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Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)

Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Meer der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatriz Williams
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wurde, als er mich erwartungsvoll ansah, rechnete er offenbar damit, dass ich mich nun vorstellen würde. Was sollte ich sagen?
    Jemand betrat, begleitet von einem lauten Knarzen der Tür und schweren Schritten, das Zimmer. Ich schaute hin und bemerkte eine gedrungene Frau, die ein langes, ausgewaschenes Kleid und eine Schürze trug und ein angeschlagenes Tablett in der Hand hatte. Sie wirkte nicht sehr erfreut.
    »Une fille!«, tadelte sie Julian. Dank meines lückenhaften Highschool-Französisch konnte ich sie mit Müh und Not verstehen. »Sie haben ein … Mädchen mitgebracht!« Es schien ihr die Sprache zu verschlagen. Stattdessen knallte sie das Tablett auf den abgewetzten Holztisch in der Ecke und musterte mich strafend.
    »Ça suffit, madame«, entgegnete Julian scharf. »Sie ist krank. Der Arzt kommt in wenigen Minuten. Danke für den Tee.«
    Die Frau trollte sich murrend und wischte sich dabei die Hände an der Schürze ab, wie um sich von der Krankheit zu reinigen, die ich ihr offenbar ins Haus geschleppt hatte.
    »Jetzt haben Sie meinetwegen auch noch Ärger mit Ihrer Vermieterin«, sagte ich. »Das tut mir schrecklich leid.«
    »Schon gut«, meinte er. »Möchten Sie einen Schluck Tee?«
    »Sehr gerne. Vielen Dank.«
    Er schenkte mir eine Tasse voll ein. »Milch?«
    »Nein danke.«
    »Sind Sie sicher? Ich fürchte, es gibt keinen Zucker.« Mit einer mühelosen, routinierten Geste entfernte er die Teeblätter und reichte mir die Tasse. »Lebensmittelrationierung.«
    »Das stört mich nicht.« Das Porzellan brannte mir angenehm heiß auf den Fingern. Ich hob die Tasse rasch an die Lippen.
    »Vielleicht auch ein Stück Brot?«
    »Ja, danke.«
    Er schnitt eine Scheibe von dem Baguette ab und gab sie mir. Obwohl ich versuchte mich zurückzuhalten und langsam zu essen, war der Brechreiz einem unerträglichen Heißhunger gewichen.
    »Also«, sagte er und setzte sich in den Sessel neben dem Sofa. »Besser?«
    »Tut mir leid. Wahrscheinlich mache ich einen sehr mysteriösen Eindruck auf Sie.«
    Er neigte höflich den Kopf. »Ganz und gar nicht.«
    »Es ist verständlich, dass Sie wissen wollen, wer ich bin. Vermutlich halten Sie mich für eine Spionin oder Schlimmeres.« Ich lachte blechern auf. »Schlimmeres! Aber ich bin keine Spionin, Captain Ashford.« Die Teetasse zitterte in meiner Hand. »Ich bin …«
    Es klopfte an der Tür. »Herein«, rief Julian, ohne den Blick von mir abzuwenden.
    Ich drehte mich zur Tür. »Hallo, Lieutenant Warwick«, sagte ich freundlich. »Haben Sie den Arzt mitgebracht?«
    Verwirrt hielt er inne. »Woher zum Teufel kennt sie meinen Namen?«, fragte er. »Wer ist sie?«
    »So weit waren wir noch nicht«, erwiderte Julian ruhig und drehte sich zu dem anderen Mann um, der Warwick gemeinsam mit dem zierlich gebauten Arthur Hamilton ins Zimmer gefolgt war. »Vous êtes le médecin?«
    »Oui. C’est la fille, là?«
    »Oui.« Während Julian meine Symptome beschrieb, näherte sich der Arzt und musterte mich mit beruflicher Neugier.
    »Monsieur, es ist nicht so schlimm«, erklärte ich in meinem stockenden Französisch. »Ich bin nur erschöpft und hungrig.«
    »Haben Sie sich übergeben?«, erkundigte er sich. Zumindest glaubte ich das verstanden zu haben, denn er vollführte dazu eine rasche Handbewegung, offenbar die internationale Geste für den Vorgang des Erbrechens.
    »Ja, ein wenig«, antwortete ich. »Das passiert manchmal, wenn ich Hunger habe.«
    »Ich werde Ihnen Herz und Lunge abhören«, entgegnete er, förderte ein Stethoskop aus seiner schwarzen Ledertasche – einer echten Arzttasche! – zutage und machte sich ans Werk. Er lauschte lange und gründlich, bewegte das kühle Metall des Stethoskops auf meinem Oberkörper hin und her, untersuchte meine Augen und meinen Hals und richtete sich schließlich auf, um Julian mit einem vorwurfsvollen Blick zu durchbohren.
    »Sie ist den Umständen entsprechend wohlauf«, sagte er.
    »Den Umständen entsprechend?«, hakte Julian verständnislos nach.
    Der Arzt öffnete den Mund.
    »Es liegt am Hunger, oder, Monsieur?«, ließ ich ihn erst gar nicht zu Wort kommen.
    Beide Augenbrauen hochgezogen, wandte er sich wieder zu mir um und sah mich forschend an. »Ja, am Hunger«, meinte er schließlich. »Wann haben Madame zuletzt etwas gegessen?«
    »Vor einem Tag. Ich war unterwegs.« Da mir das französische Wort für Reisen nicht einfiel, machte ich mit den Fingern Gehbewegungen. Der Arzt schien zu verstehen.
    »Sie muss etwas

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