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Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)

Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Meer der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatriz Williams
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Klatschseite hinweist.«
    »Wir haben es noch nicht einmal meinen Eltern erzählt, Geoff. Es soll eine Überraschung sein. Nur so zum Spaß.«
    »Es gibt Gründe, warum man mich hätte informieren müssen.«
    »Ach, lass das«, entgegnete ich. »Ich weiß Bescheid, Geoff. Du hast das Ganze zusammen mit Alicia eingefädelt. Außerdem weiß ich, dass du mir das Buch geschickt hast. Wahrscheinlich hast du mich auch verfolgen und meine Sachen durchsuchen lassen. Deinetwegen ist Julian ganz krank vor Sorge. Warum tust du das? Warum verabscheust du mich so? Ich bin wirklich ein netter Mensch und werde alles versuchen, um ihn glücklich zu machen. Sein Geld interessiert mich nicht. Ich wünschte, es würde irgendwo auf dem Meeresgrund liegen.«
    Er betrachtete mich eine lange Zeit. »Ich verabscheue nicht, wer du bist, sondern was du bist«, gab er zurück.
    »Oh, ja«, seufzte ich. »Ich hatte ja ganz vergessen, dass ich ein Beiträge zahlendes Mitglied des Vereins zur Anbetung von Florence Hamilton vor mir habe. Nun, tut mir leid, ich bin nun mal nicht sie, sondern Kate Wilson aus Wisconsin. Und ich liebe Julian. Und aus irgendeinem verrückten Grund liebt er mich auch. Ich bedaure, dir das sagen zu müssen, Geoff, aber du wirst damit leben müssen.«
    Sein Gesicht wirkte wie aus Granit gemeißelt, und meine Worte schienen daran abzuprallen. Nicht einmal das empörte Hupen eines Taxis nur wenige Meter entfernt löste mehr als ein leichtes Zucken seines rechten Auges aus. Nach einem Moment eisigen Schweigens drehte er sich um und ging die Stufen hinunter.
    »Moment noch!«, rief ich ihm nach.
    Einen blankpolierten Schuh schon auf dem Bürgersteig, blieb er stehen und drehte den Kopf in meine Richtung.
    »Das alles tut mir wirklich leid. Sie war sicher ein wundervoller Mensch. Ich wünschte … ich wünschte, ich könnte mich bei ihr bedanken«, stieß ich hervor. »Dafür, dass sie ihn mir gegeben hat.«
    Seine Miene wurde merkwürdig zweifelnd. »Flora Hamilton ist hier das geringste Problem«, murmelte er kopfschüttelnd, machte kehrt und entfernte sich raschen Schrittes.
    Nun, es war einen Versuch wert gewesen.

25
    J ulian fuhr im Maserati zur Trauung und holte unterwegs Arthur Hamilton ab. Henry chauffierte mich in der schwarzen Limousine. Eric saß vorne, Charlie hinten neben mir.
    »Bin ich hier etwa deine Scheißbrautjungfer?«, neckte er mich und lehnte sich zurück. Er genoss seine wichtige Rolle in unserem Leben sehr.
    »Bei meiner Hochzeit gibt es keine Kraftausdrücke, okay?«
    »Was soll denn die Scheiße? Nur ein Scherz«, fügte er beim Anblick meiner Miene hinzu. Er kniff die Lippen zusammen und überlegte offenbar, was er denn Nettes zu mir sagen könnte. »Du siehst hübsch aus«, stellte er schließlich fest.
    »Danke«, erwiderte ich und musterte kurz mein Kleid. Es war ein knielanges elfenbeinfarbenes Etuikleid mit einem eleganten Rundausschnitt, nicht ganz weiß, nicht ganz beige. Passend für eine Ziviltrauung.
    Ein Grinsen breitete sich auf Charlies Gesicht aus. »Du erwartest bestimmt was Kleines, oder? Deshalb die Eile.«
    »Herrje, Charlie!«, zischte ich und spürte, wie ich errötete.
    »Wirklich, altes Mädchen?«, fragte er ehrfürchtig. Sein Lächeln verschwand. »Eigentlich sollte das ein Witz sein. Wow.« Ängstlich beäugte er meine Taille, als würde er damit rechnen, dass jede Sekunde ein Baby hervorbrechen könnte. »Der Typ muss ja ein toller Stecher sein.«
    »He, Charlie? Kraftausdrücke?«
    »Entschuldige, altes Mädchen.«
    »Und es ist geheim, okay? Streng vertraulich.«
    »Habe es im Tresor eingeschlossen und den Schlüssel weggeworfen.« Er schwieg einen Moment. »Darf ich der Pate sein?«, fragte er dann.
    »Auf gar keinen Fall.«
    Anstatt zu dem Standesamt zu fahren, wo wir gestern gewesen waren, hielt Henry an der schmutzigen weißen Mauer des Rathauses vor einer Seitentür, die zum Broadway hinausging. Das Auto stand noch kaum, als Eric schon hinaussprang und uns rasch ins Gebäude scheuchte. Wir wurden bereits von einem Anzugträger mit diensteifriger Miene erwartet, der eindeutig kein gewöhnlicher Sachbearbeiter war. Er begleitete uns zu den Aufzügen und in einen elegant ausgestatteten Wartebereich.
    »Mr. Laurence ist bereits drinnen«, teilte er mir mit, wies mit dem Kopf auf die Tür und öffnete sie.
    Wir begaben uns in einen großen Raum mit hoher Decke. Offenbar war es eine Art Büro mit einem schimmernden antiken Schreibtisch, vor dem zwei Stühle standen wie

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