Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)

Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Meer der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatriz Williams
Vom Netzwerk:
Gott, der Gerechtigkeit walten lässt und die Guten belohnt.« Sie nahm einen Schluck Kaffee und betrachtete die Zeitung. »Und wann ist die Hochzeit?«
    »Tut mir leid. Streng geheim.«
    »Ist es wahre Liebe?«
    »Ganz wahre.«
    »Wow.«
    Sie lehnte sich zurück, neigte den Kopf zur Seite wie ein Papagei und musterte mich mit einem merkwürdigen Gesichtsausdruck. »Wissen Sie, auch wenn Sie es mir nicht glauben, freue ich mich sogar irgendwie für Sie. Komisch.«
    »Nun, ich hatte Ihren kleinen Rachefeldzug nicht verdient«, wandte ich ein. »Ich hatte mich nicht mit Banner verschworen, um Ihnen die Kunden wegzuschnappen.«
    »Schon gut, vermutlich war mir das klar«, erwiderte sie. »Ich war einfach nur sauer und bin es vielleicht immer noch. Tja, jetzt muss ich los. Meine Wohnung wird heute Nachmittag besichtigt, und mein Kram liegt noch überall herum.«
    »Moment noch«, sagte ich. »Ich will ja nicht … Ich weiß nicht, aber falls ich Ihnen irgendwie helfen kann …«
    »Als Assistentin meines Verteidigers vielleicht?«, höhnte sie. »Das wäre doch Ironie des Schicksals.«
    »Hören Sie, ich wollte nicht so klingen. Aber wenn ich etwas für Sie tun kann …«
    »Ja, schon gut.« Sie verdrehte die Augen. »Ich gebe Ihnen Bescheid.«
    Plötzlich fiel mir noch etwas ein. »Eines lässt mich an dieser Sache einfach nicht los, Alicia. Keine Ahnung, warum. Was genau hatten Sie gegen den Typen bei Southfield in der Hand, dass er das Spiel mitgemacht hat und Julian schaden wollte?«
    »Oh, Warwick? Er ist von selbst an mich herangetreten. In der Woche nach der Bioderma-Sitzung hat er mich angerufen.«
    »Warwick? Geoff Warwick? Ich dachte …«
    »Der Kerl, der als Sündenbock herhalten musste? Nein, nein. Es war Geoff Warwick, Schätzchen. Ich an Ihrer Stelle würde aufpassen. Er ist ein schlauer Fuchs, und«, sie stand auf und griff nach ihrer Zeitung, »er kann Sie auf den Tod nicht ausstehen.« Sie hielt inne und kicherte, als hätte sie gerade einen amüsanten Gedanken gehabt. »Für ein nettes Mädchen aus Wisconsin haben Sie eine Menge Feinde.« Ein Zwinkern. »Wie dem auch sei. Machen Sie’s gut.«
    Im ersten Moment saß ich mit offenem Mund da. Geoff Warwick? Geoff Warwick steckte hinter der Sache?
    Ich wusste, dass er mich nicht besonders mochte. Aber mich deshalb gleich zu ruinieren? Er hatte sich an Alicia gewandt und gemeinsam mit ihr meinen Untergang geplant, obwohl er dabei beinahe sich selbst und Julian mit in den Abgrund gerissen hätte. Dieses Risiko war ihm doch sicherlich bekannt gewesen.
    Nun, ausgehend davon, dass Alicia die Wahrheit sagte. Aber ich konnte mir, obwohl ich sicher keine begabte Intrigantin war, keinen Grund vorstellen, warum sie lügen sollte. Um aus reinem Mutwillen Ärger zu machen? Doch selbst jemand wie Alicia brauchte ein Motiv. Schließlich war sie keine Psychopathin.
    Benommen sah ich auf die Uhr. Kurz vor zehn. Ich musste nach Hause, um mich vorzubereiten.
    Auf meine Hochzeit.
    Ich schluckte die Angst hinunter, tröstete mich mit meinem Milchkaffee und war dankbar für Erics Gegenwart.

    Rasch legten wir die wenigen Häuserblocks zu Julians Haus zurück. Meine Gedanken überschlugen sich. Geoff hatte Alicia angerufen und alles geplant, und zwar nach nur einer kurzen Begegnung um die Weihnachtszeit. Was hatte diesen mörderischen Hass ausgelöst? Später, als Julian und ich den Kontakt wiederaufgenommen hatten, hatte Geoff mir das Buch von Hollander geschickt. Warum? Warum verabscheute er mich so, und warum wollte er uns auseinanderbringen?
    So sehr war ich in Gedanken, dass ich auf der Vortreppe buchstäblich mit dem Gegenstand meiner Grübeleien zusammenstieß. Im ersten Moment glaubte ich, dass ich ihn mir nur eingebildet hatte.
    »Geoff, es tut mir leid!«, rief ich unwillkürlich und wich zurück. »Wie unaufmerksam von mir.«
    »Verzeihung«, murmelte er. Er war kreidebleich und schien ebenso geistesabwesend wie ich.
    »Ich vermute, du hast dich mit Julian getroffen?«, fragte ich und nahm den fast leeren Kaffeebecher in die andere Hand.
    »Ja«, entgegnete er, »um ihm meine Glückwünsche auszusprechen.« Sein Ton triefte vor Ironie.
    »Kannst du nicht wenigstens versuchen dich für uns zu freuen?«, erwiderte ich ärgerlich. »Wir lieben uns. Angeblich bist du doch sein Freund.«
    »Und trotzdem«, sagte er leise, wobei sein heimatlicher Akzent leicht durchschimmerte, »muss ich von der Hochzeit erfahren, indem meine Frau mich auf eine Meldung auf der

Weitere Kostenlose Bücher