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Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)

Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Meer der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatriz Williams
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Gesicht?«, erkundigte er sich leise.
    »Sie sagten doch, das sei nichts als Unsinn.«
    »Das habe ich bis jetzt auch immer gedacht.«
    »Julian, vertrauen Sie mir. Haben Sie keine Angst.«
    »Ich habe keine Angst.« Endlich drehte er sich um und erwiderte neugierig meinen Blick. In seinen Augen funkelten Gefühle und eine aufkeimende Erkenntnis, so wie ich sie vor all den Monaten in seiner Gegenwart empfunden hatte. »Und ich vertraue Ihnen«, fügte er hinzu.
    »Wirklich? Mir ist klar, wie dumm die Frage klingt, denn schließlich haben Sie mich gerade erst kennengelernt, und noch dazu unter ziemlich fragwürdigen Umständen.« Ich stützte das Kinn auf die Knie und betrachtete ihn. »Ich kann zu meiner Verteidigung nur vorbringen, dass Sie mir tatsächlich vertrauen können. Ich würde Ihnen nie im Leben schaden.«
    »Wer sind Sie?«, stieß er hervor.
    In dem kleinen Raum entstand Schweigen. Die einzige elektrische Lampe zischte, flackerte auf und erlosch. Doch als ich gerade nach der Kerze auf dem Nachttisch griff, ging sie wieder an.
    »Setzen Sie sich.«
    Er zögerte.
    »Sie brauchen sich ja nicht neben mich zu setzen«, schlug ich lächelnd vor. »Der Stuhl genügt völlig.«
    Er kam näher und ließ sich vorsichtig auf dem Bett nieder. Sein Geruch wehte zu mir hinüber – Seife, feuchte Wolle, Rauch und ein scharfer männlicher Duft.
    »Julian, es gibt da etwas, das ich weiß und das ich Ihnen mitteilen muss.«
    »Worum geht es?«, sagte er argwöhnisch, doch mit ruhiger Stimme.
    »Um etwas, das geschehen wird. Fragen Sie nicht, woher ich es weiß. Jedenfalls ist es der Grund, warum ich hier bin. Ich will Sie warnen.«
    »Wie um alles in der Welt …«
    »Keine Fragen, schon vergessen?«
    »Wie soll ich da keine Fragen stellen? Und wie Ihnen glauben, ohne Gewissheit zu haben?«
    Ich umfasste seine Hand mit beiden Händen. Er entzog sie mir nicht. »Nun, da hilft nur Vertrauen. Wenn ich Sie mir so anschaue, erkenne ich den Zweifel in Ihrem Blick. Und ich kann es Ihnen auch nicht verübeln. Wahrscheinlich bin ich nicht unbedingt die glaubwürdigste Person, der Sie je begegnet sind.«
    »Ich zweifle nicht an Ihnen, Kate«, flüsterte er. »Zumindest nicht an Ihren Absichten.«
    Ich lächelte. »Da bin ich aber erleichtert. Also haben Sie Zweifel, was den Wert meiner Informationen angeht. Oder … oder Sie könnten auch befürchten, dass ich recht habe, und wollen es deshalb nicht hören.«
    »Offen gestanden, bin ich nicht ganz sicher.« Seine Hand schloss sich langsam um meine.
    »Darf ich es Ihnen einfach sagen? Dann können Sie selbst entscheiden.« Mit der Fingerspitze malte ich langsam einen Kreis auf seinen Handrücken. »Darf ich?«
    Er nickte.
    »Danke. Es geht um Folgendes: Sobald Sie wieder an der Front sind, wird man Sie zu einer nächtlichen Patrouille einteilen. Klingt das wahrscheinlich?«
    Er verzog abfällig die Lippen. »Um das zu erraten, braucht man kein Hellseher zu sein. Sicher ist Ihnen bekannt, dass ich schon Dutzende hinter mir habe.«
    »Das ist mir zu Ohren gekommen.« Ich lächelte ihn an. »Sie und Ihre Heldentaten. Nur, dass es diesmal nicht so glimpflich ausgehen wird, Julian. Sie werden nicht wohlbehalten in den Schützengraben zurückkehren, sondern den Einsatz nicht überleben.« In der Sekunde, bevor die Lampe wieder ausging und uns beide in der Abenddämmerung zurückließ, sah ich, dass seine Züge erstarrten. »Und deshalb flehe ich Sie an, Julian«, fuhr ich fort, wobei es mir nicht gelang, das Zittern in meiner Stimme zu unterdrücken, »nicht an dieser Patrouille teilzunehmen.«
    »Woher wissen Sie das?«, erkundigte er sich verhältnismäßig gelassen.
    »Ich habe Sie doch gebeten, mich das nicht zu fragen.«
    »Wie …« Er biss sich auf die Lippe.
    Ich umfasste seine Hand fester. »Vertrauen Sie mir. Versprechen Sie mir, jemand anderen mit der Leitung dieses Einsatzes zu beauftragen.«
    Entschlossenheit zeigte sich auf seinem Gesicht. »Das«, entgegnete er, »kann ich nicht. Und ich werde es auch nicht tun.«
    »Sie wollen es sich nicht einmal überlegen?«
    »Natürlich nicht. Soll etwa ein anderer an meiner Stelle sterben?« Er schüttelte den Kopf. »Außerdem riskiere ich sowieso täglich mein Leben. Wir haben Krieg.«
    »Aber ich weiß es«, beharrte ich. »Es ist wahr, Julian.«
    »Es geht nicht darum, ob Sie die Wahrheit sagen«, erwiderte er sanft, »oder ob ich an Ihnen zweifle. Sie verstehen doch sicher, dass man seine Kameraden nicht im Stich lässt

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