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Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)

Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Meer der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatriz Williams
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Körper. »Verzeih mir. Diese Sache und auch alles andere.«
    Ich betrachtete sein Gesicht. Im Schein der Lampe traten die Schatten unter seinen Wangenknochen hart hervor. »Eigentlich ist es Geoff, der dafür bezahlen sollte«, meinte ich.
    »Oh, das wird er«, entgegnete Julian finster.
    Ich lehnte mich zurück, nahm seine Hände und musterte sie unwillkürlich. »O mein Gott!«, rief ich aus. »Was ist denn da passiert?«
    Er warf einen Blick auf die gerötete, aufgeschürfte Haut an seinen rechten Handknöcheln. »Nichts«, murmelte er ausweichend.
    »Du hast jemanden verprügelt«, widersprach ich vorwurfsvoll und sah ihm erneut ins Gesicht, das wirkte, als hätte jemand plötzlich einen Rollladen hinuntergelassen. »Wann?«
    Keine Antwort.
    »Gut«, erwiderte ich und nahm seine Hand, um ihn den Flur entlang in unser Zimmer zu ziehen.
    »Ach, verdammt!«, entfuhr es ihm beim Anblick des kleinen blauen Verbandskastens. »Es ist keine Verletzung, Kate.«
    Wortlos öffnete ich den Kasten und holte die in Alkohol getränkten Tupfer heraus.
    »Ich habe die verdammte Westfront ohne diesen Unsinn überstanden«, schimpfte er und zuckte dabei mannhaft zusammen. »Unter den unhygienischsten Bedingungen, die man sich vorstellen kann.«
    »Du hast dir Banner vorgeknöpft, richtig?« Ich warf den Tupfer in den Papierkorb und öffnete das Neosporin.
    »Wir hatten einen kleinen Wortwechsel«, räumte Julian ein, »in dessen Verlauf ich ihm mein Missfallen wegen seines unhöflichen Umgangstons deutlich machen konnte.«
    »Hast du etwa meine Ehre verteidigt?« Meine Mundwinkel zuckten, und ich beugte den Kopf über meine Hand, um mein Grinsen zu verbergen.
    »Der Nachteil an den modernen Zeiten«, stellte er fest, »oder zumindest einer davon ist, dass ungehobelte Kerle wie Banner die Möglichkeit haben, Amok zu laufen und die Ehefrauen anderer Männer zu beleidigen …«
    »Ich bin nicht deine Ehefrau«, wandte ich ein. »Außerdem war er ziemlich betrunken.«
    »Männer, die nichts vertragen, sollten die Finger vom Alkohol lassen. Und soweit es mich betrifft, bist du meine Ehefrau. O nein, kein Pflaster, Kate!«
    »Spongebob oder Hello Kitty?«
    Er funkelte mich finster an.
    »Nur ein Witz. Tu mir nur für heute Nacht den Gefallen, einverstanden? Du kannst es ja morgen abmachen, bevor es jemand sieht.«
    »O Kate«, seufzte er. »Eigentlich dachte ich, ich hätte mich recht gut an die Sitten und Gebräuche dieser Welt angepasst. Ich habe mich geändert, bin moderner geworden, habe Zugeständnisse gemacht. Aber eines, was ich niemals aufgeben werde, ist mein Recht, jedem Mann, der es wagt, dir zu nahe zu treten, ordentlich eine zu verpassen. Nicht, weil du wehrlos wärst, denn das bist du bei Gott nicht. Doch kein Mann kann untätig danebenstehen, wenn seine Angebetete mit Dreck beworfen wird.«
    Ich tätschelte seine Hand und hoffte, dass er das feuchte Schimmern in meinen Augen nicht sehen würde. »Nun, ich glaube, damit kann ich leben. Versuch nur dir nicht dabei weh zu tun, in Ordnung?«
    Ein leises Schnauben. »Die heutigen Männer haben das Kämpfen verlernt. Nicht die geringste sportliche Herausforderung.«
    »Und was hat Banner gemacht, als du ihn geschlagen hast?«
    Kurz spielte ein spöttisches Grinsen um seine wohlgeformten Lippen. »Er hat dich um Verzeihung angefleht.« Er umfasste mein Kinn. »Hast du mir inzwischen vergeben?«
    »Das Problem mit dir ist, Ashford«, antwortete ich, »dass es so verdammt schwierig ist, dir lange böse zu sein. Also erzähl mir bitte die ganze Geschichte, bevor ich endgültig schwachwerde. Was macht Arthur Hamilton hier?«
    Julian zuckte mit den Schultern. »Eines Morgens, kurz nachdem wir die Firma eröffnet hatten, kam er einfach ins Büro spaziert. Damals bestand unser Unternehmen nur aus Geoff, mir und einer Sekretärin. Geoff ist buchstäblich vom Stuhl gekippt. Allerdings war es ein billiger Stuhl, den wir gebraucht gekauft hatten«, fügte er hinzu. »Da Arthur keinerlei Erfahrung auf dem Finanzsektor hatte, haben wir ihm eine Stelle im Marketing gegeben, weil der arme Junge einen Job brauchte.«
    »War er gerade … erst angekommen?«
    »Mehr oder weniger. Seine Papiere enthielten Anweisungen, wie er uns finden konnte.«
    »Das ist wirklich seltsam«, meinte ich. »Wie kann so etwas passieren?«
    »Ich würde meinen linken Arm dafür geben, um das herauszukriegen«, entgegnete Julian. »In Arthurs Fall frage ich mich allerdings, ob es nicht eher ein Fluch als ein Segen

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