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Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)

Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Meer der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatriz Williams
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glaube, Arthur hat dieses Wort benutzt. Aber wenigstens hast du eine echte Frau in deinem Bett, Julian, und keine kalte Zicke, die den Rock hebt, wenn du willst, und dich zurückweist, wenn …«
    »Verdammt, Kate«, knurrte er, »wenn du nur auf einen guten Fick aus bist.«
    Ängstlich wich ich zurück, aber er war viel zu schnell für mich, packte mich wie ein Raubtier ein Kaninchen, hob mich hoch, schlang meine Beine um seine Hüften und drängte mich nach hinten. Wir prallten an die Wand, wo er mein eintausend Dollar teures Kleid mit einer Hand in der Mitte aufriss und dabei weiter die Lippen gnadenlos auf meine presste.
    Ich wollte den Kopf abwenden, aber er hielt mich zu fest, und ich bemerkte plötzlich zu meinem Entsetzen, dass ich so erregt war wie noch nie im Leben. Ich krallte die Nägel in ihn, zog die Knöpfe seines Hemds auseinander und zerrte es ihm von den Schultern. Irgendwie gelang es mir, seine Hose zu öffnen, und dann schwebte ich in der Luft, sein Mund an meinen Brüsten, mein Kopf in den Nacken gelegt. Ich hörte, wie er meinen Namen stöhnte, spürte, wie sich seine Armmuskeln anspannten, griff nach seinem wunderschönen Löwenkopf und war verloren.

    Danach schwieg er. Ich hörte nur sein Keuchen und sah die polierte Oberfläche der Kommode und die darauf verstreuten Schmuckstücke und Gegenstände vor mir. Sonst spürte ich nichts als seine heiße, feuchte Haut auf meiner und das pulsierende Nachspiel eines besonders explosiven Orgasmus.
    »Uff«, murmelte ich und versuchte mich wieder zu sammeln.
    Sein Arm verschwand aus meinem Blickfeld, und ich fühlte die schmerzliche Trennung. Im nächsten Moment kehrte er zurück. Etwas Seidiges glitt über meine Schultern. Dann öffnete und schloss sich die Schlafzimmertür.
    Das Geräusch durchdrang die wirbelnden Nebelschwaden, die mich einhüllten. Mühsam richtete ich mich auf und drehte mich um. Der Morgenmantel rutschte mir vom Rücken auf den Boden. Ich hob ihn auf, zog ihn an und ging ins Bad.
    Mein Gesicht blickte mir aus dem Spiegel entgegen. Es war das Gesicht einer Fremden, und plötzlich, mit ein wenig Distanz, erkannte ich zum ersten Mal die Schönheit darin. Ich sah, dass die silbrigen Augen genau zu den zarten, fast kindlichen Zügen passten und dass sich die helle samtige Haut über breite Wangenknochen und ein zierliches Kinn spannte. Wie mir das dunkle Haar über die Schultern fiel und das Band aus Rubinen auf meinem zart geschwungenen Schlüsselbein halb verdeckte. Ich sah aus wie eine Nutte. Eine elegante, teure Nutte.
    Ich band den Morgenmantel zu, fasste mein Haar mit einem Gummi zusammen und nestelte vergeblich am Verschluss der Halskette herum. Schließlich ließ ich sie, wo sie war.

    Ich traf Julian im Klavierzimmer an, wo er in der Dunkelheit auf dem Klavierhocker saß. Er hatte die Ellbogen auf den geschlossenen Deckel gestützt und die Hände vors Gesicht geschlagen. Bei meinem Eintreten blickte er nicht einmal auf.
    Das Unterhemd hatte er wieder angezogen. Die Frackhose war ja mehr oder weniger angeblieben. Im Dämmerlicht aus dem Flur konnte ich sehen, wie seine breiten, in Weiß gehüllten Schultern fließend in eine schmale Taille übergingen, die in der schwarzen Hose verschwand; seine hinreißende Schönheit, mit der er so unbefangen und selbstbewusst umging.
    Die Stille im Raum bedrückte mich derart, dass ich mich ihm näherte und ihm sanft die Hände auf die Schultern legte. »Spielst du mir etwas vor?«, flüsterte ich.
    »Kate, ich …«
    »Bitte«, drängte ich.
    Er seufzte tief auf. »Was soll ich denn spielen?«
    Ich zögerte. »Die Nocturne in cis-Moll.«
    Schweigend klappte er den Klavierdeckel auf und legte die Finger auf die Tasten. Als ich sein Haar mit den Lippen streifte, begann er zu spielen – schmerzliche Verzweiflung, flüchtige Freude, tiefe Sehnsucht. Kurz schwebten meine Hände über seinen Schultern. Doch ich zwang mich, die Arme hinter dem Rücken zu verschränken.
    Nachdem er fertig und der letzte Ton in der Leere verhallt war, ließ er die Hände zur Seite sinken, bis sie die Klavierbank umfassten. Ich setzte mich, wandte ihm den Rücken zu und legte die Hände in den Schoß.
    »Wenn du das spielst, muss ich immer an meine erste Nacht in deinen Armen denken«, begann ich leise. »Ich weiß nicht, warum, denn wir hatten so viele schöne gemeinsame Nächte. Aber diese … Ich habe mich so nach dir gesehnt und brauchte die Gewissheit, die Offenheit, nur wir beide, von allem Beiwerk

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