Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)

Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Meer der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatriz Williams
Vom Netzwerk:
mir am nächsten Tag den Filmausschnitt bei YouTube gezeigt.
    » Julian Laurence und Kate Wilson, Manhattans Dream-Team, zeigten sich bei der New Yorker Premiere von Purgatory und brachten den Hollywoodgrößen das ein oder andere in Sachen Öffentlichkeitsauftritt bei«, lautete der begeisterte Kommentar. »Der Milliardär und Hedgefonds-Manager, dem viele die führende Rolle bei der vielbeachteten Rettung der Mega-Bank Sterling Bates Anfang dieses Monats zuschreiben, führte der begeisterten Zuschauermenge die schöne Investmentbankerin an seiner Seite vor und machte einige Anmerkungen zu dem umstrittenen Inhalt des Films. Eine Anmerkung an Hollywoods Stylisten. Die atemberaubenden Diamanten an Kates Hals waren nicht bei Harry Winston ausgeliehen! Angeblich hat Laurence ihr die zwei Millionen Dollar teure Kette zur Verlobung geschenkt. Viel Glück, Kate!«
    Ich stand neben Julian wie ein erschrockener Hirsch im Scheinwerferlicht (»Was soll das heißen? Du siehst absolut hinreißend aus!«, begeisterte sich die treue Michelle), während er sein frauenmordendes Lächeln in die Kamera hielt und mir, begleitet von einem Blitzlichtgewitter der Paparazzi, die Hand küsste. Das Foto hatte es einige Tage später in eine der hintersten Ecken von US Weekly gebracht.
    Wir brauchten eine Viertelstunde, um die Lincoln Plaza zu überqueren und das Opernhaus zu erreichen, wo Julian mir in der Vorhalle ein Glas Champagner von einem vorbeieilenden Kellner sicherte. Ich wollte schon einen großen Schluck nehmen, konnte mich aber gerade noch rechtzeitig bremsen. »Danke.« Lächelnd nippte ich an meinem Glas.
    »Du warst zauberhaft«, raunte er mir ins Ohr. »Komm. Wir suchen unsere Plätze.«
    Wir hatten nicht die Mittelloge – schließlich waren wir in Manhattan, wo es viele noch reichere Männer gab als Julian –, allerdings auch keine am Rand. Beim Eintreten ertappte ich mich bei dem Wunsch, wir hätten uns noch ein Weilchen länger draußen unter die oberen Zehntausend gemischt. Geoff Warwick saß mit verschränkten Armen da und sah bei meinem Anblick mit seiner üblichen verächtlichen Miene auf. Seine Frau glänzte durch Abwesenheit. Auf ihrem Platz hatte sich ein junger Mann niedergelassen und studierte das Programm.
    Julian erstarrte. »Geoff«, sagte er ruhig, »guten Abend. Arthur? Was führt dich hierher?«
    Die beiden Männer erhoben sich. »Geoff, ich freue mich sehr, dich zu sehen. Wo ist Carla?«, fragte ich.
    »Magenverstimmung. Guten Abend«, fügte er widerstrebend hinzu und schüttelte meine ausgestreckte Hand.
    Der andere Mann lächelte. »Ich bin als ihr Ersatz hier«, verkündete er. Ich warf Julian einen raschen Blick zu. Der Fremde hatte einen unverkennbaren britischen Akzent. »Hallo, Julian«, fuhr er fort und drückte ihm die Hand.
    »Arthur«, erwiderte Julian in mühsam beherrschtem Ton. »Wie geht es dir? Liebling, das ist Arthur Haverton, der Leiter unserer Kundenbetreuungsabteilung. Arthur, meine Verlobte Kate Wilson.«
    Arthurs Lächeln war um einiges freundlicher als das von Geoff Warwick. »Es ist mir ein Vergnügen, Ihre Bekanntschaft zu machen, Miss Wilson«, sagte er. »Ich habe schon viel von Ihnen gehört.«
    Ich erwiderte sein Lächeln. Er war ein bisschen größer als ich, dunkelhaarig und sah recht gut aus. Außerdem erschien er mir vertraut. »Bitte«, entgegnete ich, während ich seine Hand schüttelte, »nennen Sie mich Kate. Verzeihung, aber sind wir uns schon einmal irgendwo begegnet? Sie kommen mir so bekannt vor.«
    Das Schweigen plumpste mit einem fast hörbaren Plopp mitten in die Loge. Ich sah Julian fragend an.
    Er räusperte sich. »Arthur«, sagte er, wobei er jedes Wort betonte, »ist seit meiner Kindheit ein guter Freund.«
    Wie durch einen Schleier nahm ich wahr, dass der Kronleuchter vor der Loge hochgezogen wurde. Die Saalbeleuchtung wurde gedämpft. All das geschah mit quälender Langsamkeit, als ob die ganze Welt in einen niedrigeren Gang geschaltet hätte.
    »Oh«, sagte ich, »ich verstehe.« Als ich Mr. Haverton noch einmal musterte, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Zuletzt hatte ich ihn auf einer sepiabraunen Fotografie mit einem Strohhut auf dem Kopf gesehen. »Sie müssen Florence’ Bruder sein«, fuhr ich fort. »Es ist mir eine große Ehre, Sie kennenzulernen, Mr. Haverton. Julian spricht so nett von Ihnen.« Ich spürte instinktiv, wie Julian sich neben mir entspannte. Seine Hand wanderte zu meinem Rücken und stützte mich.
    »Sagen Sie bitte

Weitere Kostenlose Bücher