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Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)

Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Meer der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatriz Williams
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Kopf. »An den Grenzen der Zivilisation gibt es so viel zu tun. Ein paar Grizzlys das Fell abziehen zum Beispiel. Tabak bei den Eingeborenen eintauschen. Haben Sie denn Ihren Cooper nicht gelesen?«
    »Mein Gott.« Mit einem strahlenden Lächeln legte er die Gabel neben den Teller. »Wer sind Sie?«
    »Eindeutig kein wohlerzogenes englisches Mädchen.«
    »Nein, zum Glück. Aber Sie haben so etwas an sich, das ich nicht in Worte fassen kann.« Seine leicht rosigen Wangen nahmen eine kräftige rote Färbung an.
    Ich spürte, wie meine eigene Haut warm wurde. »Warum zum Glück?«, hörte ich mich fragen.
    »Verzeihung?«
    »Was haben Sie gegen wohlerzogene englische Mädchen?«
    »Ich glaube, es liegt nicht an den Mädchen an sich. Eher an dem ganzen Drumherum, dem …« Er betrachtete mich argwöhnisch. »Gut gemacht.«
    »Ich habe bei einem Meister gelernt.«
    »Wollen Sie mir denn gar nichts verraten«, flehte er. »Nicht einmal Ihren Nachnamen?«
    »Oh, den kann ich Ihnen auf keinen Fall sagen.« Lächelnd neigte ich den Kopf zur Seite. Ich hatte beinahe Spaß an der Sache. Meine Güte, wir flirteten ja. »Aber ich verspreche Ihnen, dass ich keine Spionin bin.«
    Er tat die Bemerkung unwirsch ab. »Nein, natürlich nicht.«
    »Nicht einmal im Entferntesten«, fuhr ich fort. »Ich würde nicht einmal wissen, wie ich es anfangen soll. Selbst nach drei Jahren an der Wall Street bin ich eine miserable Lügnerin.«
    »Wall Street?«, hakte er ungläubig nach. »Meinen Sie Aktien und so?«
    Mein Lachen kam von Herzen. »Aktien und so! Und das ausgerechnet von Ihnen!« Ich legte die Gabel weg und verschränkte die Hände unter dem Kinn, um ihn zu mustern. »Im Moment mögen Sie dieses Geschäft für vulgär und eine Jagd nach dem schnöden Mammon halten, Julian, aber ich schwöre Ihnen, dass Sie Ihre Meinung ändern werden.« Meine Stimme geriet ins Stocken. Ich senkte den Blick zu der elegant geschwungenen weißen Kaffeetasse, die neben meinem Teller auf einer Untertasse stand. »Das heißt, dass Sie Ihre Meinung ändern würden, wenn Sie die Gelegenheit dazu hätten«, beendete ich leise den Satz.
    Er lächelte höflich. »Könnte durchaus sein«, sagte er und wandte sich wieder seinem Frühstück zu. »Wie ich annehme, suchen Sie mich aus einem bestimmten Grund auf.«
    Ich riss mich zusammen. »Ja, richtig. Allerdings denke ich nicht, dass Sie mir glauben werden, wenn ich es Ihnen erkläre. Also sitze ich da und grüble über eine Möglichkeit nach, es Ihnen begreiflich zu machen, aber es fällt mir einfach nichts ein. Es ist zu …« Ich verkniff mir das Wort schräg . War es damals bereits mit dieser Bedeutung in den allgemeinen Sprachgebrauch eingeflossen? »… ungewöhnlich«, ergänzte ich, um auf Nummer sicher zu gehen.
    »Versuchen Sie es«, forderte er mich auf. »Ich bin nicht der oberflächliche Tropf, für den Sie mich halten.«
    »Oberflächlicher Tropf? Nehmen Sie wirklich an, dass ich Sie so einschätze?«
    »All der Unsinn über hohlköpfige Mädchen aus guter Familie. Die Tatsache, dass ich Ihnen nicht folgen kann.«
    Inzwischen beugte er sich vor. Sein so vertrautes ebenmäßiges Gesicht zeigte einen eindringlichen Ausdruck, als wollte er sich mir beweisen. Mein Julian, nur dass er es noch nicht wusste; mein angebeteter Julian, nun ein Soldat, der den Großteil seiner Tage inmitten von Schlamm, Blut und plötzlichen, willkürlich über einen hereinbrechenden Katastrophen verbrachte. Würde er deshalb empfänglicher für meine Geschichte sein? Hatte ich nicht irgendwo gelesen, dass der Hang zum Übernatürlichen in Kriegszeiten einen Aufschwung erlebte? Im schummerigen Licht der Glühbirne entdeckte ich ein Funkeln in seinen Augen, die wegen der khakifarbenen Uniformjacke noch grüner wirkten, und fühlte mich wie bei einem Sturz aus großer Höhe.
    »Verraten Sie mir eines«, begann ich leise, damit er das Gesicht nicht von mir abwandte. »Glauben Sie an das – wie soll ich es nennen? – zweite Gesicht? Die Fähigkeit, in die Zukunft zu sehen?«
    »Meiner Ansicht nach nichts als blanker Unsinn«, entgegnete er und richtete sich auf.
    Ich beugte mich vor. »Bedeutet das, dass Sie wirklich nicht daran glauben oder dass Sie es nicht glauben wollen?«
    Er nahm seine Tasse und trank einen Schluck Kaffee. »Vermutlich Letzteres.«
    »Können Sie mir dann nicht einfach vertrauen? Darauf vertrauen, dass ich weiß, wovon ich spreche? Dass ich die weite Reise gemacht habe, nur um Sie zu retten?«
    »Zu

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