Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)
Nein, ich spreche von meiner Mission. Die ganze Zeit habe ich versucht dich zu überzeugen, nicht auf diese Patrouille zu gehen und dich nicht in meine Zeit versetzen zu lassen. Doch vermutlich ist es dort viel sicherer für dich, oder?«
»Aber du hast doch selbst gesagt, dass man mich dann töten wird.«
»Allerdings ist das hier noch viel wahrscheinlicher. Und außerdem würde es früher passieren. Also hätte ich, wenn ich richtig nachgedacht hätte und nicht so egoistisch gewesen wäre, dich bei mir behalten zu wollen, Folgendes tun sollen: Dich gehen lassen und dir alles erzählen.« Ich drehte mich um und stützte die Handflächen auf seine Brust. »Ich sollte dir erklären, wie du verhindern kannst, dass sie dich umbringen.«
»Nein!«, protestierte er rasch. »Nein, Kate.«
»Nein? Es ist ganz leicht, Julian. Ich könnte dir genau beschreiben, wie das Wandern zwischen den Zeiten funktioniert, damit du weißt …«
»Nein, Liebling. Ich werde nicht gehen. Ich kann meine Abteilung nicht im Stich lassen, meine Familie, mein Zuhause, dich.«
»Bitte. Wem nützt du damit, dass du wartest, bis eine Granate dich in Stücke reißt?«
»Und was für ein Mann wäre ich, wenn ich mich davor drücke? Meine Männer und meine Offizierskameraden für eine bequeme Zukunft aufgebe? Und du wärst dann hier gestrandet und ganz allein auf der Welt?«
Ich grub die Finger in seine Haut. »Bitte hör mich an. Ich kann dich retten!«
»Kate, mein liebes Mädchen, habe ein bisschen Vertrauen zu mir.« Ein selbstbewusstes Lächeln auf den Lippen, legte er die Hände auf meine. »Du hast richtig gehandelt, indem du hergekommen bist, um mich zu warnen. Ich werde einfach eine andere Route nehmen und einen anderen Zeitpunkt wählen, um einen Bogen um dein magisches Zeitfenster zu machen. Ich lasse dich nicht hier zurück.«
Ich betrachtete sein Gesicht. Er hatte den Kopf an das matte Eisengeländer des Bettes gelehnt. Das Haar fiel ihm ins Gesicht. »Du bist dir deiner selbst so sicher. Julian, der Unfehlbare. Du bist davon überzeugt, dass du das Richtige tust und dass du alles im Griff hast.«
»In diesem Fall ist es so, Kate. Ich weiß es.« Sein Lächeln wurde zärtlich, und er berührte meine Wange. »Dich hier allein lassen? Jahrelang warten, bis ich dich wiedersehe? Niemals.«
»Julian, du benimmst dich wie … ein Welpe mit einem neuen Spielzeug. Die Sache ist ernst.«
»Ich meine es völlig ernst. Du bist diejenige, die sich nicht entscheiden kann. Erst willst du, dass ich bleibe, und jetzt soll ich plötzlich gehen.«
»Ich überlege nur, was das Beste ist.« Verzweifelt hielt ich inne. »Darf ich es dir wenigstens erklären, nur für den Fall, dass du es dir anders überlegst …«
Er hielt mir den Finger auf die Lippen. »Das werde ich nicht. Glaube mir, Kate.«
»Julian, du Dickkopf …« Ich küsste seine Haut und atmete seinen Duft ein. Er roch, wie ich es gewohnt war, und dennoch fremd – vermutlich eine andere Seife. Seine Brust war noch beinahe unbehaart und wundervoll glatt, und es wölbten sich die kräftigen Muskeln, die ich so gut kannte und liebte. »Dir zu glauben hat uns erst in diesen Schlamassel gebracht.«
Er lachte. »Süße Kate. Du kannst nicht gewinnen. Ich kenne meine Pflichten, und auch dein Flehen wird mich nicht dazu bringen, mich davor zu drücken.«
Ich sah ihn an und wollte schon widersprechen, doch im nächsten Moment spürte ich die allgegenwärtige Übelkeit im Magen wie eine Warnung.
Wie konnte ich Julian in die Zukunft schicken? Fort von seinem eigenen Kind, seinem einzigen Vermächtnis? Doch was würde andernfalls aus mir und dem Baby in mir werden? Würde es aufhören zu existieren? Durfte ich dieses Risiko eingehen? Die verschiedenen Gedankengänge verschlangen sich in meinem Kopf, bis ich sie nicht mehr entwirren konnte. Ich konnte nichts tun, um den Schaden wiedergutzumachen, denn ich hatte mich bereits zu stark eingemischt. Ich hatte aus Angst heraus gehandelt, aus Feigheit, weil ich nicht in der Lage gewesen war, mich einer Welt ohne Julian zu stellen. Und nun war ich nicht bereit, die Folgen meines Verhaltens zu durchdenken. Nichts ergab mehr Sinn. Ich hatte den sicheren Weg zu einer Lösung aus den Augen verloren.
Gut gelaunt fuhr er fort, ohne meine Zweifel zu bemerken: »Nein, ich bleibe, kämpfe fürs gute alte England und vergöttere meine verführerische neue Braut. Ein schönes Leben.«
Ich schluckte schmerzhaft. »Könntest du dich nicht zum Stab
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