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Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)

Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Meer der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatriz Williams
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fünfundzwanzigtausend Dollar zu haben. Ein Mittagessen und eine Runde Golf mit Tiger Woods fing bei fünfzigtausend Dollar an. Ich stieß auf massenweise Schönheitsfarmbesuche und Wochenenden in Aspen und eine Woche an Bord einer fünfzig Meter langen Privatjacht, komplett mit Kapitän, Mannschaft und Küchenchef. Beim Anblick einer Marquis JetCard – das Einstiegsmodell für einen NetJets-Anteil – mit einem Anfangsgebot von fünfundneunzigtausend Dollar musste ich insgeheim schmunzeln.
    Allmählich trafen die ersten teuer gewandeten Gäste ein. Eine elegante Blondine Mitte vierzig, an deren Hals ein undurchdringliches Gewirr dicker Perlen baumelte, beugte sich über das Golftreffen mit Tiger Woods und notierte ein Angebot. »Oho«, meinte da jemand neben mir, »man möchte nicht glauben, dass wir Rezession haben.«
    Ich blickte mich um – ein Mann mit schmalem Gesicht, schütteren Schläfen und fliehendem Kinn in einem steifen, zu großen Frack und außerdem mindestens zwanzig Zentimeter zu nah. »Tja, es ist noch nicht offiziell«, erinnerte ich ihn und wich einen Schritt zurück.
    Lächelnd wies er auf meine Hände. »Darf ich Ihnen noch etwas zu trinken holen?«
    Ich betrachtete mein fast leeres Glas. »Nein danke.« Ich erwiderte sein Lächeln. »Ich glaube, ich hatte schon fast zu viel.«
    »Was ist denn so schlimm daran?« Er grinste. »Etwas Interessantes gesehen?«
    »Nichts, was ich mir leisten könnte.« In der Hoffnung, ein bekanntes Gesicht zu entdecken, spähte ich über seine Schulter. Selbst Banner wäre mir jetzt willkommen gewesen.
    Er hielt mir die Hand hin. »Mark Oliver.«
    Ich nahm sie ganz vorsichtig; vielleicht gehörte er ja zu den Menschen, die einen schlaffen Händedruck verabscheuten. »Hallo, Mark. Kate Wilson.« Seine Handfläche war eindeutig feucht. Ich brachte meine Hand in Sicherheit.
    »Klingt bekannt.«
    »Ein häufiger Name. In meinem Abschlussjahrgang waren noch zwei andere Kate Wilsons.«
    »Oh, wo waren Sie denn auf dem College?«
    »Wisconsin.« Vielleicht würde ihn das ja vergraulen.
    »Ein Badger! Schlagen Sie ein.« Er hob die Hand.
    »Woo-hoo«, beendete ich den Schlachtruf. Wo zum Teufel war Charlie?
    »Ich selbst war ja in Yale«, fuhr er fort. »Aber ich kenne ein paar Leute aus Wisconsin. Meinen Zahnarzt zum Beispiel.«
    »Verzeihung«, sagte ich, »ich glaube, ich habe da drüben einen Bekannten entdeckt. Entschuldigen Sie mich.«
    »Bis später!«, rief er mir nach. »Wir sehen uns.«
    Langsam entfernte ich mich, in der Hoffnung, ein vertrautes Gesicht möge erscheinen, bevor ich das Ende des Raums erreicht hatte.
    »Kate! Was tut sich so?«
    »Charlie! Bin ich froh, dass du da bist. Du darfst bis zum Essen nicht von meiner Seite weichen. Das reine Single-Wachsfigurenkabinett hier.«
    »Muss echt hart sein«, erwiderte er. »Drink?«
    »Champagner. Aber ich komme mit.«
    Charlie mochte seine Fehler haben, doch am Tresen kannte er sich aus. In einer knappen Minute hatte er uns nicht nur etwas zu trinken besorgt, sondern uns den optimalen Standort gesichert, und zwar genau in der Mitte des Dreiecks zwischen Bar, Eingang und der Tür, aus der die Kellner mit den Vorspeisenplatten kamen. »Tut mir leid wegen der Suppe heute«, sagte ich, während ich mir ein Thunfischspießchen mit Pfefferkruste schnappte. »Alicia hat mich zum Klamottenkaufen entführt.«
    »Mach dir nichts draus. Ich habe sie selbst gegessen. Cremige Hühnersuppe mit Curry, altes Mädchen. Ein Gedicht.«
    »Tja, trotzdem danke, dass du an mich gedacht hast.«
    »Hat sich der Mann bei dir gemeldet?« Er zwinkerte mit dem rechten Auge.
    »Der Mann? Ach, du meinst Julian? Nein, er hat nicht angerufen. Ich glaube, er ist tagsüber berufstätig. Du weißt schon, ein bisschen Geld verwalten.«
    »Autsch, böse Falle, Mann.« Er nahm einen Schluck von seinem exotischen Bier. »Und, sauer?«
    »Pass auf, Charlie«, erwiderte ich. »Offenbar bist du wie alle anderen in dieser verrückten Stadt der irrigen Auffassung, dass zwischen mir und Julian Laurence etwas läuft. Was nicht der Fall ist. Nie so war. Und auch nie so sein wird.«
    »Habe nämlich gehört, dass er heute Abend hier sein wollte«, fuhr Charlie unbeirrt fort.
    »Woher hast du das?«
    »Banner. Er sagt, die Frau von Southfields Börsenchef sitzt im Spendenkomitee.«
    Geoff Warwicks Frau. Hätte ich mir eigentlich denken können. »Banner hat nichts als Mist im Kopf.«
    » Scheiße , Kate. Ich wiederhole es zum letzten Mal. Scheiße . Ja,

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