheint echt ein Supertyp zu

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