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Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)

Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Meer der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatriz Williams
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beschäftigt, Kontakte zu knüpfen. Wie fanden Sie denn den ersten Akt, Arthur?«
    »Oh, ich habe La Fleming schon immer bewundert«, erwiderte er begeistert. »Ich habe sie vor einigen Jahren in einer Neuinszenierung des Figaro gesehen. Sie hat uns alle in ihren Bann geschlagen. Ein Traum.«
    »Und du, Geoff?«, fragte ich Warwick. »Bist du ein Traviata -Fan?«
    Er nahm einen Schluck von einem Getränk, das Whiskey zu sein schien, bevor er antwortete. »Um ehrlich zu sein, Kate«, sagte er in gedehntem Ton, »besuche ich solche Veranstaltungen nur wegen des gesellschaftlichen Anlasses.«

22
    A ls wir nach Hause kamen, war es schon kurz vor eins. Auf die Galavorstellung war das Galadinner gefolgt, begleitet von endlosen Reden und gegenseitigen Beweihräucherungen, bis ich am liebsten schreiend aufgesprungen wäre. Nur das Wissen, dass Julian mir folgen würde, wenn ich hinausging, um frische Luft zu schnappen, hielt mich am Tisch fest, denn dazu war ich noch nicht bereit.
    Stattdessen plauderte ich mit Arthur Hamilton. Hauptsächlich über Julian. »Oh, er hat immer irgendetwas im Schilde geführt«, meinte Arthur schmunzelnd. »Insbesondere für Partys war er jederzeit zu haben und hat eine ganze Reihe davon veranstaltet. Außerdem waren seine Streiche erstaunlich ausgeklügelt. Natürlich war meine Schwester stets eine willige Komplizin.«
    »Und seine Eltern?«, fragte ich. »Ich denke oft daran, wie sehr sie ihn sicher vermissen.«
    Er nahm die Brille ab und sah mich nachdenklich aus zusammengekniffenen Augen an, während er die Gläser polierte. »Soweit ich weiß, hat sie sein Aufbruch nach New York sehr mitgenommen«, erwiderte er zögernd. »Ich habe nie bessere Eltern kennengelernt.«
    »Es tut mir leid. Wahrscheinlich vermissen Sie Ihre Familie genauso.«
    »Mehr, als ich Ihnen sagen kann. Meine Schwester … aber natürlich haben Sie von ihr gehört. Eine außergewöhnliche Frau. Ihr Esprit, ihr Tatendrang, ihre schonungslose Originalität. Dazu dieser ausgeprägte Gerechtigkeitssinn, den ich so bewundert habe. Und dann natürlich ihre Tugendhaftigkeit. Ein himmelweiter Unterschied zu den vulgären Frauen, auf die man heutzutage trifft. Sogar, oder vielleicht insbesondere, in den höheren Schichten hat es epidemische Ausmaße angenommen. Man kann es in jeder liederlichen Bar und in jedem Restaurant in dieser Stadt beobachten. Ach, wie ich sie vermisse.« Er seufzte.
    Hatte er wirklich so grausam sein wollen? Seine Miene war arglos, und er schwelgte offenbar in Erinnerungen.
    »Das kann ich mir vorstellen«, erwiderte ich schließlich. »Es hat sich viel verändert. Ihre Zeit war da ganz anders.«
    »Sie können sich gar nicht ausmalen, wie anders sie war. Die Ehre und das Wort eines Mannes bedeuteten noch etwas. Die Dinge waren dauerhaft und auf reizende Weise berechenbar. Heute verstreuen sie sich in alle Winde, und zwar dank dieser wundervollen Zivilisation, die wir uns aufgebaut haben. Nicht mehr rückgängig zu machen. Irreparabel, würde ich sagen.« Er kippte den letzten Rest Scotch auf eine Weise hinunter, die in mir den Verdacht weckte, dass er das öfter tat. »Ah! Endlich wird getanzt. Geben Sie mir die Ehre, Kate?«
    »Natürlich.« Ich stand auf und tanzte mit ihm. Dann klatschte Julian mich ab, bis ich schließlich in sein müdes Gesicht schaute. »Bringst du mich jetzt bitte nach Hause?«, fragte ich.
    Er nickte und schickte dem Fahrer rasch eine Nachricht.
    »Lass uns raufgehen«, schlug ich vor, als wir in die Vorhalle traten.
    Julian wandte sich an den Leibwächter. »Eric, wir brauchen Sie heute nicht mehr. Vielen Dank.«
    Ich stieg vor ihm die Stufen hinauf. Oben im Zimmer schloss er fest die Tür hinter mir und sah mich besorgt an.
    »Wir müssen reden. Du kannst wirklich nicht so weitermachen.«
    »Was genau heißt so?«
    »Deine zwanghafte Heimlichtuerei. Warum hast du mir nicht erzählt, dass Arthur Hamilton lebt und sich bester Gesundheit erfreut? Ich bin kein Kind, Julian. Ich muss nicht geschont werden. Deine Geschichte habe ich schließlich auch verkraftet, verdammt!«
    »Liebling«, erwiderte er gereizt, »du kannst nicht leugnen, dass du jedes Mal einen eifersüchtigen Tobsuchtsanfall bekommst, wenn der Name Flora Hamilton fällt …«
    »Oh, bitte! Das ist absolut übertrieben.«
    »Es ist ein Drahtseilakt …«
    »Nein, ist es nicht! Gut, sie verunsichert mich ein wenig, aber deine Verbindung mit ihr ist historisch verbrieft. Egal, welches Buch über Gedichte aus der

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