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Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)

Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Meer der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatriz Williams
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eine Zielscheibe ist.«
    »Eine Zielscheibe? Von der Mafia oder so?«, erkundigte sie sich neugierig.
    »Nein.« Ich lachte auf. »Nur, weil er so viel Geld hat. Er befürchtet, ich könnte entführt werden.«
    »Mein Gott«, hauchte sie. »Daran habe ich noch gar nicht gedacht.«
    Als wir an der Ecke Park Avenue stehen blieben, sah sie sich beiläufig um, als wollte sie die prachtvollen Häuser betrachten. »Da ist wirklich ein Typ«, stellte sie fest. »Keine Ahnung, ob er uns folgt, aber jedenfalls scheint er uns zu beobachten.«
    »Mist«, erwiderte ich und überlegte, was wir tun sollten. Auf direktem Weg nach Hause gehen? Oder versuchen ihn abzuhängen? Es waren viele Leute auf der Straße. In den Gebäuden um uns herum wimmelte es von Sicherheitspersonal. Also waren wir nicht in Gefahr. Immerhin war das hier die Park Avenue. »Wir spazieren einfach nach Hause und verhalten uns ganz normal«, sagte ich schließlich. Ich tastete nach dem Telefon in meiner Tasche.
    Wir überquerten die Park Avenue und legten die zwei Häuserblocks zu der Straße zurück, in der Julian wohnte. Obwohl ich mich nicht umsah, konnte ich den Mann spüren – sofern mir meine Phantasie keinen Streich spielte. Er hielt zehn bis fünfzehn Meter Abstand, passte sich unserem Schritttempo an und wich immer wieder Taxis aus, um uns nicht aus den Augen zu verlieren.
    Wir bogen in die 74. Straße ein. Julians Haus war nur wenige Meter entfernt, und als wir weitergingen, sah ich, dass eine schwarze Limousine davor hielt. Die rückwärtige Tür öffnete sich, noch ehe der Wagen richtig stand, und Julians vertraute Gestalt kam in Sicht. »Gott sei Dank«, murmelte ich. Ich wurde schneller und zog Michelle mit. »Schön, dass du zu Hause bist«, rief ich, während er auf die Vortreppe zusteuerte.
    Er drehte sich um und sah uns im gelben Dämmerlicht einer Straßenlaterne. Ein erschöpftes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Er stellte die Laptoptasche ab und streckte gerade noch rechtzeitig die Arme aus, um meinen auf ihn zustürmenden Körper aufzufangen. »Hallo«, flüsterte er mir mit rauher Stimme ins linke Ohr. Dann lockerte sich sein Griff, und er blickte auf. »Ah«, sagte er, und ich hörte das Lächeln aus seiner Stimme heraus. »Sie müssen die berühmte Michelle sein.« Als ich höflich Platz machte, hielt er ihr die Hand hin. »Julian Laurence. Erfreut, Sie endlich kennenzulernen.«
    Michelle ließ sich von ihm nicht aus der Fassung bringen. Darauf konnte man sich bei ihr verlassen. Sie wechselte einfach den Kaffeebecher von der rechten in die linke Hand, erwiderte kräftig seinen Händedruck und antwortete ohne auch nur einen Hauch von Verlegenheit: »Hallo, Julian, schön, Sie zu treffen. Und vielen Dank, dass Sie uns alle eingeladen haben. Es freut mich sehr, dass Kate so glücklich aussieht.«
    Sein Blick wanderte zu meinem Gesicht, und seine Mundwinkel hoben sich leicht. »Das hoffe ich«, entgegnete er. »Denn nur das zählt für mich.«
    »Sehr glücklich«, sagte ich leise. Ich hatte ihn seit seinem Aufbruch vom Ferienhaus vor drei Tagen nicht gesehen. Einzige Ausnahme war die vage Erinnerung daran, dass er sich an mich gekuschelt und ein paar Stunden geschlafen hatte. »Wie ist es gelaufen? Hast du die Welt gerettet?«
    Das Lächeln verflog. »Nicht unbedingt. Aber wenigstens haben wir eine Lösung gefunden. Ich erzähle es dir morgen früh.« Er zwinkerte Michelle zu. »Ich verlasse mich darauf, dass Sie nicht gleich Ihren Börsenmakler anrufen, um ihm diese Information weiterzugeben.«
    »Ich habe keinen«, erwiderte sie. »Kate ist hier der Finanzguru. Ich habe Völkerkunde studiert.« Sie wies mit dem Kopf auf mich. »Und ist dein Stalker noch da?«
    Ich warf einen Blick in Richtung Straßenecke, wo noch immer eine Gestalt herumlungerte. »Nicht, Michelle«, warnte ich, aber es war zu spät.
    »Stalker? Was ist da los?« Julians Körper war sofort sprungbereit.
    »Ja, so ein komischer Typ bei Starbucks ist uns gefolgt.« Sie drehte sich um. »Schauen Sie, er steht noch da. Und jetzt verdrückt er sich um die Ecke.«
    »Warte, Julian. Ich …«
    Doch er war bereits losgerannt wie ein Sprinter am Startblock und stürmte den Gehweg entlang.
    »O mein Gott«, sagte Michelle ehrfürchtig. »Sollen wir hinterher?«
    »Nein«, zischte ich. »Warte hier.« Allerdings hätte ich es liebend gern getan.
    »Mann, ist der schnell«, hauchte sie. »Ich habe noch nie gesehen, dass ein Typ im Anzug so durchgestartet ist. Wie

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