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Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)

Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Meer der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatriz Williams
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kümmere mich um die Spenden und Beiträge. Du begleitest mich einfach und amüsierst dich.«
    »Als Vorzeigefrau«, murrte ich.
    »Nun, gegen deine Schönheit bist du machtlos«, neckte er mich und drehte sich um. »Ich weiß, dass dir solche Veranstaltungen keinen Spaß machen, aber ich bin ja dabei. Du gehst doch gerne mit mir aus, oder?«
    »Solange ich all die Frauen übersehe, die versuchen, dich mir wegzuschnappen, ja.«
    Lachend streckte er die Hand nach mir aus. »Die einzige Frau, für die ich Augen habe«, flüsterte er mir, meine kurz bevorstehende Kapitulation erahnend, ins Ohr, »die einzige Frau, die auch nur im Entferntesten die Macht hat, mich zu verführen, bist du. Wahrscheinlich muss ich mich durch Horden von Verehrern kämpfen, um an deine Seite zu gelangen.«
    »Stichwort für die zirpenden Zikaden.«
    »Wir werden uns fotografieren lassen«, sagte er und öffnete mein Handtuch, »und literweise Champagner trinken. Und dann suchen wir deinen Gewinn von der Auktion aus …«
    »Guter Versuch, Ashford«, murmelte ich, »aber keine Chance.«
    Mein Handtuch fiel zu Boden.
    »… danach betreiben wir oberflächliche Konversation mit einigen auserwählten Gästen …«
    »Und wenn eine dieser aufgetakelten Magerquarktussis zickig zu mir ist?«
    »In diesem Fall zickst du zurück«, riet er mir, hob mich hoch und trug mich aus dem Bad.
    »Eigentlich hatte ich gehofft, dass du den Mann der Dame ruinierst.«
    »Oh, das versteht sich natürlich von selbst.« Er warf mich aufs Bett und kroch wie ein hungriger goldener Panther hinterher.
    »Grrr«, knurrte ich und schlang meine Arme um seinen Hals. »Willst du mich nicht endlich küssen?«
    »Ich dachte, du fragst nie«, knurrte er zurück.

    »Da wäre nur noch eines«, sagte Julian einige Zeit später, als ich gerade, eingekuschelt in einen warmen Kokon aus weißen Laken und Männerhaut, wegdämmerte.
    »Und was?«, murmelte ich schläfrig und fuhr mit dem Finger leicht über die Narbe an seinem rechten Arm.
    »Ich fürchte, mein Schatz«, er küsste meine Nasenspitze, »dass du einkaufen gehen musst.«
    Amiens
    Um fünf Uhr nachmittags legte der Regen eine Pause ein, und kurz zeigte sich ein leibhaftiger Sonnenstrahl zwischen den Wolken. Ich lächelte ihm zu, denn mir war unerwartet leicht ums Herz, als ich den Korb fester in die Armbeuge klemmte. Ich war einkaufen gewesen und hatte die schlecht bestückten Regale der Läden in Amiens nach den Zutaten für ein einfaches Picknick abgesucht: Brot, Käse, eine recht ordentlich aussehende Pâté, Wein für ihn und Perrier – echtes Perrier, ein Segen! – für mich. Ja, ein Picknick. Julian liebte Picknicke.
    Ich war so sehr in Gedanken und hatte das Gesicht dem fleckigen Himmel zugewandt, dass Geoffrey Warwicks ausgestreckte Hand aus dem Nichts zu kommen schien. Er packte mich am Oberarm, so dass ich stolpernd zum Stehen kam.
    »Autsch!«, rief ich empört und versuchte mich zu befreien. »Was bilden Sie sich ein?«
    »Dasselbe könnte ich Sie fragen?«, entgegnete er ruhig.
    »Lieutenant Warwick«, erwiderte ich, umfasste sein Handgelenk und entfernte die Hand von meinem Arm. »Falls Sie mich einschüchtern wollen, muss ich Sie warnen. Ich bin keines der zarten Pflänzchen, an die Sie gewöhnt sind. Ich kann anderthalb Kilometer in unter sechs Minuten laufen und beherrsche einen Selbstverteidigungsgriff, der Sie schneller flach auf den Rücken werfen würde, als ich Zeit brauchen würde, um Vergewaltigung zu schreien.« Die letzte Behauptung war ein wenig geflunkert. Ich hatte den Griff zwar im Einführungskurs im ersten Semester gelernt, ihn jedoch noch nie an einem einen Meter achtzig großen Angreifer ausprobiert.
    »Glauben Sie wirklich«, fuhr er mit immer noch leiser Stimme fort, »denken Sie allen Ernstes, dass Sie sich auf diese Weise in sein Leben drängen können, Sie freches, unmoralisches Frauenzimmer. Haben Sie überhaupt eine Vorstellung davon, wem Sie damit weh tun?«
    »Falls Sie Arthur Hamilton meinen«, antwortete ich, »nehme ich es an. Ja, ich weiß es. Und ich bedaure es wirklich sehr. Allerdings ahnen Sie vermutlich nicht, wie die Dinge zwischen Julian und Florence wirklich stehen …«
    Er zuckte zusammen und machte eine ruckartige Kopfbewegung. »Was wissen Sie von Miss Hamilton?«
    »Alles. Und es ist nicht so, wie Sie glauben. Julian hat nicht …«
    Unwillkürlich hob er die rechte Hand, als wollte er einen Schlag abwehren. Sein Gesicht unter dem Mützenschirm war

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